Bochum. Wer in Bochum eine Schwangerschaft abbrechen möchte, steht vor Problemen. Nur ein Arzt führt Abbrüche durch. Es gab eine Alternativ-Idee.
Dr. Goran Vidovic führt Abtreibungen in seiner Praxis in Wattenscheid durch. In Bochum ist er der Einzige, der diesen Eingriff anbietet. Ein Nachfolger für den Gynäkologen, der sich eigentlich schon längst in den Ruhestand hätte verabschieden können, gibt es bislang nicht. Verschiedene Akteure in der Stadt, darunter Pro Familia und der Frauenbeirat, setzen sich deshalb schon seit einigen Jahren aktiv dafür ein, die Rahmenbedingungen zu ändern und die medizinische Versorgung in diesem sensiblen Bereich zu sichern.
Eine der zentralen Forderungen von Pro Familia und dem Frauenbeirat ist die Einrichtung sogenannter Sterilräume – spezielle Praxisräume, die mit den notwendigen medizinischen Geräten ausgestattet sind und in denen Ärzte temporär arbeiten können, um Schwangerschaftsabbrüche durchzuführen. Für Gynäkologen, die gelegentlich Abtreibungen durchführen möchten, ohne ihre reguläre Praxisarbeit zu stark zu beeinträchtigen, wäre dies eine attraktive und kostengünstige Option, erklärt Dorothee Kleinschmidt, Ärztin im Team der Beratungsstelle Pro Familia in Bochum. Bereits 2019 signalisierten mehrere Gynäkologen aus Bochum in einer Umfrage der Beratungsstelle Interesse an einem solchen Modell.
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Abtreibung in Bochumer Krankenhaus: Plan scheitere kurz vor der Umsetzung
Zunächst waren Pro Familia und der Frauenbeirat dafür nach der Auswertung der Umfrage mit Krankenhäusern und chirurgischen Praxen in den Austausch getreten. Die Idee: Das Angebot könnte hier angegliedert werden. Mit einem Krankenhaus habe es vor ein paar Jahren bereits beinahe eine Einigung gegeben, dann sei die Leitung aus Imagegründen zurückgerudert, sagt Kleinschmidt.
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Seitdem suchen Frauenbeirat und Pro Familia nach einer Alternative. Zuletzt hatten sie die Idee, dass die Stadt – gefördert durch Landesmittel – eine Praxis anmieten und entsprechend ausstatten könnte. Dazu standen sie die vergangenen Monate in engem Kontakt mit dem Gesundheitsamt, das eine Beschlussvorlage für den Rat hätte ausarbeiten können.
Keine Gelder vom Land: Wie könnte die Abtreibungs-Versorgung sonst gesichert werden?
Nun sei bei einem Gespräch am Montag, 19. August, jedoch bekannt geworden, dass das Land für derartige Zwecke keine Gelder zur Verfügung stelle, erklärt Janis Loewe aus dem Leitungsteam der Pro Familia Beratungsstelle Bochum. Zwar sei es in der Pflicht, die Versorgung sicherzustellen, halte aber auch weitere Anreisen für zumutbar, erklärt Kleinschmidt. Ob und wie dennoch Sterilräume finanziert werden können, sei bislang unklar.
Dennoch plant Pro Familia sich nun angesichts dieser Entwicklung mehr damit auseinanderzusetzen, wie zumindest mehr Gynäkologen in Bochum die medikamentösen Eingriffe stemmen könnten Angesichts dieser Entwicklung – und damit, ob es hierfür vielleicht ja auch einen Ansatz gibt, der nicht von einer Finanzierung durch öffentliche Mittel abhängig ist.
„Würden alle Praxen den Schwangeren, die abtreiben wollen, einen medikamentösen Eingriff anbieten, die ohnehin schon bei sich in der Praxis in Behandlung sind, würde das die Lage schon deutlich entspannen“, erklärt Kleinschmidt. Dafür, stellt sie sich vor, könnten die Praxen dann ja auch zusammenarbeiten und einen gemeinsamen, beispielsweise rotierenden Notdienst einrichten.