Bochum..

Das Musiktheater des Hildegardis-Gymnasiums begeisterte mit dem Broadway-Musical „Urinetown“ des amerikanischen Komponisten Mark Hollman .

Dingfest gemacht wird in „Urinetown“, wer unerlaubt uriniert.
Dingfest gemacht wird in „Urinetown“, wer unerlaubt uriniert. © Unbekannt | Unbekannt

Bei ihrem neuesten Stück geht es um die wahrhaft großen Themen der Menschheitsgeschichte: Armut, Liebe und Urin. Das Musiktheater Hildegardis führte am Wochenende zum zehnjährigen Bestehen das Musical „Urinetown“ des amerikanischen Komponisten Mark Hollman auf.

Zugegeben, Urinetown ist ein Titel, bei dem sich der Besucher zunächst am untersten Harnweg des guten Musical-Geschmacks wähnt. Dennoch ist dieses Stück keinesfalls eine stupide Verballhornung des Broadway-Genres, sondern eine künstlerisch durchaus ansprechende Parodie, die trotz ihres skurrilen Themas mit mitreißender Musik aufwartet.

Erstaunlich professionelle Präsentation

Von den Programmheften über den animierten Videovorspann bis hin zum letzten Schlussakkord präsentiert sich die Gruppe des Hildegardis-Gymnasiums dabei erstaunlich professionell. Ein Bühnenbild mit einer eigens gefertigten Vorbühne und aufwendigen Elementen wie einer Rutsche und einem Baugerüst verdeutlicht die Kulisse der „Bedürfnisanstalt Nr. 9“ in einer fiktiven Stadt.

Rostig und dreckig kommt alles daher, schließlich herrscht gemäß dem Libretto eine Dürrekatastrophe, die keine Wasserverschwendung zulässt. Auch nicht für die dringendsten Sanitärbedürfnisse. Mit strengen, aber korrupten Gesetzesbeschlüssen ist das private Urinieren strengstens untersagt – wer sich widersetzt wird in die sagenumwobene Stadt „Urinetown“ verbannt.

So entsteht eine Kluft zwischen Arm und Reich: dem mächtigen Sanitäranlagen-Besitzer (Philip Saerbeck) und dem in löchrige Lumpen gekleideten Bedürfnis-Proletariat, dem der Zugang zur Erlösung bringenden Schüssel nur unter Entrichtung hoher Gebühren gewährt wird.

Abwechslungsreiches Rahmenprogramm

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Zur Instrumentalbegleitung des schuleigenen Orchesters lieferten Chor und Solisten erstaunliche Gesangleistungen ab. So wurde die Inszenierung trotz aller Fäkal-Ästhetik und der stets präsenten Saugglocken-Symbolik nicht zum bloßen Parodie-Kitsch, sondern bekam einen eigenen künstlerischen Stellenwert. Zum Jubiläum gelang dem Musiktheater damit eine mit Herzblut – und Harndrang – umgesetzte Aufführung, bei der das Publikum am liebsten nicht mehr hätte abspülen mögen.