Bochum-Riemke. Seit drei Jahren sorgt ein Bochumer dafür, dass der Tippelsberg sauber ist – und bleibt. Seine Beharrlichkeit scheint sich auszuzahlen.
„Ich nerve bis zum Ende“, sagt Reinhold Marsollek. Bei ihm klingt das nicht wie eine Drohung, eher wie ein Versprechen. Denn dem 69-Jährigen Bochumer ist es zu verdanken, dass der Tippelsberg in Bochum-Riemke so sauber ist wie nie. Tagtäglich ist er auf dem beliebten Aussichtsgipfel anzutreffen. Er spielt dort auf der Gitarre, sucht den Kontakt zu den Leuten und freut sich, wenn die Ausflügler all ihren Müll auch wieder mitnehmen.
Bochumer Tippelsberg sauber wie nie – dank einer „Nervensäge“
Dazu hat Marsollek eigens Holzschilder angefertigt, auf denen er um entsprechende Rücksichtnahme der Umwelt und der Mitmenschen zuliebe bittet. „Willkommen! Aber hinterlasst nichts außer eurem Fußabdruck“, steht auf dem einen, „Willkommen! Vernünftige lassen keinen Müll oben. Anderen ist dies verboten. Danke!“, auf dem anderen.
Mit Corona hat der frühere Waldorflehrer (Rudolf-Steiner-Schule in Langendreer) damit begonnen, für einen sauberen Tippelsberg zu sorgen. „Im ersten halben Jahr wurden gleich sechs von meinen Holztafeln zerstört“, erinnert er sich beim Ortstermin mit der WAZ. Doch ein Reinhold Marsollek lässt sich nicht aufhalten, hat er sich erstmal was in den Kopf gesetzt. Im heimischen Keller wurden neue Schilder gezimmert. Auch jetzt hat er immer einige in Reserve zu Hause parat. „Aber zum Glück wurden die beiden jetzigen Tafeln schon seit einem Jahr nicht angerührt.“
Und so stehen sie da, die zwei stummen Mahner, angelehnt an einen der Sitzblöcke, und erinnern die Besucher daran, pfleglich mit dem Ausflugsziel umzugehen. Damit man sich dort oben nur des schönen Ausblicks erfreuen kann und Müll erst gar nicht ins Auge fällt.
Zwei ältere Damen haben gerade den Gipfel erklommen und genießen die Aussicht. Dass es hier oben deutlich sauberer als früher ist, kann eine der beiden bestätigen: „Ich habe mal in der Gegend gewohnt und war ganz oft auf dem Tippelsberg, auch mit Besuch. Da sah es hier ganz anders aus. Das war echt dreckig. Dem Herrn ein ganz herzliches Dankeschön.“
Lob bekommt Reinhold Marsollek öfter zu hören. Doch das ist ihm gar nicht so wichtig. Er möchte dem Tippelsberg einfach etwas zurückgeben, sagt der. „Ich verdanke dem Berg sehr viel, er ist fester Teil meiner Trainingsstrecke, wenn ich mit dem Rad unterwegs bin.“ Bestimmt Tausend Mal sei er den Anstieg (14 Prozent) hochgefahren. Wer es nicht wissen sollte: Marsollek ist Extremsportler, unternimmt immer wieder ellenlange Radtouren in Europa und ist auch ein erfolgreicher Eisschnellläufer.
So sehr es ihn auch immer wieder in die Ferne zieht, zu Hause hält er sich am liebsten auf dem Tippelsberg auf. Bis zu dreimal täglich sei er dort oben. Nicht, um die anderen Leute dort zurechtzuweisen. „Das tue ich nie, ich sammle auch keinen Müll auf – mit wenigen Ausnahmen wie Neujahr, als ich Scherben entfernt habe. Das regelt sich inzwischen von allein.“ Das Umweltbewusstsein der Besucher habe sich tatsächlich zum Positiven geändert. Vielleicht vor allem allgemein, am Tippelsberg aber sicherlich auch speziell wegen seines Engagements.
Und dieses wird nicht enden. „Ich mache weiter, werde weiter nerven, das ist eine endlose Aktion“, sagt Marsollek. „Ich möchte die Menschen überzeugen, ihre Umwelt sauber zu halten, und hoffe, dass diese dann weitere Menschen davon überzeugen.“ So wie am Tippelsberg.
Auch die Stelen werden gereinigt
Reinhold Marsollek sorgt auch dafür, dass Schmierereien an den Stelen auf dem Tippelsberg entfernt werden. Dann rückt er selbst mit Putzlappen und Lösungsmittel an und legt los. „Auch das hat Wirkung gezeigt“, freut er sich. „Bis auf eine Ausnahme kürzlich gab es seit Jahren keine Vorfälle mehr.“Das Material bekommt Marsollek von Bauhaus gestiftet, ebenso Pflanzen für den „wilden“ Kreisel in Grumme, den er angelegt hat und nun pflegt.Dankbar für das ehrenamtliche Engagement zeigt sich auch der Umwelt-Service Bochum (USB), der für die Sauberkeit am und auf dem Tippelsberg zuständig ist. Ab und zu bekomme man von Herr Marsollek Hinweise auf Beschädigungen, sagt Pressesprecherin Sarina Bühmann. Seit eineinhalb Jahren bestehe allerdings kaum noch Kontakt, was ja ein gutes Zeichen und Beleg dafür sei, dass es auf dem Tippelsberg gut laufe.