Bochum-Langendreer. Volker Dornemann aus Bochum hat sich auf das Genre der Microstorys verlegt. Sein Erstlingswerk „Naniten“ enthält 200 Geschichten auf Kleinformat.

222 Seiten für ein Buch mit Einleitung und Dankeschön an alle Unterstützer, aber mit Raum für 200 Geschichten. „Weniger ist mehr“ hat Volker Dornemann für jede einzelne seiner Microstorys wahrhaft beherzigt, und eben diese 200 Mini-Geschichten, kaum mehr als ein Gedanke in wenigen Sätzen, als sein Erstlingswerk auch selbst als Buch herausgebracht. „Naniten“ heißt es, und nimmt den Leser mit auf einen Galopp durch ganz verschiedene Welten.

Der Bochumer kam vom Zeichnen zum Schreiben

Der 54-Jährige sagt selbst „Achterbahnfahrt“, und ein bisschen Auf und Ab, Wendungen und plötzliches Tempo oder akutes Abbremsen haben das Leben des Langendreerers auch geprägt. „Das Zeichnen, vor allem Cartoons und Comics, haben mir immer gelegen, das wollte ich machen“, sagt er, „aber ein erster Anlauf bei einer Akademie ging schief“. Also begann er eine Lehre als Werbetechniker („Schildermaler“), die ihn aber nicht weiterbringen sollte.

„Naniten“ von Volker Dornemann braucht nicht viel mehr als 200 Seiten für Vorwort, 200 Geschichten und Danksagung.
„Naniten“ von Volker Dornemann braucht nicht viel mehr als 200 Seiten für Vorwort, 200 Geschichten und Danksagung. © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

Dann folgten mehrere Uni-Semester in Bochum in Geschichte und Philosophie, vor allem aber ein Crashkurs „Multimedia“ und ein Angebot einer Firma für 3-D-Anwendungen, für die er Grafiken und Design erstellte. „Ach ja, DJ war ich zwischendurch auch“, fällt ihm im Gespräch ein, eben eine der Kurven und Wendungen.

Mit Corona kam die Vollbremsung

Seit 20 Jahren hat er sich der Selbstständigkeit verschrieben und macht vor allem Illustrationen für Agenturen, aber auch ein Cartoon-Buch mit Bernhard Hoëcker, dem Komiker und Moderator. Bis Corona kam, „und praktisch zur gleichen Zeit meine Mutter ein Pflegefall wurde“.

Und der Zeichner eine Blockade vor dem leeren Blatt erlebte, die kreisenden Gedanken nicht in Form fanden, und die Aufträge von Agenturen oder Musikern ausblieben. „Die mussten ihre Kohle zusammenhalten“, erlebte er.

Die Microstorys

„Naniten“, Volker Dornemann, 200 phantastische Microstorys, Kindle Ausgabe, 222 Seiten, ISBN 9798830954051.Aus dem Vorwort: „Gescheiterte Zeitreisende, künstliche Intelligenzen, mythische Unholde, Märchenmonster und Mutanten – das sind nur einige der Pro- und Antagonisten.“„Science Fiction trifft auf Mystery, trifft auf Fantasy, trifft auf Horror, trifft auf Märchen.“

„Das Schreiben habe ich bis dahin mehr nur für mich gemacht und keinem gezeigt“, beschreibt er, „die Uni hat mich da eher auf einen steifen, akademischen Weg gebracht“. Bis er auf die Microstorys stieß und darin sein Mittel fand, schnell aufeinander folgende Gedanken nicht in eine lange Geschichte zu drängen, sondern in kurzen Happen zu Ende zu führen.

Zwei Gedanken, zwei Microstorys: Volker Dornemann fasst sich kurz in „Naniten“.
Zwei Gedanken, zwei Microstorys: Volker Dornemann fasst sich kurz in „Naniten“. © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

Recherche gehört dazu

„Aber die Verlage wollen erst mal Romane sehen statt Kurzgeschichten“, musste er feststellen, und blieb trotzdem dabei. Seine Welt ist die Fantastik, Mythologisches, Märchenhaftes, bis hin zum Horror, aber vor allem Science-Fiction. „Da recherchiere ich auch, damit ich nicht totalen Humbug schreibe, es muss schon einen Bezug zur Wirklichkeit haben“, ist seine Überzeugung. Fünf bis sieben Bücher lese er durchaus im Monat.

Die Form der Microstorys, weiß Dornemann, ist in Deutschland noch nicht unbedingt verbreitet, im englischsprachigen Raum allerdings seien die Ultrakurzgeschichten mit maximal 500 Anschlägen auf der Tastatur. „Eine Herausforderung, etwas Sinnvolles so extrem kurz zu fassen“, stellt der Autor klar. Aber sein Spaß an den reduzierten Gedanken-Geschichten blitzt überall durch in diesen 200 Geschichten.

Und: er arbeitet doch an einem Roman.