Bochum. Lore ist ziemlich gerupft, Gustav blind – 2006 wurden die Gelbkopfamazonen im Papageienpark Bochum abgegeben. Nun wurden sie überraschend Eltern.

Mit Papageien arbeitet Heike Mundt seit vielen Jahren, fast 20 Jahre lang führt sie ihren Papageienpark am Gersteinring. Der Nachwuchs, der jetzt geschlüpft ist, hat die 61-Jährige dann aber doch überrascht: Denn die Eltern der Jungvögel wären nicht unbedingt diejenigen Tiere gewesen, von denen die Expertin erwartet hätte, dass sie sich paaren.

Gustav und Lore, so heißen die beiden Gelbkopfamazonen, kamen 2006 unabhängig voneinander zu Mundt. Warum genau, daran kann sie sich nicht mehr erinnern. „Das sind in der Regel Tiere, die bei uns abgegeben werden, zum Beispiel, weil ihre Besitzer gestorben sind oder sich nicht mehr kümmern können.“ Gustav war schon damals blind. Lore kam mit einem Gefiederschaden, der sich bis heute nicht gebessert hat. Man könnte auch sagen: Das Papageienweibchen sieht an Hals und Brust ziemlich gerupft aus.

Dieser Nachwuchs in ihrem Papageienpark hat Heike Mundt überrascht: Die beiden Küken von Papa Gustav und Mama Lore sind vor Kurzem geschlüpft. Die Eltern leben beide mit Handicap.
Dieser Nachwuchs in ihrem Papageienpark hat Heike Mundt überrascht: Die beiden Küken von Papa Gustav und Mama Lore sind vor Kurzem geschlüpft. Die Eltern leben beide mit Handicap. © Papageienpark Bochum | Heike Mundt

Papageien Gustav und Lore „sitzen schon sehr lange zusammen“

Gustav komme im Papageienpark prima klar. „Der findet sich zurecht, hat überhaupt keine Probleme“, sagt Heike Mundt. Er kenne ja seine Voliere und wisse, wo Futter- und Wassernapf sind. Nur wenn sie mal Dinge austausche – Näpfe oder Sitzstangen zum Beispiel –, dann müsse sie aufpassen, dass alles wieder an exakt denselben Platz zurückkomme.

„Papageien“, sagt Mundt, „suchen sich ihre Partner selbst aus.“ Gustav und Lore fanden sich recht bald, nachdem sie in der Papageien-Residenz eingezogen waren, „sie sitzen schon sehr lange zusammen“. Wie beim Menschen resultiert aber nicht aus jeder Partnerschaft auch Nachwuchs. Manche Vögel „sitzen auch 20 Jahre zusammen, und da passiert nix“, erklärt die Expertin.

Papageien-Nachwuchs in Bochum bleibt ein halbes Jahr bei den Eltern

Dass Lore und Gustav nun Eltern geworden sind, „zeigt, dass sie sich wohlfühlen. Das machen die nicht, wenn sie schlecht drauf sind, da muss alles stimmen.“ Und deshalb, erzählt Heike Mundt, habe sie sich umso mehr gefreut, als sie – relativ spät – die Eier entdeckte. Nachzucht ist nichts Neues für sie, aber dieser Fall, der sei ein Highlight. „Weil beide Tiere mit ihren Handicaps leben – es ihnen aber offensichtlich trotzdem so gut geht, dass sie sich vermehren wollen.“

In diesen Tagen leben die beiden Gelbkopfamazonen mit ihren etwa acht Wochen alten Babys in der Zuchtanlage, werden dort in Ruhe gelassen. Besucher sind nicht gestattet. Heike Mundt kann aber von Zeit zu Zeit in den Nistkasten hineinschauen. „Sehr aufgeregt, sehr angespannt“ seien die beiden frischgebackenen Vogeleltern, „aber auch sehr liebevoll“. Die Küken – deren Geschlecht ist noch ungeklärt – blieben bis zu einem halben Jahr bei den Eltern, kämen dann in die Voliere zu den anderen Jungtieren.

Papageien-Kauf: Tiere niemals alleine halten

Anschließend könnten sie an verantwortungsvolle Privatleute abgegeben werden. Wichtig sei dabei vor allem dies: „Dass man die Tiere nicht einzeln hält. Und dass die Voliere entsprechend groß ist.“ Und: Wer Interesse daran habe, Papageien zu halten, möge „bitte nicht einfach bei ,Kleinanzeigen’ gucken.“

Vom Aussterben bedroht

Gelbkopfamazonen (Amazona oratrix) zählen zu den vom Aussterben bedrohten Papageien-Arten. Die etwa taubengroßen Tiere mit dem namensgebenden gelben Kopf sind in freier Wildbahn in Mittelamerika beheimatet, beispielsweise in Mexiko und Guatemala. „Dort werden sie vor allem durch fortschreitende Abholzung gefährdet“, erklärt Heike Mundt.Wer die Art erleben will, kann dies im Papageiencafé im Papageienpark (Gersteinring 5) tun. Öffnungszeiten: freitags von 13 bis 17 Uhr, samstags von 11 bis 17 Uhr. Mehr Infos online: papageienpark-bochum.de