Bochum. Das Sternentheater ist Bochums mit Abstand erfolgreichste Kultureinrichtung. Warum buchen so viele Menschen einen Kurztrip zu fernen Planeten?

Diesen Besuch des Planetariums wird sie wohl nie vergessen: Vor wenigen Wochen hat Sara Dörpinghaus aus Remscheid vier Karten für ihren ersten Besuch des Sternentheaters an der Castroper Straße in Bochum gebucht. Auch ihre Mutter und die beiden Nichten sind mitgekommen, um sich gemeinsam eine Vorstellung der Astronomieshow „Faszinierendes Weltall“ anzusehen: in Block A, Reihe 8, Platz 1 bis 4.

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Planetarium Bochum feiert Zuschauerrekord

Was niemand aus der Familie ahnen konnte: Sara Dörpinghaus ist exakt die achtmillionste Besucherin, die jemals ein Ticket fürs Planetarium gelöst hat. „Herzlichen Glückwunsch! So schnell wird man berühmt“, scherzt Leiterin Prof. Susanne Hüttemeister unter großem Beifall der Besucher, während die völlig überraschte Dörpinghaus wohl am liebsten in ihrem bequemen Sessel versunken wäre. Ein Blumenstrauß, ein Regenschirm mit Sternenmotiv und eine Jahreskarte sind der verdiente Lohn fürs kurze Strahlen in die Kamera.

Als Teil der „Dino-City“ hat das Planetarium in diesem Sommer Besuch von einem Dinosaurier, der für so manches Selfie herhalten muss.
Als Teil der „Dino-City“ hat das Planetarium in diesem Sommer Besuch von einem Dinosaurier, der für so manches Selfie herhalten muss. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

Acht Millionen Besucher in fast 60 Jahren: Die andauernde Popularität des Planetariums ist bemerkenswert. Erst im vergangenen Jahr feierte das Theater einen neuen Publikumsrekord mit über 342.000 Besuchern, so viele wie nie zuvor in der fast 60-jährigen Geschichte des Hauses. Somit besuchten das Planetarium im letzten Jahr fast dreimal so viele Menschen wie das Schauspielhaus (126.000 Besucher in der Spielzeit 2023/24) – allerdings spielt das Planetarium natürlich auch wesentlich mehr Vorstellungen: etwa 2500 sind es pro Jahr.

Nur etwa 15 Prozent der Besucher kommen aus Bochum

In diesem Jahr könnte der Rekord von 2023 erneut geknackt werden: „Im Moment liegen wir weit vor den Zahlen des Vorjahres, aber bis zum Jahresende ist es noch lang“, sagt Susanne Hüttemeister. Vor allem die wochenlange Sperrung der A40 könnte die Zuschauerzahlen empfindlich drücken, denn was nicht jeder weiß: Nur etwa 15 Prozent der Besucher kommen direkt aus Bochum, alle anderen besuchen das Planetarium aus dem weiteren Umkreis.

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Doch worin liegt das Geheimnis des Erfolges? Warum strömen so viele Menschen so gern in den leicht aus der Zeit gefallenen 60er-Jahre-Bau, der wegen des Denkmalschutzes nicht umfassend renoviert werden darf? Einige Gründe liegen auf der Hand: „Zum einen hat sich technisch bei uns in den letzten Jahren enorm viel getan“, sagt Hüttemeister. Die Zeiten, in denen unter der Kuppel noch Standbilder mit Dia-Projektoren gezeigt wurden, sind spätestens seit der Einführung des Digitalprojektors im Jahr 2010 vorbei. „Ab dem Moment sind die Zuschauerzahlen bei uns sprunghaft gestiegen“, weiß die Leiterin. An den beeindruckenden Sternenbildern und den Flügen durchs All, die der aktuelle Projektor liefert, können sich viele wohl nicht sattsehen.

Die Vorstellung des Klassikers „Faszinierendes Weltall“ am Montagnachmittag im Planetarium war bestens besucht – trotz Urlaubszeit und Sonnenschein.
Die Vorstellung des Klassikers „Faszinierendes Weltall“ am Montagnachmittag im Planetarium war bestens besucht – trotz Urlaubszeit und Sonnenschein. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

Dazu kommt: Der Besuch des Planetariums ist relativ niederschwellig möglich. Es braucht weder eine größere Vorbildung noch einen prall gefüllten Geldbeutel noch sonderlich viel Zeit, um die Vorstellungen mit der ganzen Familie zu erleben. Die Shows dauern meist eine Stunde und sind für etwa acht bis elf Euro pro Person zu buchen. Auf Platz eins der Liste der beliebtesten Programme rangiert weiterhin der Klassiker „Faszinierendes Weltall“ aus dem Jahr 2010, der es auf über 4000 Vorstellungen bringt.

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Längst nicht jedes Programm reißt die Massen mit

Größere Flops habe es in der Geschichte des Hauses nicht gegeben, beteuert die Leiterin. „Gleichwohl gibt es immer wieder Programme, die im Schnitt wesentlich weniger Besucher anziehen als etwa die populären Musikshows oder die Kinderaufführungen“, sagt sie. Dazu gehören etwa „Ziel: Zukunft“ und „Unsere himmlische Geschichte“, die der Zuschauer am Ende etwas gerädert verlässt, weil viel erklärt und wissenschaftlich analysiert wird. „Aber auch solche Programme müssen wir unbedingt machen“, sagt Hüttemeister. Das Ziel: „Jeder sollte bei uns schlauer rausgehen als er reingekommen ist.“

Große Feier zum 60. Geburtstag

Eröffnet wurde das Planetarium Bochum am 6. November 1964: Somit feiert es in diesem Jahr seinen 60. Geburtstag. Zur großen Feier wird es am Mittwoch, 6. November, die Premiere eines neuen Programms unter dem Titel „Funkelnde Sterne, endloser Kosmos“ geben, das gerade produziert wird.

Daraufhin wird im Planetarium das ganze Wochenende gefeiert: etwa mit einer 60er-Jahre-Party am Freitag und einem bunten Programm für die ganze Familie am Samstag und Sonntag. Infos und Karten: planetarium-bochum.de

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