Bochum. Erst das Ja, dann ein Fiege auf der Tribüne: Melanie (41) und Roland (48) gehören zu den ersten, die im Ruhrstadion heiraten. So war die Trauung.
„Die Nervosität ist raus“, sagt Roland Plewka hinterher. Vorher aber, da sei er schon aufgeregt gewesen: „warm, kalt, alles durcheinander“. Der 48-Jährige hat am Samstagnachmittag seine Freundin Melanie Allenstein (41) geheiratet – an einem Ort, der nicht nur für die beiden besonders ist. Das Paar aus Hamminkeln gehört zu den ersten, die im Ruhrstadion heiraten dürfen. Seit wenigen Tagen ist das „Schmuckkästchen“ des VfL einer der Event-Trauorte in Bochum.
Die Stadtwerke-Lounge ist also ganz offiziell Trauzimmer der Stadt an diesem Julinachmittag, so ist es auf den Bildschirmen zu lesen, die im Raum verteilt hängen. Roland und Melanie blicken aufs Vereinswappen, unter dem der Mann sitzt, der die Eheschließung vornimmt: „Ich möchte mich gerne vorstellen“, sagt er, „mein Name ist Thomas Eiskirch, und ich bin heute ihr Standesbeamter.“
Das Ruhrstadion, ein Ort der Emotion – und ein „guter Ort zum Heiraten“
Er habe sich sehr auf den Tag gefreut, sagt der Oberbürgermeister zum Brautpaar, er mache nur ganz, ganz selten Trauungen, und diese sei schon speziell. „Unser Stadion“, das sei auch für ihn ein besonderer Ort. „Ein Ort der Emotion“, der Höhen und Tiefen, „ein Ort, der für Durchhaltevermögen steht“. Und insofern sei das Stadion auch ein „guter Ort zum Heiraten“, sagt Eiskirch.
„Ich hab immer wieder gesagt: Wenn wir mal heiraten, dann fahr‘ ich mit der ganzen Familie aus Hamminkeln hierhin – Fotos in der Ostkurve, Anstoßen mit Fiege, dann Currywurst!“
Für Roland und Melanie könnte es keinen passenderen Ort geben. Während er vor dem Stadion auf die Braut wartet, erzählt der Bräutigam: „Ich hab immer wieder gesagt: Wenn wir mal heiraten, dann fahr‘ ich mit der ganzen Familie aus Hamminkeln hierhin – Fotos in der Ostkurve, Anstoßen mit Fiege, dann Currywurst!“
Hochzeit im Ruhrstadion: Erinnerungsfotos mit VfL-Schal
Die Fotos in der Ostkurve, die bleiben ihnen verwehrt. Aber auf der VIP-Tribüne unterhalb der Lounge wird ein Teil des Traums wahr: Während Herbert Grönemeyers „Bochum“ aus einem mobilen Lautsprecher schallt, blicken Braut und Bräutigam auf den frisch eingezogenen VfL-Rasen, posieren mit Bügelflasche fürs Erinnerungsfoto, und lassen dann mit allen Gästen die Schals bei 30 Grad Außentemperatur über dem Kopf kreisen, als sei gerade ein Tor gefallen.
Hochzeit im Ruhrstadion
Überhaupt: Ganz in Weiß ist hier heute nur Braut Melanie in ihrem bodenlangen, rückenfreien Kleid. Alle anderen, selbst der Bräutigam, sind im Trikot gekommen. Liam, der gemeinsame zweieinhalbjährige Sohn des Paares, hat einen Plüsch-Bobbi-Bolzer auf dem Arm und einen VfL-Schnulli im Mund. Und selbst die Großeltern-Generation schiebt den Rollator im blau-weißen Jersey.
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„Hier fing alles an“, sagt die Braut übers Ruhrstadion
Seit gut fünf Jahren sind Roland und Melanie ein Paar. Er, der gebürtige Bochumer, der als Kind selbst mal beim VfL gekickt hat, und sie, in Oberhausen geboren, beide glühende VfL-Fans. „Hier fing alles an“, sagt Melanie. In der Saison 2018/19 lernten sich die beiden im Stadion kennen. „Eigentlich wollt‘ ich da nix von Männern wissen“, erzählt die Braut und lacht. „Hat gut geklappt, wie man sieht.“
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Die Liebe zum Verein teilen die beiden, inzwischen auch seit gut fünf Jahren den Alltag. Die Trauung im Stadion, sagen die Frischvermählten, die könnten sie „auf jeden Fall“ weiterempfehlen: „Allein der Ausblick von hier oben...“
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„Haben hier nur Positives erfahren“, sagt der Bräutigam
Nach der Trauung in der Lounge („Kommen wir hier endlich auch mal rein!“) und den Fotos auf der Tribüne geht‘s für die Brautleute weiter: Currywurst essen und dann den Tag mit ihren Lieben zu Hause in Hamminkeln am Niederrhein ausklingen lassen.
„Wir haben hier nur Positives erfahren“, sagt Roland Plewka und meint damit die Hochzeitsvorbereitungen und die Trauung. In gut einem Monat startet die neue Bundesligasaison, dann wird er wieder in der Ostkurve mitfiebern. Thomas Eiskirch, der Oberbürgermeister und Standesbeamte, hat noch gesagt: In guten wie in schlechten Zeiten füreinander da zu sein – als VfLler wüssten die Brautleute ja, was das heiße.
Termine an „ausgesuchten Tagen“
Vier Ehen sind am Samstag im Ruhrstadion geschlossen worden, zuvor gab es auch erste Trauungen am 12./13. Juli sowie am Freitag, 19. Juli.
Neue Termine gibt es bislang nicht. Hochzeiten im Stadion seien nur an „ausgesuchten Tagen“ möglich, erklärt die Stadt Bochum auf der Traukalender-Website. Dort kann man sich online für eine Trauung am ausgewählten Ort registrieren.