Bochum. Im Oval Office des Schauspielhauses Bochum wird die Premiere von „Freaks“ stürmisch bejubelt. Darin gründen fünf coole Außenseiter eine Punkband.

Eine „Rock-Odyssee epischen Ausmaßes“ verspricht die Aufführung von „Freaks“ im Oval Office des Schauspielhauses Bochum. Ganz so stürmisch ist es bei der umjubelten Premiere zwar nicht gekommen, doch mit welcher Spielfreude die fünf jungen Schauspielstudenten des Folkwang-Theaterzentrums hier über eine Stunde lang die Bühne rocken, ist ein Knaller.

Stürmischer Jubel für Premiere im Schauspielhaus Bochum

Um der ewigen Tristesse in einer amerikanischen Kleinstadt zu entfliehen, fassen fünf Freunde, die unterschiedlicher kaum sein könnten, einen Entschluss: Sie gründen eine Punkband. Diese Geschichte erzählt der Autor Joey Goebel in seinem Roman „Freaks“, mit dessen Bühnenadaption der junge Regisseur Luis Liun Koch jetzt seine Abschlussarbeit an der Folkwang-Uni vorlegt. Das Oval Office, die kleine Kellerbühne des Theaters, bietet dafür einen guten Raum: Hier sind die Zuschauer nah dran am turbulenten Geschehen und werden bisweilen sogar unfreiwillig zum Teil des Spiels. Aber keine Sorge, mitspielen muss niemand.

So rigoros wie lustig erzählt das Stück über eine Stunde lang von einer Gruppe von „Freaks“, also Außenseitern, jeder von ihnen hat sein Päckchen zu tragen. An einer Bushaltestelle stehen sie ziemlich verloren da und erzählen sich und den Zuschauern ihre Geschichte. Etwa Opal (Anna Lepskaya), die selbst im Alter von 80 Jahren noch als Babysitterin jobbt. Oder Ray (Maleika Dörschmann), ein irakischer Soldat, den schwere Gewissensbisse plagen.

Eine Gruppe sympathischer Außenseiter gründet eine Rockband: (von links) Maddy Forst, Anna Lepskaya, Maleika Dörschmann und Henri Mertens in „Freaks“.
Eine Gruppe sympathischer Außenseiter gründet eine Rockband: (von links) Maddy Forst, Anna Lepskaya, Maleika Dörschmann und Henri Mertens in „Freaks“. © Unbekannt | Laura Thomas

Die schöne Aurora (Henri Mertens) verdingt sich in einer Stripshow und sitzt zwischenzeitlich im Rollstuhl. Luster (Maddy Forst) gilt als belesen und sensibel – und wird zum Songschreiber der Gruppe. Locker in die Tasche gesteckt werden sie alle von der achtjährigen Amber, die zwar als schwer erziehbar gilt, aber auch schwer auf Zack ist. Wie sich Maurizia Bachnick kopfüber in diese dankbare Rolle stürzt, ist ein Hingucker.

Jeder Schauspieler bekommt seinen großen Moment

Dabei harmoniert das ganze Ensemble wunderbar, jeder einzelne bekommt seinen großen Moment. Und bei aller Lust auf derbe Späße werden immer auch tiefergehende Fragen gestellt, denn in allen „Freaks“ steckt zwar eine große Wärme, aber auch bittere Traurigkeit. „Ich würde alles geben, um noch mal Kind zu sein“, sinniert Aurora. „Da gab es noch keine bohrenden Gedanken, die alles infrage stellen.“

Im Oval Office gibt es keine Karten im Vorverkauf

„Freaks“ ist wieder am 9., 10., 16. und 17. September im Oval Office des Schauspielhauses Bochum (Königsallee 15) zu sehen.Wie immer bei den Vorstellungen in dem kleinen Kellertheater gibt es keine Karten im Vorverkauf. Nach dem Motto „Pay what you want“ können Interessierte abends zum Oval Office kommen und schauen, ob noch Plätze frei sind. Den Eintritt bezahlt jeder nach eigenem Ermessen.Hier empfiehlt sich ein möglichst frühzeitiges Erscheinen. Bei der Premiere von „Freaks“ hatte längst nicht jeder Glück: Über 20 Besucher mussten wieder abgewiesen werden.

Insgeheim warten die Zuschauer natürlich darauf, dass endlich „The Freaks“ in Erscheinung tritt, also jene schillernde Punkrock-Band, zu der sich die fünf Freunde schließlich zusammenschließen. Im Haus von Ambers Eltern, die nie da sind, wird schon fleißig geprobt. Zum krönenden Abschluss der Aufführung ist es dann soweit: Der Musiker André Schöne, der das Spiel gekonnt am Bass begleitet, rückt nach vorn, die Instrumente werden gestimmt, der kleine Raum verwandelt sich in einen schummrigen Musikclub – und die Show kann beginnen.

Der Auftritt der „Fab Five“ wird groß gefeiert

Mehr wird an dieser Stelle nicht verraten, nur dies: Die Zuschauer sind vom Auftritt der „Fab Five“ aus dem Häuschen. Der Jubel ist riesig, leider gibt die Band keine Zugabe. Bleibt die vage Hoffnung, dass dem launigen Abend vielleicht ein zweiter folgen könnte, denn die Vorstellung eines kompletten Live-Auftritts der kuriosen Combo wäre schon toll: „The Freaks in concert“? Vermutlich eher unwahrscheinlich.