Bochum. Die neue Spielzeit am Schauspielhaus Bochum verspricht einige Überraschungen. Was plant Intendant Johan Simons im Herbst? Wir kennen die Details.
Die meisten Theater in der Region habe ihre Pläne für die kommende Spielzeit längst vorgestellt. Jetzt verrät auch das Schauspielhaus Bochum, was die Besucher in der neuen Saison ab September erwarten wird – und das ist eine ganze Menge. Vom Theaterfest bis zu Klassikern, vom Familienstück bis zum Auswärtsspiel in Goldhamme ist einiges dabei.
Schauspielhaus Bochum stellt den neuen Spielplan vor
Was zunächst auffällt: Der Spielplan scheint etwas schmaler zu werden. 14 Premieren plant das Schauspielhaus in der kommenden Spielzeit, sechs im großen Haus, fünf in den Kammerspielen und drei im Theaterrevier. In der vorherigen Saison waren es noch 17. Dazu gesellen sich einige kleinere Premieren im Oval Office, das sich als Spielstätte gerade bei jüngeren Zuschauern etabliert hat.
Auffällig auch: Bunte Liederabende und leichte Komödien sucht man auf dem neuen Spielplan vergebens. Danach scheint den Theatermachern angesichts der aktuellen politischen Weltlage nicht der Sinn zu stehen. „Wir leben in zornigen, krisengeschüttelten Zeiten“, sagt Chefdramaturgin Angela Obst bei einer Spielzeitvorschau in den bestens besuchten Kammerspielen. „Daher haben wir Stoffe gesucht, die Mut machen sollen. Wir wollen danach fragen, was uns zusammenhält und nach vorn blicken lässt.“
- Triumphal: Ovationen für Till Brönners Tanztheater in Bochum
- Schauspielhaus-Premiere: Warum sich der Besuch nicht lohnt
- Schauspielhaus: Diese Publikumslieblinge verabschieden sich
Nach der vor wenigen Wochen verschobenen Premiere von „Warten auf Godot“, die am 6. September nachgeholt werden soll, erwartet die Zuschauer auf der Bühne im großen Haus weitere Schwergewichte der Literaturgeschichte. Johan Simons startet sein siebtes Jahr als Intendant des Schauspielhauses mit der Premiere des berühmten Familiendramas „Eines langen Tages Reise in die Nacht“ am 27. September – für Simons eher ungewohntes Terrain: „Ich habe noch nie etwas von Eugene O’Neill gemacht“, erzählt er. Die Vorfreude ist ihm dennoch anzumerken: „Das ist ein großartiges Stück, in dem es trotz aller Konflikte vor allem um die Suche nach Liebe geht.“
Spannend zudem: Regisseur Tom Schneider, dessen wahnwitzige Performance „Am laufenden Band“ einigen Eindruck hinterließ, widmet sich im Schauspielhaus dem Gruselklassiker „Frankenstein“ von Mary Shelley. Offen bleibt die Frage, wer wohl das empfindsame Monster spielen wird. Premiere: 18. Oktober. Die zeitlos schöne Geschichte von „Nils Holgersson“ kommt als neues Familienstück ab 16. November auf die Bühne.
Nach dem siebenstündigen „Karamasow“-Marathon dürfte auch Johan Simons zweite Inszenierung in der kommenden Spielzeit ein etwas längerer Abend werden. Der Intendant zeigt eine Adaption der Roman-Trilogie „Meine geniale Freundin“ von Elena Ferrante, die von zwei sehr unterschiedlichen Freundinnen erzählt (Premiere: 24. Januar 2025). Mit „Sturmhöhe“ nach dem wundervollen Roman von Emily Brontë stellt sich Regisseurin Claudia Bossard in Bochum vor (7. März 2025). „Trommeln in der Nacht“ von Bertolt Brecht folgt am 11. April.
Experimentelle Abende in den Kammerspielen
Die Kammerspiele werden erneut zum Ort für etwas experimentellere Abende. In „Grelle Tage“ zur Spielzeiteröffnung am 21. September erzählt die Schweizer Autorin Selma Kay Matter mit leisem Humor von der Verwundbarkeit der Erde. Regisseurin Lies Pauwels, die zuletzt „Barock“ ins Schauspielhaus brachte, widmet sich diesmal Goethes „Werther“ in einer Neufassung (1. November).
Der Roman „Fabian oder Der Gang vor die Hunde“ von Erich Kästner kommt mit den Schauspielstudenten der Folkwang-Uni heraus (31. Januar 2025). Und leicht bizarr: Das niederländische Kollektiv „De Warme Winkel“ meldet sich nach „Der Bus nach Dachau“ mit der Performance „Gundhi“ in den Kammerspielen zurück, eine Mischung des englischen Wortes „Gun“ (also Pistole) mit dem Nachnamen der Friedensikone Gandhi. Am 29. Mai 2025 sind wir schlauer.
Spielzeit startet mit großem Fest
Nachdem das traditionelle Theaterfest im vergangenen Jahr ausfallen musste, wird die neue Spielzeit diesmal mit einer großen Sause eröffnet: Am Sonntag, 15. September, gibt es unter anderem ein Frühstück auf dem Vorplatz, Kostümverkauf, Technikshows und vieles mehr.
In der St. Anna-Kirche in Goldhamme plant das Schauspielhaus eine Premiere außerhalb der eigenen Theatermauern: „Exit Hambi. Ein Escape Room zur Rettung der Welt“ soll dort ab 3. Mai 2025 zu sehen sein.