Bochum-Stiepel. Wolfgang Dominik beschwert sich über zugewachsenen Ruhrweg direkt am Kemnader See. Er fordert die Stadt Bochum auf, den Weg freizuschneiden.
Seit vielen Jahren geht der Bochumer Wolfgang Dominik (79) mit seiner Frau und seinem Hund regelmäßig an der Ruhr spazieren. Schon als Jugendlicher sei er in der Jungschar, einer Art Pfadfindergruppe, über den Leinpfad gelaufen, erzählt er. Doch jetzt ist sein Lieblingsweg zum Großteil nicht mehr begehbar. Pflanzen überwuchern den alten Pfad. Warum aber ist dieser Weg dem Bochumer so wichtig?
Zugewucherter Leinpfad in Bochum-Stiepel sorgt für Verwunderung
Zum einen sei der Leinpfad Kulturgut, meint Dominik. Vom 18. bis ins frühe 20. Jahrhundert liefen Pferde über den Leinpfad, die über die namensgebenden Leinen mit Schiffen verbunden waren. Auf diese Weise wurden die Schiffe flussaufwärts gezogen, nachdem sie die abgebaute Kohle bis zum Duisburger Hafen transportiert hatten. Diese Praktik war auch als „Treideln“ bekannt. Mit zunehmender Industrialisierung und dem Ausbau der Eisenbahn verlor die Ruhr als Wasserweg und damit auch der Leinpfad an Bedeutung. An der Alten Fähre findet sich heute noch eine Gedenktafel, die an die alte Praktik erinnert.
Konflikte zwischen Rad- und Fußverkehr
Neben der kulturellen Bedeutung geht es dem Bochumer aber auch um praktische Aspekte. „Es kommt immer wieder zu Konflikten zwischen Fußgängern und Radfahrern“, sagt er. Seiner Erfahrung nach brülle manch Radfahrer „schon vorsorglich“. Dabei sei der Weg eigentlich zur Mischnutzung gedacht. Der etwa zwei Meter breite, gepflasterte Leinpfad könnte die Situation entschärfen und als Fußgängerweg dienen. Grundsätzlich brauche es aber auch gegenseitige Rücksicht.
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Östlich der Ruhrbrücke an der Kemnader Straße, im Zuständigkeitsgebiet der Freizeitgesellschaft Metropole Ruhr, sei die Situation auch besser: Hier ist der Weg weitgehend frei. „Wir stoßen mit unseren Grünarbeiten jedoch auch auf Widerstand“, teilt die Freizeitgesellschaft mit. „Viele Leute fühlen sich durch die Maschinen gestört und fordern von uns, dass wir nachts arbeiten.“
Westlich der Brücke, im Zuständigkeitsgebiet der Stadt Bochum, beginnt der grüne Dschungel. „Möglicherweise wurden auch Gelder gekürzt“, gibt Wolfgang Dominik zu bedenken. Er habe das Gefühl, früher sei mehr gemacht worden. „Es muss ja nicht direkt der ganze Weg bis zum Stein freigelegt werden. Einmal mähen würde schon helfen.“
Ruhraue ist Lebensraum vieler bedrohter Arten
Die Stadt Bochum hat dafür allerdings eine Erklärung: Das Naturschutzgebiet Ruhraue Stiepel ist Lebensraum vieler geschützter Tier- und Pflanzenarten. Einige davon stehen auf der Roten Liste NRW und sind landesweit in ihrem Bestand gefährdet. Schnitt- und Pflegemaßnahmen dürfen daher erst wieder im November stattfinden. In der Zeit zwischen dem 1. März und dem 30. September ist laut Bundesnaturschutzgesetz das Schneiden und Beseitigen von Hecken und Gebüschen verboten.
Plege- und Schnittmaßnahmen für den Herbst geplant
Aktuell sei der Leinpfad für Fußgänger nur eingeschränkt nutzbar, das Gehölz werde jedoch von brütenden Vögeln bewohnt. Im betroffenen Abschnitt am Leinpfad sind beispielsweise Bachstelzen und Sumpfrohrsänger bekannt. Auch Insekten tummeln sich im grünen Dickicht. Zudem habe es in diesem Jahr sehr viel geregnet. Wenn dann noch die Sonne scheint, sind das gute Voraussetzungen für das Pflanzenwachstum. „Für den Herbst sind aber ausführliche Schnittmaßnahmen geplant, um die Nutzung des Leinpfades für Fußgänger wieder zu ermöglichen“, teilt die Stadt mit.
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