Bochum-Langendreer. Das kleine Programmkino in Bochum-Langendreer steckt in der Krise. Jetzt wenden sich die Leiter mit einschneidenden Neuigkeiten ans Publikum.

Schwere Zeiten erlebt das Endstation-Kino im Bahnhof Langendreer – und wendet sich jetzt mit einschneidenden Neuigkeiten an die Besucher: „Für uns ist die finanzielle Lage immer bedrohlicher geworden“, teilen die Leiter Nina Selig und Serbay Demir mit. „Um unser Kino nicht zu gefährden, ziehen wir die Notbremse.“ Zwar werde das Haus vorerst nicht schließen, aber: „Wir werden nach der Sommerpause leider keine aktuellen Filme mehr über mehrere Tage verteilt zeigen.“ Das heißt: Auf populäre Blockbuster und angesagte Mainstream-Filme müssen die Gäste fortan verzichten.

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Kino in Bochum kündigt spürbare Einschnitte im Programm an

Mit 86 Plätzen ist die Endstation am Wallbaumweg Bochums kleinstes Kino mit nur einem Saal, das ebenso wie der benachbarte Kulturbahnhof im Jahr 1988 eröffnet wurde. Bis 2012 gehörten beide Einrichtungen zusammen, seither ist die „Endstation“ ein eigenständiger Betrieb, der sich selbst finanzieren muss. Regelmäßige städtische Zuschüsse oder gar eine Landesförderung gibt es nicht. Bisher basiert die Förderung überwiegend auf Geldspritzen durch Kinopreise, die die Endstation als eines der führenden Programmkinos in NRW seit Jahren regelmäßig abräumt.

Theater-Chefin Nina Selig und ihr Kollege Serbay Demir im Film-Archiv im Keller des Endstation-Kino in Bochum-Langendreer. Hier lagern 150 Filme und über 600 Trailer.
Theater-Chefin Nina Selig und ihr Kollege Serbay Demir im Film-Archiv im Keller des Endstation-Kino in Bochum-Langendreer. Hier lagern 150 Filme und über 600 Trailer. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

Doch spätestens seit den massiven Zuschauereinbrüchen während der Corona-Pandemie wachsen beim Leitungsteam die Sorgen. „Von Corona haben wir uns an der Abendkasse nie richtig erholt“, sagt Nina Selig. Auch einige Jahre danach würden die Zuschauerzahlen eine bittere Erkenntnis offenbaren: „Immer mehr Menschen gehen in die großen Filme, die in den großen Kinos laufen, aber immer weniger gehen in die kleinen Filme, die in den kleinen Kinos laufen.“

Dazu die starke Konkurrenz sowohl in der City als auch im Ruhrpark: Zwar ist das Endstation-Kino direkt am Bahnhof Langendreer mit dem Nahverkehr recht gut zu erreichen, doch es liegt auch ziemlich weit weg vom Schuss.

Einzelsaal erweist sich als großes Problem

Um Kosten zu reduzieren, entschloss sich das Leitungsteam bereits zu einer ganzen Reihe von Einsparmaßnahmen. So läuft der Spielbetrieb seit über einem Jahr nur von Donnerstag bis Sonntag. Zum zweiten Mal in Folge gibt es jetzt zudem eine sechswöchige Sommerpause. Auch das feste Monatsprogramm wurde bereits abgeschafft, um schneller umplanen zu können, falls die Filme nicht gut laufen.

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Hier zeigt sich ein weiteres Problem: Die Endstation hat nur einen Saal. Andere Lichtspielhäuser können Filme bei mangelndem Publikumsinteresse in ihre kleineren Säle legen. Das funktioniert in Langendreer nicht: „Es ist fast unmöglich, Filme so einzusetzen, dass wir kostendeckend arbeiten können“, stellt Nina Selig fest.

Das Endstation-Kino mit dem urigen Café wurde ebenso wie der benachbarte Bahnhof Langendreer im Jahr 1988 eröffnet.
Das Endstation-Kino mit dem urigen Café wurde ebenso wie der benachbarte Bahnhof Langendreer im Jahr 1988 eröffnet. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Die Ankündigung, keine aktuellen Filme mehr über mehrere Tage ins Programm aufnehmen zu wollen, ist ein weiterer Schritt, um Kosten zu sparen. Denn oft verlangen die Verleiher von den Kinos hohe Gebühren und lange Laufzeiten – und gerade Programmkinos haben im Wettrennen um die Zuschauergunst häufig das Nachsehen. So durfte etwa der schwer gehypte „Barbie“-Blockbuster im vergangenen Sommer erst Wochen später in der Endstation laufen, vorher war er ausschließlich für die großen Kinozentren reserviert. „Bis wir endlich an der Reihe waren, hatten ihn die meisten schon gesehen.“

„Immer mehr Menschen gehen in die großen Filme, die in den großen Kinos laufen, aber immer weniger gehen in die kleinen Filme, die in den kleinen Kinos laufen.“

Nina Selig, Leiterin des Endstation-Kinos in Langendreer

Und doch will das Endstation-Kino keinesfalls die Türen schließen, im Gegenteil: „Die Lebendigkeit, die vor allem unsere Filmbildungsprojekte und die Kooperationen mit zahlreichen Bochumer Vereinen und Initiativen ins Kino bringt, wird weiterhin zu spüren sein.“ Besonders freuen sie sich auf das Blicke-Filmfestival, das im November erneut stattfinden wird. Der Bahnhof Langendreer will zudem Gespräche mit der Stadt und dem Land führen, um möglicherweise eine dauerhafte Förderung für das angeschlagene Kino zu erreichen: „Wir schauen, was möglich ist“, sagt Miriam Witteborg vom Kulturbahnhof.

Die Reaktionen der Kinogänger sind eindeutig: „Das ist unglaublich traurig“, schreibt jemand bei Instagram. Ein anderer: „Super schade! Ich drücke die Daumen.“ Ein dritter: „Ihr bleibt mein Lieblingskino.“

Kino und Café kann man für Feiern mieten

Wer das Endstation-Kino in Langendreer unterstützen möchte, kann dies auf vielfältige Weise tun: Neben dem Besuch der Veranstaltungen ist es ebenfalls möglich, das Kino und das Café für Feiern aller Art zu buchen: von der Hochzeitsfeier bis zur Vorstellung des Lieblingsfilms mit Freunden zum Geburtstag.

Mit dem Musikfilm „Stop Making Sense“ und Songs der Talking Heads meldet sich das Kino am Samstag, 24. August, um 16 Uhr aus der Sommerpause zurück. Alle Infos: endstation-kino.de

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