Bochum. Hunderte von Wohnungen entstehen auf einer Schul-Brachfläche in Bochum. Klimaschützer rufen Bürger auf, gegen die Waldfällung Einwand zu erheben.

Die Stadt Bochum plant ein umfangreiches Wohnneubaugebiet auf dem ehemaligen Gelände der Erich-Kästner-Schule. Dafür sollen 750 Bäume gefällt werden. Aktuell haben Bürgerinnen und Bürger noch bis zum 18. Juni Gelegenheit, zum Entwurf des Bebauungsplans Markstraße / Stiepeler Straße in Querenburg Stellung zu beziehen. Das Bochumer Klimaschutzbündnis ruft dazu auf, dabei die Forderung nach Erhalt des Wäldchens zu unterstützen.

Klimaschutzbündnis: Standortvorteil wird verschenkt

Sprecher Ingo Franke ruft auf: „Bringen auch Sie sich mit Ihrer Stellungnahme in die Planung dieser Fläche ein.“ Nach Auffassung des Bochumer Klimaschutzbündnisses habe der veröffentlichte Entwurf einen grundlegenden Mangel: Anstatt die ökologischen und ökonomischen Erfordernisse sorgfältig abzuwägen, setze der Entwurf einseitig auf maximale bauliche Grundstücksausnutzung. Damit werde der wertvolle Standortvorteil verschenkt, den der vorhandene Waldstreifen aus 750 Bäumen mit mittlerem und hohem ökologischem Wert zu bieten habe. 

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Das sieht das Bochumer Netzwerk für bürgernahe Stadtentwicklung genauso. Wolfgang Czapracki-Mohnhaupt sagt: „Die Bäume wären für die Luftqualität so wichtig. Warum muss ein ca. 6139 Quadratmeter großer Wald für ein Gewerbeobjekt und eine Stellplatzanlage gerodet werden, wenn doch nach dem Wohnbauflächenprogramm auf dem Gelände dringend gebrauchter Wohnraum vorgesehen ist, der nach den Planunterlagen ohne Inanspruchnahme des Waldes entstehen soll.“ Zudem könnten seiner Meinung nach die erforderlichen Schulparkplätze so angelegt werden, dass der Wald erhalten bliebe?

Vier Wohnblöcke, Sportstätte und Gewerbe

Der durch den Bebauungsplan verursachte Bedarf an Grund und Boden umfasst laut Umweltbericht insgesamt rund 7,2 Hektar. Vorgesehen sind Wohnungen, Gesundheitsgewerbe, Verwaltung und Sportstätten. Vier große Wohnblöcke sollen auf dem fünf Hektar großen Areal gebaut werden, dazu ein Mehrfamilienhaus, ein Gebäude für Gewerbe, eine Kita und eine Sporthalle für die Ruhr-Uni. Die Zahl der Wohnungen steht noch nicht ganz fest, von mehreren hundert ist die Rede. Mindestens 30 Prozent sollen öffentlich gefördert sein, ein weiteres Drittel als Eigentum verkauft werden. Einen Investor wird die Stadt über ein Bestgebotsverfahren suchen. 

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Die Verwaltung erklärte schon in der Vorlage für den Planungsausschuss im April: „Ein Teilbereich des Plangebiets wird als Wald im Sinne des Gesetzes eingeordnet, sodass hier ein Ausgleich im Flächenverhältnis 1:2 durchgeführt werden muss, der eine Ersatzaufforstung auf einer Fläche von 12.278 Quadratmetern erforderlich macht.“

Freiflächen für Ersatzaufforstung

Dazu das Netzwerk: „Und wo sollte überhaupt die im Flächenverhältnis von 1:2 vorgeschriebene Ersatzaufforstung erfolgen? Ist diese auf der ,Engelsburg‘ in Wattenscheid möglich, die im Januar 2024 in der Bezirksvertretung Süd als mögliche Aufforstungsfläche ins Gespräch gebracht wurde? Gibt es in Bochum überhaupt noch ausreichend Freiflächen für eine Kompensation von Eingriffen in die Natur?“

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Der Satzungsbeschluss für den Bebauungsplan Nr. 862 – Markstraße / Stiepeler Straße – ist für den Herbst 2024 geplant. „Zurzeit finden auf dem Areal ,Quartier am Gesundheitscampus‘ die bergbaulichen Sicherungsmaßnahmen statt. Diese werden voraussichtlich bis Februar 2025 abgeschlossen sein“, erklärt Stadtsprecher Peter van Dyk auf Anfrage. In 2025 soll dann mit dem Bau der Erschließungsstraße für das Wohnviertel begonnen werden.

Auch Verwaltung soll einziehen

Bei einer ersten Bürgerversammlung 20219 war die Ablehnung einiger Bürger noch groß: Damals wurde vor allem befürchtet, dass es mit der Schaffung von neuem Wohnraum und dem Zuzug vieler neuer Nachbarn zu einem Verkehrskollaps im Bereich Stiepeler Straße/Markstraße kommen könnte. Nach Überarbeitung haben sich die Wogen inzwischen geglättet.

Erwogen wird, mit der Bezirksverwaltungsstelle in das „Quartier am Gesundheitscampus“ zu ziehen. Nach dem Auszug aus dem Uni-Center wegen Schimmelbefalls ist die Stadt mit ihren Bürgerangeboten für den Bochumer Süden derzeit ohne festen Standort.