Bochum-Gerthe. Auf dem Platz am Ehrenmal in Bochum-Gerthe steigt das erste Walking-Football-Turnier. Dabei treten die Liga-Fanclub-Teams der Klasse „Ü 55“ an.

Hier geht alles: Arminia Bielefeld trifft auf Werder Bremen, Eintracht Frankfurt auf Middelich-Resse. Der Pokal hat eben auch auf dem Platz am der Spielvereinigung Gerthe ‘11 am Ehrenmal seine eigenen Gesetze. Denn hier muss alles gehen, ganz streng genommen. Walking Football steht auf dem Programm beim 1. Peter-Püschel-Cup.

Der Kultklub fand im Bochumer Norden seinen Platz

Die Teams rekrutieren sich nicht aus Ex-Profis der Ligen, sondern aus deren Fanclubs, weshalb Marl, Frömern oder Essen-Frohnhausen hier keineswegs als Underdogs gelten. Denn ganz nebenbei sind die Teilnehmer alle in der Klasse „Ü 55“, und sie geben alles über die zwölf Minuten pro Spielzeit. „Die wollen gewinnen, auch wenn sie eigentlich Knie haben, oder Rücken“, meint denn auch Arnd Most lachend. Der Vorsitzende der ausrichtenden Gerther Spielvereinigung ist selbst mit der „2“ auf dem Rücken für den „Kultklub 1848“ dabei, und er nimmt die Rolle des Verteidigers ernst.

Spieler und Zuschauer genießen den Tag bei Fußball, guten Gesprächen und Bier zum 111. „Geburtstag“ der SpVgg Gerthe auf dem Platz in Bochumn-Gerthe.
Spieler und Zuschauer genießen den Tag bei Fußball, guten Gesprächen und Bier zum 111. „Geburtstag“ der SpVgg Gerthe auf dem Platz in Bochumn-Gerthe. © FUNKE Foto Services | Alexa Kuszlik

Dabei ist das Spiel bewusst auf den „Schongang“ angelegt, auf Kleinfeld, mit Extra-Torgehäusen von einem mal drei Metern, die auch die Mini-Kicker nutzen, mit sechs Mann pro Team und ohne Torwart. Statt Verlängerung nach zwölf Minuten geht’s ins Elfmeterschießen - von der Mittellinie aus.

Als der VfL Bochum vor über zwei Jahren seine Walking-Footballer zum Schutz der Profis vor die Corona-Schranke stellte, fanden die eine neue Heimstatt an der Heinrichstraße, wo sie zweimal die Woche trainieren und nun das erste Turnier auf die Beine gestellt haben. Tatkräftig unterstützt von den Gerther Ü-55-Kickern.

Von der Couch auf den Kunstrasen

„Das ist auch eine Gelegenheit, die Leute unserer Altersklasse aus den Fanclubs wiederzusehen“, erzählt Most, „außerdem können wir so manchen Alleinstehenden auch von der Couch und aus dem Haus locken“. Denn verlernt haben die nicht mehr ganz Jungen nichts. Sprüche von der Seitenlinie wie „den hast du noch...“ gibt’s nicht, denn Walking Football ist wie Trabrennen: Immer mit Bodenkontakt, auch ohne Ballkontakt, entsprechend bleiben auch die Kopfbälle aus. Denn über einen Meter soll kein Ball gespielt werden - in der Höhe.

Pott-Pourri: Es geht um was beim ersten Walking-Football-Turnier am Ehrenmal.
Pott-Pourri: Es geht um was beim ersten Walking-Football-Turnier am Ehrenmal. © FUNKE Foto Services | Alexa Kuszlik

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Also wird hier öfter geraten, was „der“ denn wieder gepfiffen hat. Meistens ein Foul, denn das geht bei den beiden Schiedsrichtern schnell, wenn einer zu schnell geht. Aber rote Karten, meint auch Arnd Most, „gibt’s nicht“, eher lässt man sich auswechseln, „um der Mannschaft nicht zu schaden“, erklärt er grinsend.

Pokale übergibt Ata Lameck

Schließlich musste er seinen Gegenspieler im Finale der Kult-Klubber 1848 gegen Velen ja auch irgendwie in den Griff kriegen. „Der hat höchste Amateurliga gespielt, und ich Kreisliga“, begründet er.

Für einen guten Zweck

Die Deutsche Duchenne Stiftung e.V., die ihren Sitz an der Huestraße hat, wurde beim Walking-Football-Cup bedacht. Ein großes Sparschwein mit dem über den Turnierverlauf eingeworfenen Spenden, konnte Geschäftsführerin Silvia Hornekamp in Empfang nehmen. „Die Summe gebe ich dann durch“, versprach sie dankbar.Duchenne ist eine unheilbare, kaum therapierbar, fortschreitende Muskelerkrankung, die aufgrund der Seltenheit als schwer erkennbar gilt. https://www.duchenne-deutschland.de/

Die Grünen aus Velen legen zwei Tore vor, die Blau-Weißen schaffen den Anschluss und werden „2. Sieger“, alles ist gut. Ata Lameck, mit 517 Profi-Spielen für den VfL als „Legende“ begrüßt, kommt zur Pokalübergabe von immerhin zehn Pötten zum Ehrenmal, pünktlich klingt Grönemeyers „Tief im Westen“.

So sehen Sieger aus

Etwas später auch „We are the Champions“ von Queen, allerdings für die Gewinner des ersten Cups aus Velen. Sieger sind sie alle ein bisschen, denn die Schlagerparty am Freitag hat sich bewährt, erzählt Most, und soll genauso wie das Turnier Tradition in Gerthe werden. Ganz langsam.