Bochum. Die Performance „The Faggots and their Friends“ in der Jahrhunderthalle Bochum kommt nicht bei jedem gut an. Dabei sind die Darsteller großartig.
Neue Intendanz, neue Regeln: Zum Start der ersten Spielzeit der Ruhrtriennale unter Leitung von Ivo Van Hove müssen sich die Zuschauer in der Bochumer Jahrhunderthalle auf ein paar Änderungen einstellen. Dazu zählt die Nachmittagspremiere: Zu ungewöhnlich früher Uhrzeit am Samstag um 16 Uhr beginnt die Deutsche Erstaufführung von „The Faggots and their Friends between Revolutions“. Ausverkauft ist die Premiere nicht.
„The Faggots and their Friends“: Wilde Performance von 15 Musikern, Tänzern und Schauspielern
Die rund 100-minütige Performance des Regisseurs Ted Huffmann und des Komponisten Philip Venables wird mit Hingabe dargeboten von einem 15-köpfigen Ensemble aus Tänzern, Musikern und Schauspielern – und basiert auf dem gleichnamigen Manifest des Autors Larry Mitchell aus dem Jahr 1977, das vor allem in der queeren Community bis heute Kultstatus genießt. Das englische Wort „Faggot“ steht dabei abwertend für einen schwulen Mann, wobei der Aufführung jegliche Form von Beleidigung oder Ausgrenzung völlig fremd ist.
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Allerdings merkt man dem bunten Spiel auch an, dass die literarische Vorlage etwas in die Jahre gekommen ist. Sie stammt aus einer Zeit, in der Homosexualität in vielen Ländern noch deutlich größeren Widerständen ausgesetzt war als es heutzutage glücklicherweise der Fall ist. So wirkt der auf der Bühne in epischer Breite dargebotene Kampf der „Faggots“ gegen die Unterdrückung durch die herrschende Hetero-Klasse mittlerweile leicht antiquiert.
„The Faggots and their Friends“: Charmante Zwiesprache mit dem Publikum
Hinreißend hingegen ist es, wie das Ensemble den Text auf die Bühne bringt: Mit einem wilden Mix aus Tanz, Musik und Rezitation, teils in ohrenbetäubender Lautstärke, teils in charmanter Zwiesprache mit dem Publikum, sorgen die 15 Darsteller für eine spitzfindige und sympathische Auseinandersetzung mit queerer Kultur. Mit Klavier, Cembalo, Schlagwerk und Harfe wird beschwingt musiziert, die Choreografie ist punktgenau gearbeitet.
„The Faggots and their Friends“: Überraschend kurzer Beifall
Der Beifall fällt überraschend kurz aus. Einige sprinten förmlich aus der Vorstellung, weil schon um 19 Uhr die nächste Opernpremiere in Duisburg beginnt. Andere feiern das Ensemble frenetisch, manche wenden sich auch etwas irritiert ab. „Ein wunderbares Theatererlebnis“, lobt einer beim Hinausgehen. „Die Schauspieler waren gut, aber mit dem Thema konnte ich nichts anfangen“, meint ein anderer. „Es zerrte ziemlich an den Nerven.“
Wieder zu sehen am Montag und Dienstag, 19. und 20. August, jeweils um 20 Uhr. Nach der Vorstellung am Montag gibt es ein Publikumsgespräch gegen 22.10 Uhr. Karten: ruhrtriennale.de