Bochum-Grumme. Eine beliebte Wohnanlage für Senioren in Bochum wird modernisiert. Das hat Auswirkungen für die Mieter – auch nach der Baumaßnahme.
Die Wohnanlage an der Vierhausstraße in Bochum-Grumme gilt als sehr beliebt. Auch wenn sie in die Jahre gekommen ist – das viele Grün drumherum und die Ruhe wissen die Senioren, die dort leben, sehr zu schätzen. Gerade einmal eine Wohnung (von 85) ist derzeit frei. Doch jetzt ist es erstmal vorbei mit der Idylle. Eine umfangreiche Modernisierung steht an. Die Baumaßnahme hat natürlich Auswirkungen auf die Mieter. Während der Arbeiten – und auch danach.
Wohnanlage in Bochum wird modernisiert: Das kommt auf die Mieter zu
Die Anlage sei 42 Jahre alt und habe noch keine Wärmedämmung, sagt Bauleiter Roman Hogräfer. Daher hat sich der Gemeinnützige Wohnungsverein (GWV) Bochum als Eigentümer dazu entschlossen, die Anlage mit ihren sechs Häusern zu modernisieren. „Von oben betrachtet sehen die Gebäude aus wie eine Tatze“, sagt Unternehmenssprecherin Sonja Wazner. Über eine Einbahnstraße in Ringform sind die Häuser zu erreichen.
Die mehrstöckigen Häuser erhalten bis Sommer 2024 neben der neuen Wärmedämmverbund-Fassade mit erneuerten Balkonen, neuen Fenstern und Balkontüren sowie einer neuen Heizungsanlage auch provisorische Stellplätze während der Baumaßnahme, die den Bewohnern im Anschluss an die Modernisierung zusätzlich zur Verfügung stehen werden. „In diesem Jahr sollen die ersten drei Häuser saniert werden“, kündigt Hogräfer an, „die übrigen drei sind ab Anfang nächsten Jahres dran.“
6,5 Millionen kostet die Modernisierung der Seniorenwohnanlage, die vor wenigen Tagen gestartet wurde. Zwar steht auch eine Zusage für Fördermittel für das Projekt bevor, wie GWV-Vorstand Micha Heimbucher verrät, dennoch wolle man schnellstmöglich anfangen. Die Investition wirke sich natürlich auf die Mieten aus. Diese würden nach oben angepasst. Allerdings sozialverträglich und wie bei öffentlich-gefördertem Wohnraum vorgeschrieben. „Also maximal 60 Cent pro Quadratmeter“, sagt Sonja Wazner.
Sanierung von Wohnanlage in Bochum: Nebenkosten sollen sinken
Die Modernisierung werde sich im Gegenzug aber positiv auf die Nebenkosten auswirken, verspricht der GWV. Durch die Wärmedämmung gehe künftig weniger Energie verloren. Und auch die neue Heizungsanlage trage zur Ersparnis bei: „Wir stellen von der Gaszentralheizung auf Wärmepumpe um“, erklärt Bauleiter Hogräfer. Im Winter gebe es zur Heizperiode Unterstützung durch einen speziellen Kessel, der helfen soll, Spitzenlasten beim Wärmebedarf abzudecken.
Für die Bewohner sei das alles in Ordnung, sagen Rita und Gisbert Rüther. Beide leben seit drei Jahren in der Anlage an der Vierhausstraße und fungieren als Vertreter der Senioren. Anfangs, als sie zu Beginn des Jahres schriftlich über die anstehende Modernisierung informiert worden waren, hätten die Bewohner durchaus Sorgen gehabt. Diese seien dann auch in einer Info-Veranstaltung Ende April geäußert worden.
In dieser wurden die Bauabläufe detailliert erklärt. Ganz ohne Unannehmlichkeiten für die Bewohner wird es nicht gehen, so viel steht fest. So werden in jedem Haus die Aufzüge für etwa acht bis zehn Wochen außer Betrieb sein, weil diese erneuert werden. „Wir werden unseren Mietern aber zwei Tragedienste anbieten“, kündigt GWV-Sprecherin Sonja Wazner an. „Einen Einkaufsservice und einen Personenbeförderungsdienst.“
Begegnungsstätte sehr beliebt
Die Rüthers leben erst seit drei Jahren an der Vierhausstraße, kennen die Anlage aber schon viel länger. „Ich war früher Fußpflegerin und in dieser Funktion öfter hier“, sagt Rita Rüther. „Irgendwann kam ich auf die Idee, dass man hier Singen anbieten sollte.“ Sie selbst nahm das in die Hand. Und so kam es, dass sie und ihr heute 78-jähriger Mann Gisbert mehr und mehr die Begegnungsstätte in der Anlage unter ihre Fittiche nahmen. „Wir bieten Bingo, Musik, Chor, Modenschauen, Feste und Kaffeetrinken an. Hier versammelt sich alles“, sagt Rita Rüther. Teilweise kämen die Leute mit Bussen aus anderen Vierteln angefahren.
Die Senioren würden sich auch untereinander helfen, sagt Gisbert Rüther. „Wer kann, wird den Nachbarn sicher mal die Tasche oder den Rollator tragen.“ Eine Frau – nicht gut zu Fuß – wolle sich nicht allein darauf und fremde Hilfe verlassen und übe schon das Treppensteigen, fügt Rita Rüther an.
Der temporäre Ausfall der Aufzüge wiegt sicherlich am schlimmsten. Aber übergangsweise werden die Senioren auch ihre Balkone nicht nutzen können. „An denen werden die Brüstungen ausgetauscht“, sagt Roman Hogräfer. „Sie bekommen eine Milchglasumrandung.“ Dies dauere pro Haus rund 16 Wochen.
Die Balkone seien sehr wichtig für die Senioren, betont Rita Rüther. „Sie dienen der Kommunikation von Haus zu Haus“, sagt die 73-Jährige.