Bochum. Seit fünf Jahren ist die 21-Jährige querschnittsgelähmt. Ein Unfall ließ ihren großen Traum platzen. Nun erkämpft die Bochumerin sich ihn zurück.
Er hat alles in Lisas Leben verändert – dieser eine Tag, an dem die 16-jährige Sportlerin in einen Verkehrsunfall geriet. Im Krankenhaus erhielt sie die Diagnose „Querschnittslähmung“. Ein Schock. Ihr Leben verändert sich schlagartig, von nun an sitzt sie im Rollstuhl, ihren Leichtathletikverein besucht sie zuerst nur noch selten. Doch irgendwann entscheidet sie sich, ihrer einstigen Leidenschaft nicht länger den Rücken zuzukehren. Heute ist Lisa 21 Jahre alt und die erste querschnittsgelähmte Sportstudentin an der Ruhr-Universität Bochum.
„Sport ist schon immer meine Leidenschaft gewesen. Ich habe früher jeden Tag Sport gemacht“, sagt die 21-jährige Studentin. Im Alter von vier Jahren beginnt sie mit verschiedenen Sportarten, verbringt immer mehr Zeit beim Training, entdeckt schließlich die Leichtathletik für sich. Sie trainiert täglich, wird immer besser und dann sogar Vize-Landesmeisterin im 300-Meter-Hürdenlauf.
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Lisa (21) beendet ihr Jura-Studium – und studiert nun Sport
Bis zu dem Tag, an dem sie den Verkehrsunfall hat, nicht mehr so Sport machen kann wie zuvor. „Es hat einfach keinen Spaß mehr gemacht, es war nicht mehr wie früher.“ Nach ihrem Schulabschluss studiert die Bochumerin zunächst Jura, merkt aber schnell, dass sie sich ihre Leidenschaft nicht nehmen lassen möchte.
Nach zwei Semestern beendet sie deshalb ihr Studium und will sich nicht mehr aufhalten lassen. Zu diesem Zeitpunkt gab es an der Ruhr-Universität Bochum noch nie Sportstudierende mit Behinderung. Doch Lisa hat ihr Ziel klar vor Augen: Sie will einen Weg finden, ihr Hobby zum Beruf zu machen und wieder mehr Zeit mit Sport zu verbringen.
Erste Sportstudentin der Ruhr-Universität Bochum im Rollstuhl
Nach einer Informationsveranstaltung zum Studiengang spricht sie mit dem sportwissenschaftlichen Institut, schildert ihre Sorgen und Wünsche. Zu ihrer Überraschung trifft sie bei den Dozierenden auf Zustimmung und Unterstützung. Auch wenn einige Dinge geklärt und angeschafft werden müssen, zum Beispiel Sportrollstühle, die schneller und wendiger sind, ist das Institut einverstanden.
Zu Beginn des Studiums ist Lisa dennoch verunsichert, ob die Umstellung für die Dozierenden wirklich in Ordnung ist. Das hat sich inzwischen aber als unbegründet herausgestellt: „Ich bin von keiner Seite auf Ablehnung gestoßen. Alle haben das so akzeptiert und gesagt: ,Wir kriegen das hin.‘“ Mittlerweile studiert Lisa seit zwei Semestern Sportwissenschaften an der Ruhr-Universität und ist damit die erste querschnittsgelähmte Sportstudentin in Bochum.
So funktioniert das Sportstudium im Rollstuhl
Bei manchen Sportarten, wie beim Basketball, spielt Lisa gemeinsam mit den anderen: „Ich werfe dann einfach einarmig. Durch meinen Sportrollstuhl bin ich schneller als mit meinem normalen Rollstuhl.“ Auch beim Schwimmen benötigt sie eine besondere Art Rollstuhl: dieser darf nass werden kann, ein Lift hebt sie ins Wasser. Besonders bei dieser Sportart ist die 21-Jährige auf Hilfe angewiesen. Unterstützung bekommt sie deshalb von Georgius Charalanpidis, einem Studenten aus der Fachschaft der Sportwissenschaften. Er gibt ihr Hilfestellungen, Verbesserungshinweise und stoppt die Zeit.
Neben dem Schwimmen steht in diesem Semester die Leichtathletik an, Lisas Lieblingssportart. Auch wenn manche Bestandteile wie das Laufen für sie nicht möglich sind, kann sie an Disziplinen wie dem Werfen teilnehmen. Wenn Lisa bei einer Sportart nicht mitmachen kann, gibt die Studentin ihren Kommilitoninnen und Kommilitonen stattdessen Verbesserungsvorschläge oder misst die Zeiten.
Nach der Uni möchte Lisa Leichtathletik-Trainerin werden
Das gefällt ihr besonders gut, weil es sie auf ihr Berufsziel vorbereitet, erklärt die Studentin. Nach ihrem Studium möchte die Sportstudentin als Trainerin im Bereich Leichtathletik arbeiten. Bewertet wird ihre Leistung im Studium nach dem Sportabzeichen für Menschen mit Behinderung.
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Die 21-Jährige möchte anderen Menschen mit Behinderung, die sich für das Studium interessieren, Mut machen: „Die Uni will, dass Menschen mit Behinderung hier sind und das merkt man auch.“ Eine große Erleichterung für die Studentin: Die Gebäude sind barrierefrei.
Unterstützung von Dozierenden und anderen Studierenden
Auch der Kontakt zu den anderen Studierenden sei kein Problem. Sie unterstützen die 21-Jährige ebenso wie die Dozierenden. „Als wir das Thema Tanzen hatten, hat sich mein Partner in einen Rollstuhl gesetzt und die Choreografie mit mir ausgeführt“, erinnert sie sich und erklärt: „Ich bin genauso ein Teil davon wie die anderen. Sie nehmen mich super auf und machen da nicht wirklich ein Drama draus, dass ich im Rollstuhl sitze.“