Bochum. Seit 2020 forscht eine Fraunhofer-Einrichtung in Bochum. Ihr Thema: Wärme aus den Tiefen der Erde. Die Belegschaft wächst, es gibt Ausbaupläne.

Steigende Energiekosten, das Gebäudeenergiegesetz und die Debatte um einen möglichst schnellen Ausstieg aus den fossilen Energieträgern Öl und Gas rücken Bochum in den Blickpunkt des Geschehens. Die Fraunhofer-Einrichtung für Energieinfrastrukturen und Geothermie erforscht und entwickelt seit 2020 in Querenburg Lösungen für eine klimafreundliche Energieversorgung.

Fraunhofer-Einrichtung hat ihre Personalstärke verdoppelt

In nicht einmal drei Jahren hat sich die Personalstärke am jüngsten Standort der Fraunhofer IEG verdoppelt – von 40 auf 80. Deshalb plant sie in naher Zukunft den Bau von weiteren Büro- und Laborgebäuden auf dem Gelände hinter der Hochschule Bochum. Errichtet werde dem Vernehmen nach zunächst ein eingeschossiges Bürogebäude; für weitere Gebäude läuft eine Bauvoranfrage. Auf dem Grundstück ist der Aufbau eines neuen Instituts für Energieinfrastruktur und Geothermie IEG vorgesehen, wie es in einer Verwaltungsmitteilung der Stadt Bochum heißt.

18 Millionen Euro stehen nach Auskunft von Fraunhofer-IEG-Verwaltungschef Dirk Reinking für Investitionen in Immobilien und die Erstausstattung des Forschungslabors in Bochum zur Verfügung. Mehr als 27 Millionen Euro hatte die Fraunhofer IEG vom Bund und Land an Fördergeldern für fünf Jahre erhalten.

Beteiligung am Prestigeprojekt auf Mark 51/7

Die Aufgabe in Bochum ist klar umrissen. Es geht darum, Wärmewende und den Strukturwandel gleichermaßen zu unterstützen.

Ein technologisches Prestigeprojekt in Bochum hat Fraunhofer bereits mit auf den Weg gebracht, nämlich die Versorgung des Wissenschafts- und Technologiequartiers Mark 51/7 in Laer mit Wärme und Kälte aus Grubenwasser. Das geothermische Potenzial unter dem frühen Opel-Werk reicht aus, um etwa 70 bis 75 Prozent des Wärme- und Kältebedarfs der Unternehmen und Forschungseinrichtungen auf dem Areal mit klimafreundlicher Energie zu decken. Die Stadtwerke Bochum setzen als Energieversorger damit etwas um, an dessen Entwicklung die Fraunhofer-Einrichtung ihren Anteil hat.

Auch in Querenburg soll Grubenwasser ins Fernwärmenetz eingespeist werden

Schon 2020 hat es auf dem Gelände der Fraunhofer IEG Bohrungen nach Grubenwasser gegeben (Archivbild).
Schon 2020 hat es auf dem Gelände der Fraunhofer IEG Bohrungen nach Grubenwasser gegeben (Archivbild). © FUNKE Foto Services | Olaf Ziegler

Und das nächstes Referenzprojekt ist schon in Arbeit. Auf dem Erweiterungsgelände hinter der Hochschule steht bereits eine große Wärmepumpe. Sie soll aus lediglich 50 Meter Tiefe hochgepumptes Grubenwasser aus einer alten, vor etwa 100 Jahren an dieser Stelle betriebenen Zeche auf eine höhere Temperatur erhitzen. Das Wasser soll dann in den an Hochschule, Ruhruni und in weiten Teilen Querenburgs genutzten Fernwärmekreislauf eingespeist werden.

Beide Partner, Fraunhofer IEG und Stadtwerke Bochum, gehören der Allianz für Geothermie Nordrhein-Westfalen an. Die Allianz hat sich zum Ziel gesetzt, „einen beträchtlichen Beitrag zu leisten, um die Klimaschutzziele in NRW zu erreichen“, wie es heißt. Das Potenzial ist immens. »Die Geothermie kann in NRW über 70 Prozent des kommunalen Wärmebedarfes decken“, sagt Prof. Rolf Bracke, Leiter des Fraunhofer IEG. Stadtwerke und Fraunhofer-Gesellschaft könnten gemeinsam „dieses Potenzial heben und die Geothermie zum Schlüsselelement der Wärmewende machen“.

0Prof. Rolf Bracke, Leiter der Fraunhofer-Einrichtung für Energieinfrastrukturen und Geothermie IEG, schätzt, dass mehr als 70 Prozent des kommunalen Energiebedarfs in NRW durch Geothermie gedeckt werden kann.
0Prof. Rolf Bracke, Leiter der Fraunhofer-Einrichtung für Energieinfrastrukturen und Geothermie IEG, schätzt, dass mehr als 70 Prozent des kommunalen Energiebedarfs in NRW durch Geothermie gedeckt werden kann. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Verwaltung kündigt an, Erweiterungspläne zu genehmigen

Dazu benötigt die Forschungseinrichtung mehr Raum. Perspektivisch könnte sie in Querenburg offenbar noch größer werden, als es momentan geplant ist. Zur Bauvoranfrage für das gesamte Areal gehört eine Stellplatzanlage mit 100 Pkw-Parkplätzen. Erreicht werden soll das Erweiterungsgelände künftig über die Straße „Auf dem Kalwes“, wie aus einer Mitteilung der Stadtverwaltung hervorgeht. Sie „beabsichtigt, die Vorhaben zu genehmigen“, heißt es, „seitens des Grünflächenamtes, des Tiefbauamtes, der Verkehrsplanung und der unteren Wasserbehörde bestehen keine Bedenken“.