Bochum. Eine ganze Entenfamilie hatte eine Bochumer Seniorin plötzlich vor ihrem Fenster. Was die Retterin unternahm, damit die kleinen Tiere überleben.

Mit einem Mal waren sie da: Acht Entenküken sind Ende Juni auf dem Balkon von Inke I. in Bochum-Mitte geschlüpft. Unverhofft wurde die 84-Jährige so zur Patenoma der Jungvögel. Damit ihnen auf dem Balkon im sechsten Stock nichts passiert, betrieb sie großen Aufwand. Nun haben die Tiere ein neues Zuhause gefunden.

Immer wieder musste Inke I. in den vergangenen Jahren mit ansehen, wie bei ihren Nachbarn Entenküken vom Balkon fielen und in den Tod stürzten. Das Mehrfamilienhaus, in dem sie wohnt unter Enten ist scheinbar eine beliebte Brutstätte. Auf keinen Fall wollte sie, dass sich das wiederholt, als sie vor einigen Wochen ein Entennest auf ihrem Balkon in Bochum-Mitte entdeckte.

Vogelnester entfernen ist Strafbar: Was Bochumerin stattdessen tat

„Wegmachen ist verboten“, erklärt sie, es gebe schließlich ein Tierschutzgesetz. Wer dabei erwischt wird, kann tatsächlich mit einer hohen Geldstrafe rechnen. Laut Bußgeldkatalog kostet es Bürgerinnen und Bürger in Nordrhein-Westfalen bis zu 50.000 Euro, wenn sie ein Vogelnest ohne Genehmigung und professionelle Hilfe entfernen oder zerstören.

Vögel stünden generell unter Schutz, besonders gelte dies aber für brütende Vögel, so die Begründung. Doch auch bevor Eier im Nest liegen, sollte man sich davon fernhalten, sagt Stephan Witte, Leiter der Tierrettung in Essen. Dann könnten die Tiere nämlich in Legenot geraten, und das ende im Zweifelsfall tödlich.  

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Die Bochumerin entschied sich also stattdessen, ihrem Balkongast, den sie auf den Namen „Rosie-Isolde“ taufte, beim Aufpassen auf ihre noch nicht geschlüpften Kleinen zu helfen. Sie rief die Tierrettung in Essen zu Hilfe. Die Einsatzkräfte vermaßen auf Auftrag der Seniorin hin den Balkon und besorgten im Baumarkt witterungsbeständige Materialien, um ihn abzusichern. Anschließend verkleideten sie das Geländer, legten den Boden mit einem Kunstrasen aus und platzierten ein Vogelbad auf dem Balkon. Kurze Zeit später schlüpfte der Stockenten-Nachwuchs dann in der frisch abgesicherten Umgebung.

Eine Bochumer Seniorin rettete mithilfe der Essener Tierrettung eine Entenfamilie. Nun wurden sie in die Freiheit entlassen.
Eine Bochumer Seniorin rettete mithilfe der Essener Tierrettung eine Entenfamilie. Nun wurden sie in die Freiheit entlassen. © Tierrettung Essen | Kdf-Tv&picture

Entenküken wären ohne Inke I.s Engagment von Bochumer Balkon gestürzt

„Ich habe ihnen immer beim Spielen zugeschaut“, sagt Inke I. Die Jungvögel hätten viel getobt und wären ihr gegenüber auch recht zutraulich geworden. „Das war wirklich herzallerliebst, das mit anzusehen.“ Weil sie besonders gerne durch das Wasser im Vogelbad jagten, stellte die Patenoma noch zwei gefüllte Bratpfannen dazu.

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Ohne die Schutzmaßnahmen wären die jungen Enten vom Balkon gestürzt und dabei gestorben, ist sich Witte sicher. Vor wenigen Tagen holte er mit seinem Team die Jungenten gemeinsam mit ihrer Mutter von dem Balkon der Seniorin ab und entließen sie in die Natur.

Essener Tierhilfe siedelte Entenfamilie aus Bochum um

Dazu fingen sie auf dem Balkon zuerst die Mutterente mit einem Kescher ein und setzten sie in eine Transportbox. Anschließend sammelten sie den Nachwuchs ein. Ihr neues Zuhause fand die Entenfamilie in einem See in einem nicht näher benannten Stadtpark.

Die Essener Tierhilfe kaufte extra langlebige Materialien, um den Balkon in Bochum-Mitte Jungvogel-sicher zu machen.
Die Essener Tierhilfe kaufte extra langlebige Materialien, um den Balkon in Bochum-Mitte Jungvogel-sicher zu machen. © Tierrettung Essen | Kdf-Tv&picture

Zurückgebaut haben die Tierhilfe und Inke I. den – nicht zuletzt finanziell – aufwendig nachgerüsteten Balkon bewusst nicht. Die Wahrscheinlichkeit sei hoch, dass sich „Rosie-Isolde“ im kommenden Jahr wieder Inke I.s Balkon als Quartier zur Aufzucht ihres nächsten Geleges aussuchen wird, sagt Witte. Die Enten-Patenoma ist jedenfalls sehr gespannt.

Für ihr Engagement will die Essener Tierrettung Inke I. nun für den deutschen Tierschutzpreis vorschlagen.

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