Bochum. Scoopjet hat in Bochum zu Diskussionen geführt. Wurde mit Steuergeldern spekuliert? Wieso hat der Laden geschlossen? Ein Nachfolger ist gefunden.
Das war‘s mit dem Schlitten-Laden in der Bochumer Innenstadt. Das Geschäft Scoopjet, das im März des vergangenen Jahres auf der Huestraße eröffnet hat, ist dicht. Seit der vergangenen Woche ist das Ladenlokal leergeräumt. Vollständig geschlossen haben die Inhaber Michal Cervenka und Sven Janner allerdings schon Ende Juni, sagt Cervenka auf WAZ-Anfrage.
Scoopjet gehörte zu einem der Geschäfte in Bochum, die von dem Sofortprogramm Innenstadt profitierten. Durch dieses wurde die Miete von Ladenlokalen bis zu zwei Jahre bis zu 80 Prozent gefördert – Ende des vergangenen Jahres lief das Programm planmäßig aus, informiert Stefanie Bersin, Sprecherin der Bochumer Wirtschaftsentwicklung. Daher sei die Förderung von Scoopjet nicht vorzeitig beendet worden, sondern lief ordnungsgemäß aus. Wie viel Zuschuss Scoopjet tatsächlich bekommen hat, ließ die Bochumer Wirtschaftsentwicklung offen und verweist auf den Datenschutz.
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Sofortprogramm Innenstadt in Bochum: Bund der Steuerzahler mit Kritik
Immer wieder sorgte der Schlitten-Laden für Diskussionen. Der Miet-Zuschuss warf Fragen auf, auch der Bund der Steuerzahler war skeptisch. „Das hilft der Bochumer Innenstadt sicher nicht“, sagte Jens Ammann vom Bund der Steuerzahler im August des vergangenen Jahres. Er finde es schwierig, so mit Steuergeldern zu spekulieren. Denn: Die Miet-Zuschüsse werden durch Steuergelder finanziert.
Diesen Vorwurf weist Bersin zurück. „Hier von der Verschwendung von Fördermitteln zu sprechen, halten wir für nicht richtig“, sagt sie und belegt das mit Zahlen: Innerhalb des Förderzeitraums seien 30 Mietverträge geschlossen worden. 80 Prozent davon seien nach dem Förderprogramm verlängert worden.
Auch Scoopjet verlängerte den Vertrag mit dem Vermieter, sagt Bersin. Für welche Dauer dieser ausgelegt war, sowie weitere Vertragsinhalte, seien allerdings nicht bekannt.
Scoopjet in Bochum geschlossen: „Brauchen mehr Fläche“
Aber wieso wurde das Geschäft an der Huestraße geschlossen? „Wir brauchen mehr Fläche“, sagt Cervenka. Das Ladenlokal in der Bochumer Innenstadt sei nicht groß genug, um ausreichend Büroarbeitsplätze zu installieren. Hinzu komme die benötigte Lagerfläche sowie eine Werkstatt, um neue Produkte zu entwickeln. „Wir haben da noch ein bisschen improvisiert, die Fläche war ja auch nicht klein, aber sie war dafür begrenzt“, sagt Cervenka.
Ein neues Gebäude hätten sie bereits gefunden – in Hattingen. „Mit der dreifachen Fläche. Das wird für die nächsten Jahre unsere Vertriebszentrale sein.“ Für zwei Standorte sei es noch zu früh: „Die regulären Kosten für so ein Ladenlokal sind nochmal andere“, sagt Cervenka.
Kein weiteres Scoopjet-Geschäft zunächst geplant
Ein Flagshipstore, wie Scoopjet es in Bochum war, sei laut ihm auch nicht mit einem klassischen Einzelhandelsgeschäft zu vergleichen. Flagshipstores dienen dazu, das Unternehmen zu repräsentieren. Sie sind nicht nur dazu da, um Produkte zu verkaufen, sondern sind eine Art Markenbotschafter. Das bestätigt auch Bersin von der Wirtschaftsentwicklung: „Scoopjet war kein reiner ,Schlitten-Laden´, sondern ein Concept-Store, der sich durch Kooperationen und als Lifestyle-Produkte präsentierte.“
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Ein solcher Handel, wie er in Bochum war, sei aktuell nicht geplant, sagt Cervenka. „Wir freuen uns aber, das zur richtigen Zeit wieder zu machen“, sagt Cervenka. Die Geschäftspartner würden sich zunächst auf die kommende Sommersaison vorbereiten – vom Scoopjet gebe es bereits ein Prototyp, um ihn auch auf dem Wasser zu nutzen.
Schlitten-Laden in Bochum: „Hatten Kontroversen schon im Vorfeld im Blick“
Das Ziel der Scoopjet-Geschäftspartner sei es, international Geschäfte zu eröffnen. Die Geschäftspartner verfolgen ein langfristiges Konzept: „Wir haben einen Zehnjahres-Plan“, sagt Cervenka. Dafür seien sie mit ihren Destinationspartner im Austausch und arbeiten mit internationalen Importeuren zusammen.
„Wir hatten eigentlich eine sehr gute Zeit. Mit allen Kontroversen, die dazu gehören, die wir aber auch im Vorfeld schon im Blick hatten.“
Dennoch wollen die Geschäftspartner die Zeit in Bochum nicht missen – von dem Netzwerk des Bochumer Einzelhandels seien sie begeistert gewesen. „In Bochum haben wir sehr viele wertvolle Erkenntnisse über den Einzelhandel gewinnen können“, sagt Cervenka. Sie haben so eine Vorlage für zukünftige Einzelhandelskonzepte erarbeiten können. „Wir hatten eigentlich eine sehr gute Zeit. Mit allen Kontroversen, die dazu gehören, die wir aber auch im Vorfeld schon im Blick hatten.“
Nachfolger bereits gefunden: Kein weiterer Leerstand in Bochumer Innenstadt
Für das Ladenlokal direkt in der Bochumer Innenstadt gibt es aber bereits einen Nachfolger – ein weiterer Leerstand entsteht nicht. Das verraten auch die Schilder, die an den Glastüren des Ladenlokals hängen: „Görtz Lifestyle“ wird dort einziehen. Wann genau, ist aber noch nicht bekannt.