Bochum-Innenstadt. Bei FitX am Bahnhof Bochum ist seit Monaten der Fahrstuhl kaputt. Während die Fitnesskette eine Lösung sucht, wächst bei einem Kunden der Frust.
Radfahren, Rückengymnastik, Ausdauersport: Für WAZ-Leser Gregor Kalender gibt es viele gute Gründe, das Fitnessstudio FitX auf der Wittener Straße direkt hinter dem Hauptbahnhof Bochum zu besuchen. „Ich bin dort sehr gern“, sagt er. „Die Trainer sind nett, die Geräte sind gut.“ Doch für den 79-Jährigen, der seit einem Unfall vor fünf Jahren eine Schwerbehinderung von 80 Prozent hat, gibt es ein Problem.
44 Stufen bis ins Fitnessstudio: Für Gregor Kalender nicht zu bewältigen
Das Studio befindet sich im oberen Stockwerk des ehemaligen Post-Gebäudes – und das Treppenhaus bis dort hinauf kann er ohne die Hilfe eines Fahrstuhls nicht bewältigen. „Seit Monaten ist der Fahrstuhl defekt“, sagt er. „Und die Fitnesskette sieht sich offenbar nicht in der Lage, den Zugang zu ihrem Studio auch behinderten Menschen möglich zu machen.“
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Dabei möchte Gregor Kalender nichts lieber tun, als sich körperlich fit zu halten, denn der Sport begleitet ihn schon sein ganzes Leben. Von 1972 bis 2010 war er Leiter des Hochschulsports an der Ruhr-Universität-Bochum. Von Judo über Fußball bis Tauchen und Segeln: Kalender ist in diversen Sportarten trainiert, sein Wissen gab er unzähligen Studenten weiter. „Wir haben auch viele Exkursionen gemacht“, erzählt er. Seine größte Passion war immer das Schwimmen: Beinahe täglich zog er seine Bahnen beim Schwimmverein Blau-Weiß im Wiesental.
Sturz mit dem Fahrrad hatte schwere Folgen
Vor fünf Jahren zog er sich bei einem Sturz mit dem Rad einen Oberschenkelhalsbruch zu, der sein Leben veränderte. Hinzu kamen zwei OPs unter anderem wegen eines Bandscheibenvorfalls. „Das kaputte Kreuz habe ich von meinem Vater geerbt, das war für mich schon immer ein Problem“, sagt er. Der Rat seiner Ärzte sei eindeutig gewesen: „Sie haben mir alle gesagt, dass Bewegung ungemein wichtig ist. Ich soll in angemessenem Rahmen weiterhin Sport treiben.“
So trat Kalender schon vor über zehn Jahren der Fitnesskette FitX bei. Seine Wahl fiel sofort auf die Filiale hinter dem Hauptbahnhof, die für ihn von zu Hause gut zu erreichen ist. Umso größer ist der Ärger, dass dort bereits seit Mai der Fahrstuhl defekt ist. „Es sind 44 Stufen bis ins Studio hinauf“, sagt er. „Einmal habe ich mich an Krücken dort rauf gekämpft, aber das tat mir nicht gut.“
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Seit über drei Monaten ist der Lift defekt
Vor allem kann er nicht verstehen, warum der seit über drei Monaten defekte Lift nicht schon längst repariert worden ist. „Das geht nicht nur mir so. Viele Kunden regen sich darüber auf“, sagt er. „Es kann doch nicht sein, dass Behinderte, die Sport treiben wollen und sollen, an der Unfähigkeit und Unwilligkeit des Studio-Managements scheitern.“
„Es sind 44 Stufen bis ins Studio hinauf. Einmal habe ich mich an Krücken dort rauf gekämpft, aber das tat mir nicht gut.“
Die Unternehmenszentrale in Essen teilt auf Nachfrage mit, dass das Problem schon länger bekannt sei. Allerdings falle die Funktionsfähigkeit des Aufzugs zunächst in den Verantwortungsbereich des Vermieters: „Es waren umfangreiche Abstimmungsprozesse nötig, bis FitX als Mieter das Thema übernehmen konnte“, sagt Sprecherin Nadine Döring.
FitX peilt „zeitnahe Lösung“ an
Um „eine zeitnahe Lösung“ herbeizuführen, sei eine Wartungsfirma damit beauftragt worden, die benötigten Ersatzteile zu bestellen. „Leider haben sie lange Lieferzeiten und sind noch nicht bei uns eingetroffen, sodass wir den Prozess der Instandsetzung zum aktuellen Zeitpunkt nicht direkt beeinflussen können.“ Mit anderen Worten: Wann genau der Aufzug repariert werden kann, ist unklar.
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„Wir können unseren Mitgliedern, die auf Barrierefreiheit angewiesen sind, daher derzeit nur anbieten, für ihr Training auf unsere drei anderen Studios in Bochum auszuweichen“, sagt die Sprecherin. So sei das Studio in Wattenscheid komplett ebenerdig erreichbar, in Harpen gebe es zur Überbrückung der Stufen zwischen den beiden Studio-Ebenen einen funktionierenden Lift.
Für Gregor Kalender nur ein schwacher Trost: „Dann werde ich wohl erstmal bis nach Harpen fahren müssen“, meint er. „Aber warum das alles so lange dauert, kann ich trotzdem nicht verstehen.“