Bochum. An der Heimorgel hat sich Mambo Kurt Kultstatus erspielt. In seinem zweiten Buch erzählt er, was „ein ganz schlechter Musiker“ damit zu tun hat.
Kaum etwas ist langweiliger zu lesen als die Geschichte eines verwöhnten Fußballprofis, der auf 300 Seiten sein Luxusleben ausbreitet. Wer seine Biografie schreibt, sollte etwas zu erzählen haben. „Am schlimmsten ist die Biografie des Sängers der Red Hot Chili Peppers“, sagt Mambo Kurt. „Er schreibt die ganze Zeit, was für ein toller Hecht er ist, dabei geht es ihm nur um Groupies und Sex.“ Der Bochumer Musiker kennt viele solcher Bücher.
Mambo Kurt aus Bochum schreibt neues Buch über sein Leben
Um Groupies (weniger um Sex) geht es auch in der neuen Biografie von Mambo Kurt, die soeben unter dem Titel „Heimorgel to Heaven“ erschienen ist. Das Wundersame daran: Es ist bereits das zweite Buch über sein scheinbar prall gefülltes Leben, das der 57-jährige Vollblut-Entertainer veröffentlicht.
Der Erstling „Heimorgel to Hell“ erschien vor genau zehn Jahren und war ein großer Erfolg. „Bei einer Lesung war der Verlagschef des neuen Buches dabei“, erzählt Mambo. „Er fand das so witzig, dass er mich fragte, ob ich nicht Stoff für einen zweiten Band hätte. Völlig verrückt! Da musste ich nicht lange überlegen.“
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Für die wenigen, die ihn nicht kennen: Mambo Kurt, der mit bürgerlichem Namen Rainer Limpinsel heißt und promovierter Arzt ist, gehört seit Mitte der 90er Jahre zur Musikszene des Ruhrgebiets fest dazu. Dabei sitzt Mambo meist allein auf der Bühne: Seine Heimorgel und eine bunte Discokugel reichen völlig, um die Menge in komplette Party-Ekstase zu versetzen.
Stage-Diving und Polonaise
Die Songs etwa von ABBA, Rammstein und Britney Spears, die er gewitzt durch den Wolf dreht, bekommen einen solch schrägen, amüsanten Touch, dass die ausgelassene Stimmung nahezu garantiert ist. Stage-Diving und Polonaise sind feste Rituale jeder Mambo-Kurt-Show. Eher selten schreibt Mambo auch eigene Lieder: „Der Sommer wird geil“ erschien vor zwei Jahren und ist ein waschechter Sommerhit.
Mit seinem VW-Bus samt Yamaha-Orgel tourt Mambo Kurt als Ein-Mann-Bandprojekt unermüdlich durchs Land. Bei Bochum-Total ist er Stammgast, bei den riesigen Festivals von Wacken bis Parookaville als „Orgelgott aus dem Pott“ eine mittlerweile gefragte Größe. Als er während der Corona-Pandemie monatelang pausieren musste, arbeitete er wieder als Arzt in mehreren Impfzentren.
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„Von meinem völlig verrückten Leben in diesem verrückten Job gibt es so viel zu schreiben: Das reicht locker noch für ein drittes Buch“, sagt er lächelnd. Jetzt ist zunächst das zweite erschienen, das von seiner Diabetes-Erkrankung ebenso erzählt wie von seinen Auftritten auf Heavy-Metal-Kreuzfahrten und der „wahnsinnigsten Karnevalsveranstaltung aller Zeiten“, natürlich in Köln.
Daneben widmet sich Mambo diesmal verstärkt seinem Vater Heinz, der ihn als jungen Burschen überhaupt erst zum Orgelspiel brachte. „Er war zwar ein ganz schlechter Musiker, aber dafür einer der lustigsten Menschen, die ich kenne“, sagt er. Vater Heinz meldete seinen Sohn einst an der Orgelschule an: „Ohne ihn hätte es Mambo niemals gegeben. Auch davon wollte ich in dem Buch gern erzählen.“
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Übrigens hat Mambo Kurt ein echtes Talent zum Schreiben. Sein Buch liest sich lustig und kurzweilig. Geschrieben hat er es in nur einer Woche: „Den Zeitstrahl, von dem ich erzählen wollte, hatte ich mir vorher schon notiert. Der Rest ging in wenigen Arbeitstagen.“ Ob bald der große Mambo-Kurt-Roman kommt? „Vielleicht sollte ich das mal versuchen.“
Konzert beim Zeltfestival Ruhr
„Heimorgel to Heaven“ von Mambo Kurt ist soeben im Wißner-Verlag erschienen (250 Seiten, 14,80 Euro). Ab 29. Juli ist er täglich auf dem Heavy-Metal-Festival in Wacken zu erleben, wo er auch aus dem Buch liest. Beim Zeltfestival Ruhr tritt der „King of Heimorgel“ am Freitag, 16. August, ab 18 Uhr auf der Piazza-Bühne auf.
Gemeinsam mit dem Dortmunder Rapper „Der Wolf“ bringt Mambo Kurt im kommenden Jahr ein neues Album heraus.