Bochum. Aktuelle Zahlen zeigen: Immer mehr Kinder in Bochum sprechen schlechtes Deutsch. Was bedeutet das für die Schulen? Zwei Schulleitungen erzählen.
Mehr als 3300 Kinder sind in der vergangenen Woche eingeschult worden. Jedes sechste davon spricht kein oder schlechtes Deutsch. Das geht aus Zahlen hervor, die die Stadt Bochum auf Anfrage der WAZ Bochum mitgeteilt hat.
Demnach sprechen von den diesjährigen i-Dötzchen 2760 Kinder (fast) fehlerfreies Deutsch, beziehungsweise handelt es sich um deren Muttersprache. 242 Kinder sprechen Deutsch mit erheblichen Fehlern, 333 radebrechendes oder gar kein Deutsch.
Immer mehr Erstklässler in Bochum – und immer mehr sprechen kein Deutsch
Peter van Dyk, Sprecher der Stadt Bochum, erklärt: „Im Rahmen der Schuleingangsuntersuchung werden die Deutschkenntnisse der Kinder im Rahmen des ärztlichen Teils der Schuleingangsuntersuchung bewertet. Die Bewertung erfolgt ausschließlich, wenn die Erstsprache der Kinder nicht Deutsch war.“
Die Stadt greift dabei auf Datensätze von 3335 Kindern, die in die erste Klasse kommen, zurück. „Diese Zahl ist als vorläufig zu betrachten, da vereinzelt noch Untersuchungen nachgeholt werden und die Daten noch nicht bereinigt wurden“, so van Dyk. 23 der untersuchten Kinder wurden insgesamt vom Schulbesuch zurückgestellt. Der Grund dafür müssen aber nicht zwangsläufig schlechte Deutschkenntnisse sein.
Kinder ohne Deutschkenntnisse? Schulleitungen berichten aus dem Alltag
Die aktuellen Zahlen der Stadt zeigen zum einen: Es gibt immer mehr Erstklässler, zum Schuljahr 2019/20 waren es beispielsweise 2859, fünf Jahre zuvor 2740. Zum anderen zeigt sich: Immer mehr Erstklässler sprechen kein oder schlechtes Deutsch. 2019 waren es 215, 2014 84 Kinder.
Aber was bedeutet das im Alltag? Wir haben bei den Schulen nachgehört. Johannes Maneke, Schulleiter der Gemeinschaftsgrundschule Westenfeld, erklärt: „In den sieben Jahren, die ich an dieser Schule bin, habe ich nicht das Gefühl, dass die Deutschkenntnisse schlechter geworden sind. Wir hatten in diesen Jahren die ganze Zeit viele Flüchtlinge und dadurch auch einen hohen Anteil an Kindern, die kein oder nur wenig Deutsch sprechen.“ Was aus seiner Sicht auffällig sei: Es gebe immer mehr Kinder mit logopädischen Problemen sowie Kinder, die in Deutschland geboren sind, aber kein Wort Deutsch sprechen.
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Das führe zu diesen Herausforderungen: „Häufig stellt sich die Kommunikation mit den Eltern der Kinder, die kein oder wenig Deutsch sprechen, als sehr schwierig dar. Dadurch wird die Zusammenarbeit am und für das Kind erschwert. Das ist sicherlich ein Nachteil für diese Kinder“, so Maneke. Was noch hinzukommt: Jeder Unterricht sei so sprachsensibel.
Individuelle Förderung und offener Ganztag
Auch an der Carolinenschule hat die Schulleitung nicht das Gefühl, dass die Anzahl der Kinder, die kein oder kaum Deutsch sprechen, gestiegen ist. „Ich würde sagen, dass es früher auch schon so war, dass Kinder gekommen sind, die gebrochenes Deutsch gesprochen haben“, erklärt Jessica Strübbe aus dem Schulleitungsteam. Generell sei die Schülerschaft auf der privaten Grundschule recht international geprägt, was auch an dem bilingualen Schwerpunkt liege – der Alltag und der Unterricht finden auf Deutsch und Englisch statt.
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Es sei keine Ausnahme, dass Kinder komplett ohne oder mit sehr wenigen Deutschkenntnisse auf die Grundschule kommen oder wechseln. „Wir legen viel Wert auf die individuelle Förderung“, erklärt Strübbe, die die Schule gemeinsam mit Regina Weißenberg leitet. Das passiere in Förderstunden, in denen die Kinder in getrennten Gruppen lernen, zudem gebe es Vertiefungen in dem Bereich „Deutsch als Fremdsprache“. Hilfreich sei der Offene Ganztag, durch den die Kinder zum Beispiel alle dieselbe Unterstützung bei den Hausaufgaben bekommen, ganz unabhängig davon, ob die Eltern gut Deutsch sprechen oder nicht.