Nord/Mitte..


25 Grad im Schatten, Sportunterricht im Freien. In einer kurzen Pause greifen alle zur Trinkfalsche. Alle? Fast alle. Denn einige Schüler der Werner-von-Siemens-Schule sind Muslime und fasten im Ramadan. „Für einige ist es vielleicht nicht ganz nachzuvollziehen“, weiß Cenk Celen, Referendar an der WvS. Dabei gehört der Ramadan für etliche Schüler zum Leben dazu wie für die Mehrheit das Weihnachtsfest. „Tatsächlich haben gut ein Viertel unserer Schüler einen Migrationshintergrund“, erklärt WvS-Direktor Martin Dambeck. „Natürlich sind nicht alle muslimisch, aber wir wollten ein Zeichen setzen und unterstreichen, dass wir eine große Gemeinschaft sind“, so der Direktor. Deshalb zögerte er keinen Moment, als Referendar Celen mit einer Idee an ihn herantrat. „Ich dachte, man könne mal gemeinsam das abendliche Fastenbrechen feiern“, so Celen.

Auch Deutsche steuerten Essen bei

Gesagt, getan. In der Mensa der WvS wurde alles für ein großes Buffet bereitet. „Wir mussten uns darauf verlassen, dass jeder eine Kleinigkeit mitbringt. Das hat erstaunlich gut geklappt“, erzählt der Referendar. Auch viele deutsche Nachbarn hätten Kuchen und Süßigkeiten mitgebracht und sich dem Fastenbrechen angeschlossen.

Begeistert von der Idee des gemeinsamen Essens in der Schule waren auch zwei Profi-Sportler: Mirkan Aydin und Mounir Chaftar. „Sie haben sich einfach dazugesetzt. Und waren zwei von vielen“, so Celen.

Weil im Ramadan besonders die Gemeinschaft von Familie und Freunden im Vordergrund steht, hat sich Sabit Gevher etwas besonderes einfallen lassen. Gevher betreibt einen Dönerladen am Südring/Ecke Kortumstraße. Er bietet während des Ramadan eine Buffet in der oberen Etage seines Ladens an. „Die ersten Tage sind super gelaufen“, erzählt er. „Wir hatten bis zu 50 Leute zu Gast. Darunter auch einige Deutsche, die einfach mal dabei sein wollten“, erzählt der Chef vom K.Maras Grill.

Dann ist aber etwas geschehen, womit er nicht gerechnet hat. „Während des Bochum Total-Wochenende sind immer mehr Leute weggeblieben“, erzählt Gevher. Der Lärm, Trubel und Alkohol auf den Straße hätten so konträr zu den Werten des Ramadans gestanden, dass es für viele Familien nicht vereinbar gewesen sei. „Das verstehe ich auch. Abends will man eigentlich gemütlich mit seiner Familie essen“, so Gevher. „Ich denke aber, dass in den nächsten Tagen wieder mehr Leute kommen werden“, glaubt der Chef, für den es in der Ramadan-Zeit alles andere als leicht ist. Den ganzen Tag steht er am gut duftenden Dönerspieß bei mehr als 30 Grad und darf weder essen noch trinken.

„Besonders die ersten drei Tage des Ramadans sind schwierig, aber dann hat sich der Körper darauf eingestellt“, verrät er. Nicht trinken zu dürfen, das mache ihm allerdings zu schaffen. „Aber das übersteht man auch“, sagt er. Ihm pflichtet auch Kunde Murat Tekin bei: „Wenn man glaubt, dann ist das Fasten ganz einfach. Und man fühlt sich tatsächlich besser.“

Tekin denke während des Ramadans oft an hungernde Kinder in Afrika und wisse dann viel mehr zu schätzen in welchem Luxus man hier lebe. „Außerdem spende ich für Arme. Das ist auch ein schönes Gefühl. In dem stressigen Alltag gehen solche Dinge manch mal unter, während des Ramadans konzentriert man sich aber auf das Wesentliche. Das macht einen sehr zufrieden.“ Mitarbeiter Demirel Bülent ist derselben Meinung: „Für mich war Fasten noch nie ein Problem. Meine Migräne ist sogar während des Ramadans verschwunden. Ich weiß zwar nicht wieso, aber es ist so.“