Bochum. Trainingsstätte „Open Space“ aus Bochum bringt mit Online-Kursen Bewegung ins Zuhause. Auch spannende Talkrunden mit Artisten sind dabei.

Ja, es ist für sie ein trauriges Bild: Wenn Natalia Nowakowski die rund 1200 Quadratmeter große Trainingsstätte in der ehemaligen Spielfabrik sieht, dann wird sie ganz wehmütig. Unbenutzt hängen Seile von der Decke, unbefahren ist die Half Pipe der Biker und kein Parcours-Artist springt durch die Halle. Wo sonst Jugendliche und junge Erwachsene in Bochum kostenlos und ohne Voranmeldung Luftakrobatik, Parkour, Biken, Tricking, Tanz und Stunts trainieren können, herrscht Menschenleere.

Aber gemeinsam mit Silvester Kiunka, Leiter der Trainingsstätte „Open Space“ an der Bessemerstraße, macht Tanzlehrerin Nowakowski aus der Not eine Tugend: Sie veranstaltet Online-Kurse via Zoom – zum Beispiel für Tanz, Intervalltraining und spannende Talkrunden.

Bochum: Tanzkurse für Jugendliche im „Open space“

„Ich biete Tanzkurse für Kinder und Über-16-Jährige an“, sagt Nowakowski. Und das sieht so aus: Montags steht die 31-Jährige von 16.30 bis 17.30 Uhr und von 18 bis 19 Uhr in einem extra eingerichteten Container im Open Space vor der Kamera – im Hintergrund ein großer Spiegel, vor ihr ein großer Fernseher.

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Nach und nach trudeln auf dem Bildschirm in kleinen Kacheln die Teilnehmer ein, dann dreht Nowakowski die Musik auf und startet das Warm-Up. „Zwanzig Minuten Warm-Up, zwanzig Minuten jamaikanische Steps und zwanzig Minuten Choreographie“, erklärt die Tanzlehrerin, die zu Dance Hall und Hip-Hop tanzt.

Kursteilnehmer kommen ins Schwitzen

Vier Quadratmeter, ein Computer mit Innenkamera, ein Zugang zur Plattform „Zoom“ und bequeme Anziehsachen sind alles, was man zum Mitmachen braucht. Etwas zu Trinken sollte man bereithalten.

Silvester Kiunka und Natalia Nowakowski veranstalten wegen des Corona-Lockdowns Workshops im Bereich Streetartistik und moderne Bewegungskunst.
Silvester Kiunka und Natalia Nowakowski veranstalten wegen des Corona-Lockdowns Workshops im Bereich Streetartistik und moderne Bewegungskunst. © FUNKE Foto Services | Olaf Ziegler

Denn bei Nowakowskis Kursen kann man ganz schön ins Schwitzen kommen: „Es machen absolute Anfänger mit, aber auch Profis, die mit dem Tanzen ihr Geld verdienen. Manchmal biete ich deshalb zwei Varianten einer Übung für die Teilnehmer an“, erklärt die Tänzerin, die auch schon Profis als Gäste zum Online-Training ins Open-Space eingeladen hat. Für die Kurse muss man sich mit Kamera und Mikrofon verifizieren, wer sie ausgeschaltet lässt, fliegt raus – gerade bei dem Kinderkurs ist das wichtig.

Nach dem Lockdown soll das Online-Angebot bestehen bleiben

Das Angebot, gestartet im November, kommt gut an: Im Schnitt trainieren 20 Teilnehmer mit, in der Whatsapp-Gruppe der Tänzerinnen und Tänzer sind sogar 70 Personen. „Sonst wären es vor Ort aber bestimmt vier Mal so viel“, gibt Kiunka zu. Der Kurs für Kinder wurde durch die Zwänge, die die Coronakrise den Sportlern auferlegt, erst neu geschaffen, Intervalltraining und Tanzen ab 16 gab es schon zuvor. „Wir wollen aber auch nach dem Lockdown weiter online bleiben“, sagt er.

Zugang per Mail erfragen

Normalerweise können Jugendliche und junge Erwachsene ab 16 Jahren von Montag bis Freitag zwischen 16 und 21 Uhr und samstags von 15 bis 21 Uhr kostenfrei in der Trainingsstätte Open Space (Bessemerstraße 85) trainieren.Auf der Website www.openspace.ruhr findet sich der Stundenplan für die Zoom-Kurse. Per Mail, über Instagram oder Facebook erhält man die Zugangsdaten.

Wenn eine Lockerung beispielsweise die maximale Teilnehmerzahl auf 20 Personen begrenze, könnte der Rest online mitmachen. Außerdem könnte die Expansion des Angebotes auf die Plattform Zoom auch solchen zugutekommen, die weiter entfernt wohnen. „Die meisten kommen aus dem Ruhrgebiet, aber es waren auch schon Menschen aus Berlin oder Stuttgart dabei“, sagt Nowakowski. Das technische Equipment hat der Open Space, der von der Stadt Bochum und dem Land NRW gefördert wird, neu angeschafft.

DJs sind zu Gast und beantworten Fragen

Noch etwas ist neu: „Mittwochs und freitags bieten wir von 18 bis 19 Uhr das Open Space Insight an“, sagt Kiunka. Dabei seien Artisten, Physiotherapeuten oder DJs zu Gast, legten Musik auf oder beantworteten Fragen: Wie kreiere ich eine eigene Nummer? Wie ist es, als Künstler sein Geld zu verdienen? Wie heilt ein Bänderriss schneller? Oder wie kann ich mich mit dem Massageball selbst triggern? „Die üblichen Gespräche am Rande des Trainings fehlen, so ist das Ganze aber doch ein bisschen interaktiv“, sagt Nowakowski.

Neben Umarmungen und Geplänkel fehlt der Trainerin aber noch etwas ganz Entscheidendes: Die Energie im Raum. „Wenn ich 30 Tänzerinnen und Tänzer im Rücken habe, spüre ich den Vibe. Ich weiß, wann ich die Gruppe noch ein letztes Mal auspowern kann, bevor sie erschöpft ist. Das kann ich über Zoom nicht so gut abschätzen.“ Den Open Space endlich wieder voll zu sehen – das wünschen sich Nowakowski und Kuniak deshalb ganz besonders.

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