Bochum.

Die dritte Spielzeit unter Elmar Goerdens Intendantur am Schauspielhaus Bochum begann mit Shakespeares „Wie es euch gefällt“ vielversprechend. Intendant Elmar Goerden inszenierte launig und sensibel.

US-amerikanischer Psychoclinch, die „naturgemäß“ wahnwitzige Weltsicht des Thomas Bernhard und die radikalen Machtgelüste des Macbeth von William Shakespeare: Es waren höchst unterschiedliche Temperamente und Themen, die die dritte Spielzeit des Intendanten Elmar Goerden bestimmten.

Die Saison 2007/08 begann vielversprechend. Nachdem in den ersten beiden Jahren die Inszenierungen, mit denen der Intendant die Spielzeiten eröffnet hatte, durchaus vitale Wünsche übrig ließen, ging Elmar Goerden zu Beginn seiner dritten Saison „Wie es euch gefällt“ von Shakespeare mit eher leichter Geste an, ohne deshalb leichtfertig die komödiantische Fabel des großen Elisabethaners an den Klamauk zu verkaufen. Doch so mancher liebenswürdige Gag zeugte vom frech Spielerischen, das die Phantasie (auch des Zuschauers) gelegentlich fliegen ließ.

Ein Flugzeugwrack

Das Gegenteil im Bühnenbild: Ein Flugzeugwrack lag auf der Bühne - Hinweis auf die Aktualität, die in dem alten Stoff verborgen sein mag. Claude de Demo spielte eine bezaubernd-kühle Rosalind und Margit Carstensen war - eine mutige Besetzung - eindringlich der Melancholiker Jaques. Manche Kritiker mäkelten zwar unverdrossen über Goerdens Regiekünste, doch „Wie es euch gefällt“ schien für Goerden auch ein Befreiungsschlag gewesen sein gegen die Ängstlichkeit, die seine Inszenierungen an der Königsallee bis dahin geprägt zu haben schienen.

Sattes Schauspielertheater war mit „Die Katze auf dem heißen Blechdach“ in der Regie von Markus Dietz zu erleben. Dem Regisseur, der US-Familienpanoramen mit einem heutigen Blick entwerfen konnte, ohne in modische Mätzchen zu verfallen, stand ein ausgeprägt einfühlsames Ensemble zu Verfügung; allen voran Marc Oliver Schulze als Brick und Charles Brauer als Big Daddy.

Vom Grantler Bernhard

Burghart Klaußner hatte sich durch einen Soloabend schon als Fan des Grantlers Thomas Bernhard „geoutet“. So lag es nahe, dass er die Regie in „Der Ignorant und der Wahnsinnige“ übernahm. Ältere Theaterbesucher kannten sicherlich noch die Inszenierung von Claus Peymann mit Bruno Ganz und Ulrich Wildgruber aus den 70er Jahren. Doch wie Marc Oliver Schulze, Otto Sander und Christine Schönfeld die bitterböse Abrechnung mit der Welt der Kunst und dem allgemein Menschlichen gestalteten, das brauchte den Vergleich mit der Peymann-Inszenierung von den Salzburger Festspielen nicht zu scheuen.

Mit „Penthesilea“ war Lisa Nielebock am Schauspielhaus eine erstaunliche Inszenierung gelungen. An diesen Erfolg wollte sie mit Shakespeares „Macbeth“ anschließen. Zwar funkelte die Inszenierung nicht in magischer Böswilligkeit, doch Martin Rentzsch in der Titelrolle und Lena Schwarz als Lady Macbeth gaben das mordlüsterne, machtversessene Paar als verschworene Gemeinschaft, weniger gefühlsüberbordend als von taktisch-verbrecherischer Konsequenz

Nicht zu vergessen: „I hired a contract killer“ nach Kaurismäki. Jorinde Dröse zeigt die tragikomische Geschichte wie eine skelettierte Moritat, dumpf und atemlos. Henning Hartmann agiert in der Hauptrolle wie ein Verlorener in den Untiefen des Alltags.

Und dann der Liederabend zu Ehren von Johnny Cash. Ein Publikumserfolg, wie ihn die Goerden-Ära nur selten erlebt hat. Schauspielerisch eher ein Leichtgewicht, lag der Fokus auf der Musik. Mit Thomas Anzenhofer befand sich der ideale „Men in Black“ im Ensemble. Wenn Johnny Cash das noch hätte hören können, er hätte mit Sicherheit seine Gitarre ausgepackt und mitgespielt: Walk the line...