Bochum-Mitte. Die katholische Cityseelsorge bat zum ersten Gottesdienst mit Haustier-Segen auf die Schmechtingswiesen. Mensch und Hund genießen die Stimmung.

Von der Hundewiese zum Gottesdienst, das ist ein eher ungewöhnlicher, aber diesmal sehr kurzer Weg. „Tiere sind ein Segen“, hatte vielsagend die katholische Cityseelsorge ITEM den Gottesdienst auf den Schmechtingswiesen betitelt. In diesem Rahmen sollten erstmals mitgebrachte Haustiere gesegnet werden. Zwei- und Vierbeiner erlebten eine entspannte Atmosphäre bei strahlendem Frühsommerwetter im Freien.

Stadtdechant Michael Kemper, selbst zwar kein Tierhalter, leitete ein: „Dass Tiere ein Segen sind, wissen alle, die ein Haustier ins Herz geschlossen haben. Wie wir Menschen sind auch die Tiere vielfältigen Gefahren ausgesetzt und daher besonders schutzbedürftig.“

Johnny ist höchst aufmerksam, mehr auf die anderen Hunde allerdings, hier mit Katrin Grohn beim Gottesdienst auf den Schechtingswiesen.
Johnny ist höchst aufmerksam, mehr auf die anderen Hunde allerdings, hier mit Katrin Grohn beim Gottesdienst auf den Schechtingswiesen. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Kemper verzichtete bei diesem ungewöhnlichen Gottesdienst vor einfachen mobilen Sitzbänken auf einen Talar und auf ein Mikrofon. Einen Verstärker für seine Gitarre brauchte er ebenfalls nicht, und das einleitende Glockenläuten kam ausnahmsweise und in diesem Rahmen vom Smartphone.

Hochbetrieb nebenan auf dem Spiel- und Bolzplatz in Bochum

Die Kulisse bildeten die Schmechtingswiesen mit eben der Hundewiese und dem großen Spiel- und Bolzplatz, auf dem bei diesem Wetter viel Betrieb herrschte. All das mischte sich zu einem bunten Potpourri der Lebensfreude.

Es lag nah, dass Kemper das von Kirchentagen bekannte „Laudato si“ ausgewählt hatte. „Es geht im Original auf den Heiligen Franz von Assisi zurück“, erklärte er, nachdem er ausdrücklich „auch euch, liebe Hunde“, begrüßt hatte.

„Filou“, der ungarische Hütehund, hat ein Auge auf die Kamera.
„Filou“, der ungarische Hütehund, hat ein Auge auf die Kamera. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

„Das Lied ist um das Jahr 1200 entstanden“, streute der Pfarrer ein, „und Franz von Assisi ist uns als ganz besonderer Tierfreund bekannt“. Der Heilige hat mit dem Sonnengesang kurz vor seinem Tod ein Gebet verfasst, in dem er die Schöpfung in zahlreichen Details lobt, sogar Krankheit und Sterben.

Kemper nutzte den Rahmen, um die aufmerksamen Hunde vorstellen zu lassen. Es zeigte sich, dass jeder ein besonderes Schicksal und einen eigenen Charakter hatte.

Jeder mit eigenem Schicksal und Charakter

So war etwa der schon 15 Jahre alte spanische Windhund (Galgo) „Nando“ aus Spanien von Geburt an taub und hatte mit Glück überlebt, auch einige Jahre der Zwingerhaltung.

Der ungarische Hütehund (Mudi) „Filou“, fünf Jahre alt, tausche dagegen zur Essenszeit gern Zeitungen oder andere Dinge gegen Leckerchen, berichtete Halterin Barbara Bethken. „Johnny“ aus dem portugiesischen Tierschutz, erzählte Kathrin Grohn, sei Menschen gegenüber sehr misstrauisch, „aber unsere drei Meerschweinchen sind seine besten Freunde“.

Der achtjährige Mischling „Vinci“ schließlich wurde aus einer spanischen Tötungsstation gerettet und zeige sich freundlich gegenüber allen Hunden, aber um so kritischer gegenüber Menschen.

Aktuelle Bezüge durch Artensterben und Fleischindustrie

Kemper griff in seiner kurzen Andacht auf die biblische Schöpfungsgeschichte zurück. „Dadurch, dass die Tiere Namen bekommen, erfahren sie Wertschätzung, bekommen Bedeutung. Sie gehören zu uns, weil sie eine Hilfe sein können und Freude in der Lebensgemeinschaft mit uns bringen.“ Ernst merkte er an, dass bedrohte Tierarten, auch durch den Klimawandel, und die Fleischindustrie in diesem Zusammenhang kaum „gottgewollt“ sein könnten.

City-Seelsorge Bochum

ITEM ist lateinisch für kurzum. Das heißt für die City-Seelsorge, auf der Basis des christlichen Glaubens und des Evangeliums in kurzen Begegnungen Menschen mit Gott in Berührung bringen. Durch kleine Aktionen soll Raum für Gespräche entstehen, wo Themen zur Sprache kommen können, die die Menschen bewegen.Kontakt und Info: Kirchenfoyer Bochum, Huestraße 15, 0234 890 26970 und 0234 890 26968, mehr auch auf https://www.bochum-katholisch.de/stadtkirche/