Bochum. Der Bochumer Zakaria Leidgen ist Physiotherapeut für Raubkatzen in der ganzen Welt. Wie eine Löwin ihn angegriffen hat und was ihn antreibt.

Wenn Zakaria Leidgen sich mit seinem Beruf vorstellt, staunen die meisten wohl nicht schlecht. Der Bochumer arbeitet seit etwas über einem halben Jahr international als Tierphysiotherapeut für Raubkatzen. In Thailand und Pakistan war der 27-Jährige, der auch Menschen behandelt, bereits im Einsatz. Einsätze in anderen Ländern seien in Planung.

Im Dezember des vergangenen Jahres, so Leidgen, habe er angefangen, Raubkatzen zu behandeln. Bevor er zu seinen Kunden, die Zirkusse besitzen oder die Tiere privat zu Schauzwecken halten, reise, bekomme er Videos von den Tieren, Informationen über die Beschwerden und teilweise MRT-Bilder zugeschickt. So könne er sich auf die jeweilige Raubkatze vorbereiten.

Tagelange Vorbereitung: Bochumer schläft bei Raubkatzen im Gehege

Vor Ort könne er aber nicht sofort mit der Behandlung beginnen, erklärt der Physiotherapeut. Das wäre zu gefährlich. Er verbringe zuvor mehrere Tage mit den Tieren, um das Vertrauen dieser zu gewinnen. Bei zwei Raubkatzen habe er beispielsweise circa vier Tage im Gehege verbracht und unter anderem mit ihnen gespielt und diese gefüttert. Auch dort geschlafen habe er. „Da war ich am Anfang sehr am Schwitzen“, sagt Leidgen. So habe er aber die Bindung zu den Tieren aufbauen können: „Damit ich auch die Sicherheit habe bei der Therapie, da ich weiß, dass das immer eine Gefahr ist.“

Wie lang die Behandlung einer Raubkatze dauert, sei unterschiedlich und hänge von den Beschwerden ab. Durchschnittlich seien es circa drei Tage mit einer manuellen Therapie. Es gebe aber auch längere Zeiträume: In Thailand habe er einen Tiger behandelt, der eine Verletzung an der Patellasehne hatte. Bei diesem Tier habe er unter anderem die Wassertherapie angewendet.

Bochumer von Löwin angegriffen: „Hatte mich im Nacken gepackt“

Bisher sei das auch immer gut gegangen. In Pakistan wurde der 27-Jährige allerdings von einer Löwenmutter angegriffen. Das zu behandelnde Jungtier lebte zusammen mit der Mutter, weswegen sich Leidgen auch an diese binden musste. Die Löwenmutter hatte ihn zwar nach ein paar Tagen akzeptiert, „wollte aber klarstellen, wer der Chef ist.“

Die Löwin habe ihn angesprungen und heruntergedrückt. „Da hatte sie mich wie eine Beute schon im Nacken gepackt“, erinnert sich der Bochumer. Er sei ruhig geblieben, auch wenn ein wenig Panik in ihm aufgestiegen sei. Dadurch, dass er die Unterdrückung von der Löwin akzeptiert hat, habe sie von ihm abgelassen. Die Gefahr, dass so etwas immer wieder passieren könne, sei ihm bewusst. „Ich weiß auch, dass ich in einem Jahr total zerkratzt und vernarbt aussehen werde.“

Physiotherapeut soll Konzept für Zoos in Pakistan erstellen

In Pakistan sei er neben den Behandlungen damit beauftragt worden, ein Konzept für Zoos zu entwickeln. Leidgen soll dort die Gehege mitgestalten, damit die Tiere möglichst artgerecht gehalten werden. Für dieses Projekt sei er langfristig eingeplant worden.

Fünf Zoos habe er in dem Land bereits besucht. Er möchte sich auch weiterhin dafür einsetzen, dass die Haltung der Raubkatzen tiergerecht ist. „Die Tiere brauchen die Natur, mit dem Geruch von Metall können die nicht umgehen“, sagt Leidgen. Auch wenn er die Tiere lieber in Freiheit sehen würde, wolle er ihnen in „ihrer ungemütlichen Situation“ helfen.

Kunden werden durch Social Media auf den Bochumer aufmerksam

Seine Kunden seien ausschließlich über Social Media auf ihn aufmerksam geworden. Dort postet der 27-Jährige regelmäßig Videos von Behandlungen, aber auch über die Beziehung von Mensch und Tier und unterhält so rund 205.000 Menschen.

Neben den Kunden aus Thailand und Pakistan habe er weitere Anfragen aus Amerika und Dubai erhalten. In dem Emirat seien es hauptsächlich Privatkunden, die auf großen Außenbereichen ihres Wohnsitzes Raubkatzen halten und seine Dienste in Anspruch nehmen wollen.

Bochumer fliegt wegen 150 Tigern wieder nach Thailand

Eines sei bei seiner Arbeit aber immer geboten: Respekt und Vorsicht. „Es sind immer neue Tiere und dadurch immer wieder neue potenzielle Gefahren“, so der 27-Jährige. Im Juli gehe es für ihn erneut nach Thailand, erzählt der Physiotherapeut. In Chiang Mai soll der Bochumer gemeinsam mit einer Tierärztin 150 Tiger untersuchen. Wenn nötig, werde er diese auch behandeln.

Seine Dienste biete er kostenlos an, allerdings würden seine Kunden die Flüge und die Kosten vor Ort übernehmen. „Das mache ich, weil ich es als Privileg empfinde.“ Leidgens Ziel für die Zukunft ist aber klar: „Mein Ziel ist es, weltweit der bekannteste Therapeut für Raubkatzen zu werden.“

Wie ein Bochumer Physiotherapeut für Raubkatzen wurde

Tierphysiotherapeut für Raubkatzen: Zu diesem Beruf ist der Bochumer Zakaria Leidgen durch seine Liebe zu Tieren gekommen. In der Vergangenheit habe er als Hundeführer gearbeitet und eine Ausbildung als Internationaler Tierphysiotherapeut gemacht. Neben Raubkatzen behandele er auch Hunde, Katzen und Pferde. Den Fokus wolle der Bochumer jetzt aber auf die Raubkatzen legen.Ein Jahr lang habe der 27-Jährige sich auf seinen ersten Einsatz vorbereitet. Dafür habe er zahlreiche Bücher gelesen und Dokumentationen geschaut. „Gerade bei den Raubkatzen muss man deren Verhalten zu 100 Prozent nachvollziehen können“ Aber auch Menschen behandele er. Leidgen wurde bei einem Arzt in der HVLA-Therapie ausgebildet, bei der schnelle Impulse mit wenig Kraft gesetzt werden.