Bochum. Beim Tierarzt wird’s teurer: Eine neue Gebührenordnung tritt in Kraft. Vor allem Katzenfreunde müssen draufzahlen. Das sind die künftigen Preise.
Für die Behandlung beim Tierarzt müssen Tierhalter bald deutlich tiefer in die Tasche greifen. Ab dem 22. November gelten in den Praxen höhere Gebühren. „Eine Panikmache, wie sie in den letzten Wochen betrieben wird, ist aber nicht angebracht“, erklärt Arnd Finkenberg (69), Vorsitzender der Kreisstelle Bochum/Herne der Tierärztekammer Westfalen-Lippe.
19.000 Hunde sind in Bochum gemeldet. Die Zahl der Katzen, Vögel, Meerschweinchen und weiterer Haustiere ist nicht erfasst. 21 Tierarztpraxen stehen für die Patienten bereit. Die Veterinäre seien seit Jahren „unterbezahlt“, meint Arnd Finkenberg, der eine Kleintierpraxis in Wattenscheid betreibt. Die Gebührenordnung für Tierärzte (GOT) sei seit mehr als 20 Jahren weitgehend unverändert. Kleinere Preisanpassungen, zuletzt vor fünf Jahren, hätten die steigenden Ausgaben in keiner Weise ausgeglichen.
Tierärzte in Bochum: Preise steigen ab dem 22. November
Als „ruinös“ wertet der Kreisstellen-Vorsitzende die aktuell geltenden Tarife: 16,03 Euro (inklusive Mehrwertsteuer) für die allgemeine Untersuchung eines Hundes und 10,69 Euro für eine Katze. Allerdings hätten die Praxen die (zu begründende) Möglichkeit, die Sätze zu verdoppeln und zu verdreifachen, bei Notdiensten sogar zu vervierfachen. Davor schreckten manche Kolleginnen aber zurück, um keine Kunden zu verlieren. „Im Gegenteil: Mitunter werden Dumpingpreise aufgerufen“, so Finkenberg.
Die neuen Mindestgebühren sollen den Mehrausgaben (moderne Technik, Personal- und Heizkosten) sowie den allgemeinen Preissteigerungen Rechnung tragen. Die allgemeine Untersuchung eines Hundes und einer Katze kostet künftig einheitlich 28,11 Euro (inklusive Mehrwertsteuer). Bei Katzen verdreifachen sich damit die Kosten nahezu. Kräftig nach oben geht’s auch bei den Injektionen, etwa Impfungen. Sie werden fortan mit 13,69 Euro berechnet. Bisher sind es 6,87 Euro.
Sorge in den Tierheimen vor erneuten Mehrbelastungen
„Es wird teurer, so wie alles. Das steht außer Frage“, konstatiert Arnd Finkenberg. Es sei aber offen, ob es weiterhin zu den bislang üblichen Aufschlägen kommt. Bleiben die aus oder werden reduziert, wäre die Differenz zwischen den alten und neuen Gebühren nicht mehr ganz so groß. Bezahlbar seien sie für die allermeisten Tierhalter auch künftig, glaubt der Tierarzt. Und: „Eine Oma mit kleiner Rente wird ihre kranke Katze ganz sicher weiter zu uns bringen und dafür lieber aufs Essen verzichten.“
„Tierhaltung wird kein Luxus werden“, bekräftigt Ralf Unna, Vizepräsident des Landestierschutzverbandes NRW. Je geringer das Einkommen, desto schwieriger aber werde die Situation. Entsprechend groß ist die Sorge, dass die kletternden Arztpreise zu einer nochmaligen Mehrbelastung für die Tierheime führen könnten.
Tierarzt rät zu einer OP-Versicherung
Die sind bereits jetzt rappelvoll. Zugleich wächst im Zeichen von Energiekrise und Inflation die finanzielle Not vieler Menschen. Noch mehr Tiere könnten abgegeben oder gar ausgesetzt werden, befürchtet man beim Tierschutzverein Bochum/Hattingen. Nach einer aktuellen Schätzung hat sich die Zahl der abgegebenen oder aufgenommen Tiere im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit verdoppelt.
Ist eine Tierkrankenversicherung die Lösung? Arnd Finkenberg mahnt zur Vorsicht. „Für einen Hund werden monatlich rund 30 Euro aufgerufen. Macht jährlich 360 Euro. Das ist mehr, als auch die neuen Gebühren für eine jährliche allgemeine Untersuchung und die regelmäßigen Schutzimpfungen vorsehen, zumal die Versicherungen viele Behandlungen ausschließen.“ Sinnvoller seien Vorsorgeuntersuchungen – und eine OP-Versicherung. „Die Operation eines Tieres kann mehrere tausend Euro kosten. Davor sollte man sich in der Tat schützen.“