Bochum. WLAN, iPads: Die Schulen in Bochum sind digital mittlerweile gut ausgestattet. Aber längst nicht alles läuft rund, berichtet ein Lehrer.
„Wir arbeiten immer mehr digital“, sagt Andreas Wittmann, Lehrer für Philosophie, Mathematik, Sozialwissenschaft und Wirtschaft an der Erich-Kästner-Schule in Bochum. In den vergangenen vier Jahren habe sich viel getan, die Schulen seien deutlich besser ausgestattet. Allerdings: Enthusiasmus löse die aktuelle Lage nicht aus.
Seit 2010 ist Wittmann an der Gesamtschule in Querenburg, zudem gehört er zum erweiterten Vorstand der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) in Bochum. Dort zeigt man sich zufrieden, dass mittlerweile alle Schülerinnen und Schüler mit einem digitalen Endgerät ausgestattet worden sind.
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Digitalisierung der Schulen in Bochum: Diese Probleme gibt es nun
Allerdings: Durch die neue Ausstattung komme es auch zu Problemen: „Wenn dann ein Gerät ausfällt, ist für die betroffenen Schülerinnen oder Schüler kurzfristig eine Mitarbeit in der Gruppe nur eingeschränkt bis gar nicht möglich“, so die GEW. In der Regel könne ein Ersatzgerät nicht schnell bereitgestellt werden, das Ausweichen auf Papier und Stift sei dann für Einzelfälle eine Herausforderung. Die Gewerkschaft nennt auch eine Lösungsidee: Hilfe und Ansprechpersonen vor Ort wären eine große Hilfe.
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Hürden der Digitalisierung kennt Wittmann auch aus der Praxis: „Häufig sind die Anschlüsse und Ausleuchtung das Problem“, sagt er. Das führe dazu, dass die Verbindung schlecht wird, wenn alle Schülerinnen und Schüler gleichzeitig arbeiten. Und wenn der digital geplante Unterricht nicht stattfinden kann, komme es schnell zu Mehrarbeit. Zum Beispiel müsse sich Wittmann die Vermerke für das Klassenbuch erst so notieren und anschließend digital übertragen. Auch gebe es beim Übertragen von Daten von Gerät zu Gerät immer wieder unterschiedliche Probleme.
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Generell: In Bochum hat sich in den vergangenen Jahre aber einiges getan. Noch vor etwa drei Jahren haben viele Schulen in Bochum ihre Ausstattung mit den Noten ungenügend oder sogar mangelhaft benotet. Darauf hat die Stadt Bochum reagiert und versprochen: Sie stattet die Gebäude nach und nach mit Internet aus, versorge die Schülerinnen und Schüler mit iPads.
Im Schulausschuss veröffentlicht die Stadtverwaltung regelmäßig den „Aktuellen Sachstand zur Digitalisierung der Bochumer Schulen“. Darin zeigt sich: Im Großteil der Gebäude gibt es nun die notwendige Verkabelung und WLAN. Bis Anfang September rechtet die Stadt damit, diese Arbeiten komplett fertig zu sein. Aus der schulscharfen Übersicht geht auch hervor, dass bis Jahresende fast alle Schulen mit digitalen Tafeln ausgestattet sein sollen.
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Über die Erich-Kästner-Schule sagt Lehrer Andreas Wittmann: „Wir gehören zu den Schulen, die komplett ausgestattet sind.“ Die Schülerinnen und Schüler sowie auch die Lehrkräfte haben digitale Endgeräte, es gibt WLAN und Glasfaser. „Das Bemühen ist auf allen Ebenen toll“, lobt er. Gleichzeitig müssten die neuen Geräte natürlich auch rechtzeitig gepflegt werden. Die ersten digitalen Tafeln an der Erich-Kästner-Schule gingen beispielsweise schon kaputt.
Lehrkräfte wünschen sich mehr Unterstützung
Durch die Digitalisierung komme es außerdem zu Problemen, die es früher nicht gab. Lehrkräfte sorgen sich um die Datensicherheit. „Da brauchen wir mehr Unterstützung und Fortbildungen“, fordert Wittmann.
Mit den digitalen Tafeln könnten sich auch die Schülerinnen und Schüler verbinden. Das sei ein Vorteil, wenn man das nutzt, um Ergebnisse zu teilen. Aber ein großer Nachteil, wenn während der Stunde einfach irgendwelche Bilder auf das Board projiziert würden. „Es wäre wichtig, ein Rollen-Rechte-Konzept zu erstellen“, sagt das GEW-Mitglied.
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Insgesamt sei der Verwaltungs- und Vorbereitungsaufwand für den Unterricht durch die Digitalisierung deutlich gestiegen. Die GEW fordert, dass adäquate Programme und Apps nun die Komplexität von Unterricht reduzieren. „Die dadurch entstehenden Kosten sollten einer guten Bildung wert sein“, so Andreas Wittmann.