Bochum. Hans-Peter Reitze und Oliver Kasprusch kümmern sich um 72 Stationen von „Metropolradruhr“. Sie füllen sie auf, leeren sie und reparieren auch.
Nach und nach gleiten die zuvor in der Innenstadt eingesammelten Zweiräder in die Ständer. Hans Peter Reitze schiebt jedes routiniert aus dem Transporter an seinen Platz. Schnell sind von den 30 leeren Plätzen wieder 20 befüllt. An jedes Rad kommt noch ein Zahlenschloss mit neuem Code. Nach fünf Minuten können an der Metropolradruhr-Station an der Sportfakultät der Uni wieder Räder ausgeliehen werden. „Das musste schnell gehen, die Studenten kommen gleich wie die Ameisen aus der Mensa“, scherzt Reitze. Die „Sporti“ ist eine klassische Station, die mehrfach am Tag leer gefahren wird, viele Studenten radeln von dort zum Campus, weiß der 46-jährige Mitarbeiter von Metropolradruhr.
Andere Fahrradständer – beispielsweise an Bahnstationen – laufen dagegen nach wenigen Stunden voll. Daher bewegen Reitze und sein Kollege Oliver Kasprusch (39) die rund 650 Räder in der Stadt immer wieder in ihren Transportern von A nach B – „Fahrradschubser“ nennen sie sich. Da das Metropolradruhr in Bochum immer beliebter wird, haben sie – besonders im Sommer – viel zu tun. Zur Hauptsaison legen sie am Tag teilweise bis zu 300 Kilometer zurück.
Kleine Reparaturen direkt vor Ort
Doch auch im Winter wartet genug Arbeit. Auf dem Weg zur nächsten Station markiert Reitze die „Sporti“ am Tablet-PC als erledigt. Der nächste rote Punkt auf der virtuellen Karte wartet bereits. Alle 72 Metropolrad-Stationen in Bochum sind dort mit Ortsmarken versehen. „Wir nennen das unsere ,Fähnchenstadt’“, sagt Reitze und lacht. Ein grünes Fähnchen signalisiert, dass die Station bereits kontrolliert wurde, bei gelb und rot ist das seit mehr als 24 bzw. 48 Stunden überfällig.
So auch an der Station am Studentenwohnheim Laerholzstraße, wo die Räder bereits dicht an dicht stehen. Reitze überprüft zunächst jedes Rad, zieht die Bremse, schaltet die Gänge, kontrolliert Reifen und Kette. Bei einem Velo fehlt das Rücklicht, der 46-Jährige zückt sein Werkzeug und schraubt ein neues an. „Kleine Reparaturen erledigen wir vor Ort, bei großen Schäden geht es in die Werkstatt, wo wir auch Schreibkram organisieren.“ Verstöße kämen aber kaum vor, die Nutzer würden die Metropolräder meist pfleglich behandeln; auch Vandalismus an den Stationen sei selten.
E-Bikes sind in Planung
Damit die Station an der Laerholzstraße nicht noch voller wird, entsperrt Reitze die nicht ausgeliehenen Räder und lädt sie in den Transporter. „Die bringe ich nun die paar hundert Meter hoch zum Studidorf.“ Dort sei alles leer, hat ihm die virtuelle Karte verraten.
„Ich habe auch schon zu Fuß einen Studenten geschnappt, der die Metropolrad-Reklame komplett entfernt und das Rad unerlaubt privat genutzt hat. Sein Pech – die Dinger erkennt man leicht.“ Trotz oder gerade wegen solcher Erlebnisse macht der Beruf Reitze Spaß: „Ich arbeite gerne im Freien und in Eigenverantwortung“, sagt der gelernte Brandschutztechniker, der seit eineinhalb Jahren dabei ist. „Und der Job ist jeden Tag anders“, pflichtet ihm Kollege Kasprusch bei, den Reitze auf seiner Tour trifft. Beide sind dankbar für den festen Beruf, der ihnen vom Arbeitsamt vermittelt wurde. Mit dem Metropolradruhr, da sind sich beide einig, würden sie gerne irgendwann mal in Rente fahren.