Weitmar.. Autor Klaus Schühly liest beim Geschichtskreis aus seiner Autobiografie „An meinem Mississippi“. Thema ist die Wasserstraße in den 1950ern und 60ern.


Es ist eine Reise in die Vergangenheit. Ins Weitmar der 1950er und 60er Jahre, nicht in die Vereinigten Staaten, wie der Titel glauben lassen könnte.

Im Sitzungssaal der Bezirksvertretung Südwest las Klaus Schühly am Mittwochabend aus seiner Autobiografie „An meinem Mississippi“.

„Im Jahre 1953 kam ich am frühen Abend des 17. Februar in Wattenscheid auf die Welt. In Amerika hatte gerade die Präsidentschaft von General Eisenhower begonnen, Hitler war seit acht Jahren tot, das Herz von Josef Stalin sollte noch 16 Tage, das von Albert Einstein noch 670 Tage schlagen. Noch kein Mensch hatte unsere Erdkugel vom Weltraum aus gesehen, es gab noch keine Fotografie unseres blauen Gestirns – aber das sollte ein paar Jahre nach meiner Geburt anders sein.“ So beginnt das Buch von Schühly, so startet auch seine Lesung.

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Die Wasserstraße, wo Schühly mit seiner Familie die Kindheit verbrachte, das war sein Mississippi. Gerne hätte er Dampfschiffe und Fischer beobachtet, hatte Sehnsucht nach Tom Sawyer und Huckleberry Finn. Die Wasserstraße bot „nur“ blau-schwarzes Kopfsteinpflaster, konnte Starkregen kaum verpacken, wurde höchstens dann zu einem „reißenden Fluss“. Die kindliche Fantasie habe in solchen Fällen den Namen Wasserstraße neu zusammengesetzt. „Und lebt nicht jedes Kind weltweit an seinem eigenen Mississippi?“, fragt der Autor in die Runde.




Erinnerungen der Besucher werden geweckt

Generell findet sich der Sprachstil des damaligen Kindes in den Passagen wieder, die Schühly vorliest. Das lässt das Werk einerseits schon drollig erscheinen, doch sind es nicht weniger die Kommentare des Autors – bereits niedergeschrieben oder im Rahmen der Lesung frei eingeschoben –, die für die Pointen sorgen. Daneben sind es die Erinnerungen der Besucher, die geweckt werden und die immer wieder ein Lächeln auf den Lippen hervorbringen.

„Ein spannender Abend für viele Weitmarer“

Bernd-Ulrich Lammers aus dem Geschichtskreis Weitmar, der die Lesung auch organisiert hat, weiß das Wort mit Bildern zu ergänzen. Luftaufnahmen, den Bau der Wasserstraße, die Einweihung der Feuerwehr und den früheren Sportplatz können die Besucher wiedersehen. „Ein spannender Abend für viele Weitmarer“, fasst Lammers zusammen.

Inwiefern Erkenntnisse daraus auch im kommenden Jahr eine Rolle spielen werden, bleibt aber abzuwarten: Derzeit bereitet der Geschichtskreis nämlich eine Ausstellung über Bärendorf und Weitmar-Mitte vor, bald 90 Jahre nach der Eingemeindung. Lammers: „Wir haben eine grobe Sammlung zusammen, jetzt folgt die Feinjustierung.“