Bochum. Trennsteine an der Hattinger Straße sollten Radfahrer vor Autos abschirmen. Für einen 33-Jährigen wurden sie zur Gefahr. Nun werden sie entfernt.
Nach einem Unfall auf der Hattinger Straße in Bochum wird nun eine einstige Schutzmaßnahme zurückgebaut. Ein abgeflachter Trennstein trennt seit Juni 2023 auf der Hattinger Straße in Bochum den Radweg von der Autofahrbahn. Die Abgrenzung sollte mehr Sicherheit für Radfahrer versprechen. Dem 33-jährigen Radfahrer Philip Debes aus Herne wurde der Trennstein jedoch zum Verhängnis – nach dem Überholen kam er beim Überfahren des Streifens zu Fall.
Wie die CDU-Ratsfraktion aus Bochum mitteilt, wird der umstrittene Trennstein zwischen der Fahrbahn und dem Radfahrstreifen auf der Hattinger Straße kurzfristig zurückgebaut. „Wir haben von Anfang an vor dieser Maßnahme gewarnt und vorausgesehen, dass die Stadt irgendwann die Notbremse ziehen muss“, erklärt der verkehrspolitische Sprecher der CDU-Ratsfraktion, Stefan Jox, der auch Ehrenfelder Ratsmitglied ist. „Es ist bedauerlich, dass man nach den ersten Unfällen von Radfahrern noch so lange gewartet hat, bis nun endlich Konsequenzen gezogen werden.“ Von den Unfällen hätten Ärzte schon im Januar berichtet.
Zur Erinnerung: Philip Debes hatte es auf einer Radtour nur noch sechs Kilometer weit bis nach Hause. Um eine langsamere Radfahrerin zu überholen, wechselte er vom Radweg auf die Straße – problemlos. Auf dem Weg zurück auf den Radweg überraschte ihn der kaum sichtbare Trennstein und er stürzte.
„Mir war auch gar nicht klar, was überhaupt passiert war, bis mich die Ersthelferin auf diesen seltsamen Bordstein aufmerksam machte.“
„Ich konnte 30 Sekunden lang nicht atmen. Mir war auch gar nicht klar, was überhaupt passiert war, bis mich die Ersthelferin auf diesen seltsamen Bordstein aufmerksam machte“, erzählt Debes. „Ich komme nicht aus Bochum, sowas habe ich vorher noch nie gesehen!“
Radbordstein soll mehr Sicherheit für Radfahrer schaffen
Nach dem Abbau der Straßenbahnschienen gab es auf der Hattinger Straße die Gelegenheit, den Platz auf der Straße für Pkw- und Radfahrer neu zu verteilen und einen Radfahrstreifen anzulegen, erklärt Stadtsprecher Thomas Sprenger. „Dabei stand auch der Wunsch nach mehr Sicherheit für die Radfahrenden im Fokus.“
„Autos müssen den Trennstein überfahren können, um auf die anliegenden Parkplätze zu kommen.“
Seit Juni 2023 sei der Weg nun befahrbar. Zur Fahrbahn hin sei der Trennbordstein erhöht, damit Autofahrer ihn deutlich spüren, wenn sie unabsichtlich an den Stein heranfahren. „Autos müssen den Trennstein aber überfahren können, um auf die anliegenden Parkplätze zu kommen“, so Sprenger. Für bessere Sichtbarkeit strich die Stadt Bochum den ehemals grauen Stein weiß. Optisch ähnelt er nun allerdings einer normalen Fahrbahnmarkierung.
„Dadurch, dass der Grenzstein zur Fahrradseite hin bis auf null Zentimeter abgeflacht ist und es viele Lücken im Stein gibt, ist der Wechsel vom Radweg auf die Straße relativ problemfrei möglich“, sagt Gerlinde Ginzel, Vorsitzende des ADFC. „Das Problem sind nicht die Steine an sich, sondern, dass es durch die anliegenden Parkplätze zu wenig Platz zum Überholen von anderen Radfahrern oder unbefugt parkenden Autos gibt.“
Die Radfahrer müssen dann auf die Straße ausweichen und über die vier bis fünf Zentimeter hohe Kante des Bordsteins wieder zurück auf den Radweg fahren. Dabei kann es zu Stürzen kommen. Die Initiative Radwende Bochum kritisiert außerdem, dass die Stadt keine Anlieferungsparkplätze ausweist: „Die notwendigen Anlieferungen der zahlreichen Geschäfte kann dort daher gar nicht ohne Verkehrsverstöße funktionieren.“
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„Protective Bikeline“ als Trennung zwischen Straße und Radweg
Der flache Bordstein auf der Hattinger Straße ist einer von mehreren Testversionen einer „Protective Bikeline“ (zu Deutsch: geschützter Radstreifen). Darunter verstehe man, so der ADFC, Fahrradwege, die direkt neben Straßen liegen, aber durch bauliche Elemente vom Autoverkehr getrennt sind. Neben den flachen Trennbordsteinen auf der Hattinger Straße montierte die Stadt Bochum schon 2020 an der Universitätsstraße zwei große, aneinander betonierte Bordsteine. Am Steinring sollen kleine Noppen auf den Fahrbahnmarkierungen den Autos beim Überfahren der Linie Rückmeldung geben.
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Auch Radfahrer Philip Debes ist nicht generell gegen neue Radprojekte, bemängelt aber die Umsetzung: „Die Grundidee ist ja gut. Aber entweder müssen die Steine durch Markierungen sichtbarer gemacht werden, oder es braucht eine andere Lösung. So ist das gefährlich, vor allem, wenn man die Steine nicht kennt.“