Bochum. Von „Babylon Berlin“ bis „Der große Bellheim“: In Bochum sind bekannte Filme entstanden. Auch eine Oscar-Preisträgerin war hier. Eine Übersicht.
Gerade drehen sie wieder: Die Gangsterballade „Solon“ des Filmemachers Samir Saad entsteht in diesem Sommer mitten in Bochum. Als Drehorte wurden etwa das Exzenterhaus, der Fiege-Brauhof und das Livingroom ausgeguckt – nur eines von zahlreichen Projekten, die regelmäßig hier gedreht werden. „Pro Jahr erreichen uns etwa 30 Drehanfragen“, teilt Stadtsprecher Peter van Dyk mit. „Aktuell gibt es eine weitere für einen größeren Dreh am Rathaus für eine TV-Serie.“
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Als Drehort ist Bochum stark gefragt
Zwar dürften in Bochum wesentlich weniger Filme entstehen als in den umliegenden Metropolen wie etwa in Köln und Düsseldorf – und leider hat die Stadt noch immer kein eigenes „Tatort“-Team wie Dortmund und Münster. Und doch ist es erstaunlich, welche Filme hier bereits produziert wurden und welche Schauspielgrößen in Bochum schon vor der Kamera standen. Hier ein kleiner Überblick, natürlich ohne Anspruch auf Vollständigkeit.
Der große Bellheim (1993)
Bis heute ein Klassiker der deutschen TV-Geschichte ist „Der große Bellheim“ des Regisseurs Dieter Wedel. Seine vierteilige Saga spielt zwar eigentlich in Hannover, doch fand er im Kortum-Haus, in dem schon lange „Saturn“ beheimatet ist, die ideale Kulisse. Als Kaufhaus-König Peter Bellheim schritt Mario Adorf einst durch die Hallen, an seiner Seite waren Schauspiel-Größen wie Will Quadflieg, Hans Korte und Klaus Schwarzkopf, der während der Dreharbeiten in Bochum starb und durch „Ekel Alfred“-Darsteller Heinz Schubert ersetzt wurde. Die Drehklappen fielen meist nach Ladenschluss. Zeitlose TV-Unterhaltung, die noch immer Spaß macht.
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Das Wunder von Bern (2003)
Mit „Das Wunder von Bern“ setzte Regisseur Sönke Wortmann der Fußball-WM 1954 ein hinreißendes Denkmal. Neben Peter Lohmeyer und seinem Sohn Louis Klamroth (dem heutigen Moderator von „Hart aber fair“) spielten auch einige Bochumer Schauspieler mit: etwa Lucas Gregorowicz und Johanna Gastdorf, die lange am Schauspielhaus engagiert waren. Gedreht wurde unter anderem im Eisenbahnmuseum, das auch die Macher der preisgekrönten Serie „Babylon Berlin“ 2021 als Kulisse nutzten und dafür das ganze Gelände über mehrere Tage hermetisch abriegelten.
London, Liebe, Taubenschlag (2010)
Etwa in Vergessenheit geraten ist der ARD-Zweiteiler „London, Liebe, Taubenschlag“, an dessen recht zähflüssige Liebesgeschichte mancher mit einem Schaudern denkt – und die typische Malocher-Romantik war arg dick aufgetragen. Dafür waren die Kulissen mitten im Kohlenpott erste Sahne: Gedreht wurde etwa auf der Hofsteder Straße, am Kunstmuseum und in Wiemelhausen. Mittendrin kabbelten sich Tanja Wedhorn und Marco Girnth, kleinere Rollen hatten Felix Vörtler, Christian Kahrmann und Jochen Schroeder, der wie eine Eins in der Pommesbude die Currywurst servierte.
Jeder stirbt für sich allein (2015)
Da wunderten sich die Passanten in der Innenstadt nicht schlecht: Im Frühsommer 2015 saß Oscar-Preisträgerin Emma Thompson mit Mantel und Hut für jeden gut sichtbar direkt vor dem Rathaus. An ihrer Seite: Hollywood-Star Brandan Gleeson, Daniel Brühl sowie Ernst Stötzner und Imogen Kogge aus dem früheren Ensemble des Schauspielhauses. Der Film nach dem Roman von Hans Fallada erzählt vom Widerstand gegen das NS-Regime – für solche Geschichten scheint das Rathaus (eröffnet 1931) wie geschaffen zu sein. In dem Drama „Berlin 36“ (2009) mit Karoline Herfurth und Axel Prahl war es das Sportministerium.
Sommerfest (2017)
Heimspiel für Frank Goosen: Der Bochumer Autor siedelte seinen Erfolgsroman „Sommerfest“ an zahlreichen bekannten Orten der Stadt an, die Sönke Wortmann für seine Verfilmung clever nutzte. Darunter: der Bismarckturm, die Zeche Hannover, der Sportplatz an der Dickebankstraße und der Kemnader See. Unvergessen bleibt der Auftritt der ehemaligen Kult-Wirtin Elfriede Fey als Omma Änne.
Heldt (2013-2021)
Auch einige TV-Serien entstanden in Bochum. Am bekanntesten ist wohl Kai Schumann, der als Kommissar Heldt in 108 Episoden etwa im Schloßpark Weitmar und an der Ruhr-Uni auf Ganovenjagd ging. Auch „Der letzte Bulle“ und „Einstein“ entstanden teilweise hier. Für leichte Enttäuschung sorgte zuletzt die Serie „Disco 76“, die zwar dauernd vorgab, das Bochum der 70er wie eine Postkarte illustrieren zu wollen. Gedreht wurde aber in Budapest.
Weitere Filme, die in Bochum entstanden
Etwa 30 Drehanfragen erreicht die Stadt pro Jahr: „Die meisten werden genehmigt“, sagt Sprecher Peter van Dyk. „Lediglich unseriöse Anfragen können wir nicht erlauben oder wenn es organisatorisch nicht umsetzbar ist. Dies gilt etwa dann, wenn ganze Straßen für längere Zeit gesperrt werden sollen.“
Weitere Filme, die in Bochum entstanden: „Manta Manta“ (1991, unter anderem im Tarm-Center und bei D&W am Dückerweg) und „Der Platz an der Halde“ aus dem Jahr 1954. Auch bekannte Doku-Serien wie „Toto & Harry“ und „Feuer & Flamme“ stammen aus Bochum.