Ein seltener Moment: ein in Bochumm geborener Schauspieler in einer Titelrolle einer regulären Inszenierung des Schauspielhauses. Damir Avdic, seit dieser Spielzeit fest im Ensemble an der Königsallee, spielte in „Hase Hase“ von Coline Serreau das gleichnamige jüngste Mitglied der Chaos-Familie Hase. Und wurde in den Kammerspielen intensiv beklatscht.
Im ausverkauften Haus waren viele junge Gesichter zu sehen. Schwer zu sagen, ob das am 1990 geborenen Avdic, am anarchisch-fröhlichen Stück oder an der Studenten-Flatrate lag. Zu sehen bekam das Publikum einen äußerst temporeichen, knallbunten Parforce-Ritt geboten (eine Theaterkritik lesen Sie auf der ersten Kulturseite der Mantelausgabe).
Die Schauspieler begeisterten das Publikum. Energisch, unwirsch, doch dann plötzlich herzerweichend ehrlich spielte sich Cornelia Kempers als Mama ins Herz der Zuschauer. Rührend, wie sie um fünf bis sieben Sekunden des Weinens bat. Die Mutter aller Mütter.
Die Abteilung Groteske und Slapstick vertraten - jeweils schwer zankend - Nicola Mastroberadino und Raiko Küster als kriminelles Brüderpaar und Kristina Peters und Paul Behren als Fast-Ehepaar im Dauerstreit um einen Kassettenrekorder. Wunderbar, wie letztere, ineinander verbissen, zu einem seltsamen buschigen Bühnenwesen mutierten. Nur eine von vielen witzigen Regie-Ideen.
Hintergründige Lakonie brachte Bernd Rademacher als arbeitslos werdender Papa auf die Bühne, während Ute Zehlen, die skurrile bürgerliche Nachbarin Madame Duparri, mit einer schönen Mischung aus Grandezza und Tattrigkeit ausstattete.
Als wegen einer Lappalie scheidungswillige Marie, Herrin über eine irre Batterie von Schuhen, war Sabine Osthoff zu sehen. Diverse Kleinrollen übernahm Folkwang-Schauspielschüler Stefan Hartmann, beide erntete beim recht kurzen, doch sehr konzentrierten Schlussapplaus viel Zustimmung.
Die frische und dynamische Inszenierung wird sicherlich viele Freunde finden, auch wenn die Botschaft etwas simpel geraten ist.