Bochum. Es war der erste Höhepunkt des City-Festivals: Die Punk-Veteranen lockten Tausende Fans an. Einer machte sich nackig. Es war nicht „Wölfi“.
Neues Material? Will keiner. Braucht keiner. Erwartet keiner. Es sind die weit mehr als 20 Jahre alten Klassiker wie „Das Schlimmste ist, wenn das Bier alle ist“, „Blumenkohl am Pillemann“ oder „Sex mit dem Sozialarbeiter“, die den Kassierern bis heute eine veritable, deutschlandweite Fan-Base bescheren. Ihr, nun ja, Heimspiel war entsprechend gut besucht: Die Wattenscheider rockten am Donnerstagabend die Bob-Bühne bei Bochum Total, mitten drin in der „verbotenen Stadt“. Für manche war es der Tiefpunkt des Festivals. Für viele Bochumer der Höhepunkt.
Bochum Total: Zweiter Sänger zieht auf der Bühne blank
Macht er sich nackig? Nee, macht er nicht. „Wölfi“ kann auch angezogen ungezogen sein. Die Zeiten scheinen vorbei zu sein, in denen Wolfgang Wendland den „Ausziehen, ausziehen!“-Rufen des Publikums allzu gerne folgte. Betont höflich gibt sich der 63-jährige Frontmann, begrüßt die johlenden Fans formvollendet mit „meine Damen und Herren“.
Der Ex-Bürgermeister- und Kanzlerkandidat lässt ausziehen: Christoph Halbe (welch passender Nachname!), inzwischen der zweite Mann am Kassierer-Mikrophon, zieht im Bierbecher- und Dosenhagel blank. Tatbestand: Erregung öffentlicher Erregung. Plädoyer: Freispruch.
Punk-Veteranen haben eine erstaunliche Theorie
„Wölfi“, werbewirksam mit dem neuen Fiege-Dosenbier in der Hand, lässt die Buxe an. Gut so. Dass er bei hochkomplexen Songs Marke „Besoffen sein“ einen Text-Zettel bemühen muss: Wen stört‘s? Die Kassierer sind längst Kult. Mehrere tausend Fans auf dem mitunter bedrohlichen vollen Südring zeugten zum BO-Total-Auftakt von der ungebrochenen Popularität der Punk-Veteranen.
Die kann womöglich etwas mit einer – zugegeben kühnen – Theorie von „Wölfi“ zu tun haben. Warum die Menschen im Ruhrgebiet so schlau seien, werde er oft gefragt. Antwort: „Weil Alkohol das Hirn-Wachstum anregt.“ Möge bitte niemals das Bier alle sein.