Leerstehendes Diakonie-Haus besetzt: So soll es weitergehen
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Bochum-Hamme. In Bochum-Hamme haben knapp 50 Menschen ein leerstehendes Haus der Diakonie besetzt. Die zahlt wohl weiter den Strom in dem Haus.
Im Wohnzimmer des besetzten Hauses an den Haldenstraße in Hamme gibt’s Kaffee und Tee. Marcel, Klara und Jayjoh – sie alle möchten ihren echten Namen nicht nennen – haben auf gespendeten und vom Sperrmüll mitgenommenen Holz-Stühlen Platz genommen. Ein gepolsterter Sessel steht am Fenster.
Mitte Oktober 2022 hatten knapp 50 Menschen das leerstehende Haus der Diakonie besetzt. Die Besetzer wollten einen „Gemeinschaftsort für die Nachbarschaft“ aufbauen. Dass das Besetzen des Hauses eine Straftat darstellt, sei kein Hinderungsgrund. Man sehe das als legitimes Mittel an. Nach Hinweisen von Anwohnern gab es danach einen großen Polizeieinsatz. Weil keine Anzeige der Diakonie vorlag, wurde das Gebäude aber nicht geräumt.
Besetztes Haus hat einen Kicker-Raum und heizt mit Heizlüftern
Im Flur hängen Flyer des queeren Jugendforums und Ratgeber für das Sexleben während der Corona-Pandemie. Auf der anderen Seite eine Aufgabenliste: „Werkstatt einrichten, Feuerholz klar machen, Spülmaschine anschließen“, heißt es dort.
Das besetzte Haus in Hamme
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Es gibt einen Kicker-Raum, eine Küche, in der regelmäßig – meist vegane Suppen – gekocht werden. Im Obergeschoss sind Schlafräume, die mit Heizstrahlern gewärmt werden. Wer den Strom bezahlt? „Das macht glaube ich die Diakonie“, sagt Marcel, der von der Gruppe als Presseansprechpartner auserkoren ist. Gegen Spenden geben sie T-Shirts und Bier ab.
„Wir haben ab und an auch Spenden von älteren Menschen aus dem Seniorenzentrum bekommen“, sagt Marcel. Er betont, dass die Besetzung des Haues in der Nachbarschaft gut ankomme. Und auch die Diakonie sei den Besetzern wohlgesonnen. „Die Gespräche waren gut. Zuletzt hieß es, dass wir bis April hier drin bleiben dürfen, dann will die Diakonie wohl abreißen.“
Diakonie möchte sich nicht zur aktuellen Situation äußern
Bei der Diakonie zeigt man sich auf Nachfrage wortkarg. „Es gibt keinen neuen Stand“, sagt Sprecher Jens-Martin Gorny. Bereits kurz nach der Besetzung war man sich bei der Diakonie nicht sicher gewesen, wie man nun mit den jungen Leuten aus der linken Szene umgehen soll.
Wenige Tage nach der Besetzung war es nach Angaben der Diakonie zu einer ersten Kontaktaufnahme gekommen. Zu konkreten Inhalten wollte man sich aber nicht äußern.
Haus soll abgerissen und um einen Neubau ersetzt werden
Das Heim soll – neben einem weiteren in Stiepel – die Plätze im Ruhrlandheim oberhalb des Kemnader Sees ersetzen. Eine dort notwendige Sanierung sei zu teuer. Außerdem sei die zentrale Lage in Hamme vorteilhaft für die künftigen Bewohnerinnen und Bewohner. „Baubeginn könnte im zweiten Halbjahr 2023 sein, die Fertigstellung Ende 2024 erfolgen“, teilt die Diakonie mit.
Die Besetzer planen für die kommenden Wochen Häkel-Workshops, Konzerte auf der hölzernen Bühne im Garten. „Wir sind nicht die Radikalen von Nebenan!“
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