Bochum-Gerthe. Am Verwaltungsgebäude Lothringen in Bochum entsteht kein Bürger-Café, es gibt mehr Wohnungen. Die Gründe und wie es mit der Baustelle weitergeht.
Bereits 2019 sollte am ehemaligen Verwaltungsgebäude Lothringen in Bochum-Gerthe Baustart sein. Ein Investor für die Immobilie war gefunden, auch Büros, ein Café und eine soziale Begegnungsstätte waren geplant. Nun steht aber fest: Es werden nur Wohnungen gebaut.
„Es wird kein Café geben“, erklärt Andreas Seipp, der das Projekt im Bochumer Norden für die Beletage Grundbesitz aus Köln betreut. Zwar wurde ein Betreiber für das Café gefunden, allerdings sei das Vorhaben an der Bebaubarkeit des Grundstückes gescheitert. „Vor dem Haus befindet sich eine Fernwärmeleitung“, so Seipp. Jedes Bauprojekt müsse einen Abstand von mindestens drei Meter dazu einhalten. „Die Fläche des Cafés wäre dadurch zu klein geworden.“
Ehemaliges Verwaltungsgebäude Lothringen: Keine Büros, mehr Wohnungen
Auch Büroräume soll es nicht geben, stattdessen steigt der Anzahl der Wohnungen. Acht soll es auf jeder der vier Etagen geben, insgesamt also 32. Sie sollen zwei bis fünf Zimmer, große Terrassen und eine Größe von 97 bis 210 Quadratmeter haben. Die Optik werde loftartig, die Decken seien etwa 3,80 Meter hoch.
Derzeit sei man mit dem Rückbau des Gebäudes beschäftigt und mit der abschließenden Planung: Beim Dachgeschoss gebe es Änderungen, unter anderem aus Kostengründen. Ursprünglich habe man viel Stahl verplant, aufgrund des hohen Preises dafür habe man andere Lösungen gesucht, die Stahl nicht erforderlich machen.
Aufgrund der Änderung sei eine neue Baugenehmigung notwendig, die derzeit noch nicht erteilt ist. Ebenso wenig wie die für eine Tiefgarage, die auf dem Gelände an der Lothringer Straße entstehen soll. „Dadurch wollen wir vermeiden, dass auf dem Grundstück Autos fahren.“ Etwa seit August warte man auf die Genehmigung der Stadt.
Das sind die Gründe für die Verzögerungen
Doch wieso kommt es seit vier Jahren zu Verzögerungen? Ein Grund sei Corona und damit einhergehend Ausfälle zum Beispiel bei Mitarbeitenden oder ein schwieriger Zugang zu Behörden. Außerdem: Erst wenn Genehmigung da sind, könne man wirklich mit der jeweiligen Arbeit anfangen. Hinzu kommt auch die aktuelle wirtschaftliche Lage.
„Die Komplexität eines Bauvorhabens wird oft unterschätzt“, verdeutlicht Andreas Seipp. Es handle sich um ein altes Haus, beim Rückbau gebe es immer wieder Vorkommnissen, die so nicht vorhersehbar sind.
Seipp bittet die Bevölkerung um Verständnis dafür, dass sich die Bauarbeiten hinauszögern: „Wenn wir leichtfertig in die Sanierung eingestiegen wären, hätten wir mehrere Baustopps gehabt.“ Stattdessen sei es notwendig, zuerst vernünftige Rahmenbedingungen zu schaffen.
Wann sind die Bauarbeiten abgeschlossen?
Wann die Wohnungen im ehemaligen Verwaltungsgebäude Lothringen fertig sind, kann Andreas Seipp derzeit nicht sagen. „Das ist nicht vorhersehbar“, erklärt er. Bezirksbürgermeister Henry Donner (SPD) hofft, dass die Genehmigungen zeitnah erteilt werden können, will dazu zeitnah mit den zuständigen Behörden in Kontakt treten. „Es wäre schön, wenn in diesem Jahr Vollzug gemeldet wird“, so Donner.
Dass auf dem Grundstück kein Café entstehen kann, findet der Bezirksbürgermeister schade. „Aber da kann man leider nichts machen“, sagt er. Die Idee einer Tiefgarage bewerte er positiv – da man so deutlich mehr vom äußeren Gebäude sehen könne, als wenn die Autos davor parken würden.
Seit 2014 ist Donner Bezirksbürgermeister im Bochumer Norden, das ehemalige Verwaltungsgebäude begleitet ihn nun beinahe die gesamte Amtszeit. In zahlreiche Workshops haben sich die Gerther bereits 2017 mit der Zukunft des Gebäudes beschäftigt, Café und Stadtteil-Treff waren damals zentrale Forderungen von Bürgern, örtlichen Vereinen und Verbänden. Deren Ergebnisse flossen in die Planungen ein und auch in den sogenannten Handlungsleitfaden für den Stadtteil. Zuvor gab es bereits eine große Aktion - Unterschriften wurden gesammelt – gegen einen möglichen Abriss und eine Aldi-Ansiedlung.