Bochum. Im Theater Rottstraße 5 kriecht Publikum und Schauspielern im schummerigen Saal unter den Bahngleisen das frostige Frühjahr zunehmend in die Knochen. „Und dann treten die Akteure auch noch vermehrt mit nackten Füßen auf eisigem Betonboden auf“, weiß Intendant Hans Dreher, „das ist ja fast, als seien unsere Regisseure Sadisten…“

Gleich, ob Michael Lippold als Karamasow’scher „Großinquisitor“ gestern Abend, Martin Bretschneider als „Werther“ am kommenden Samstag (13. April), oder Dagny Dewath nach längerer Pause (endlich wieder!) mit ihrem Sylvia Plath -Solo am Freitag, 19. April – alle drei müssen tapfer sein, und auf wärmere Tage hoffen.

Übrigens hat nicht nur das Wetter Auswirkungen auf die Befindlichkeiten der populären Off-Bühne, sondern auch der Abriss des Hotels Eden. Der Baulärm unterwanderte zum Beispiel die Proben von „Einmal noch Marseille“, das vor Wochenfrist Premiere hatte, und nun wieder am 8. und 18. April auf dem Spielplan steht. Katharina Brenner, Jost Grix, Charlene Markow und Bernhard Schmidt-Hackenberg erzählen in Alexander Ritters Regie-Debüt die Geschichte einer Frau und ihrer tödlichen Krankheit ohne Gejammer, ohne Pathos, aber nicht ohne Humor.

Die April-Premiere im Theater Rottstraße 5 präsentiert kein neues Stück, dafür aber ein neues Format: Erstmals wird in einer RS-Inszenierung für Gehörlose synchronübersetzt. Die Gebärdensprach-Dolmetscherinnen Christiane Kirketerp und Nora Bauckhorn werden Dagny Dewath, Felix Lampert, Akbar Paktin und Alexander Ritter durch die furiosen Szenen des „Fight Club“ begleiten – die Paradeinszenierung der Rottstraße 5.

„Theater, das in den Bauch tritt und eine Diagnose über die Gegenwart ins Unterbewusstsein verlegt. Frenetischer Applaus für abgebrüht clevere Kunst“, notierte die WAZ anlässlich der Premiere. „Diese hoffentlich erste von vielen Vorstellungen für Gehörlose wurde durch die Unterstützung der Kontakt- und Beratungsstelle für Gehörlose und Hörgeschädigte der Stadt Bochum ermöglicht“, erläutert Hans Dreher, der hofft, „dass dies der Anfang einer wunderbaren Freundschaft sein wird“.

Schließlich sind im April wieder alte Bekannte in der Rottstraße 5 zu Besuch: Das Stummfilmmusiker-Duo „Interzone Perceptible“ vertont am 20. April live mit seiner einzigartigen, elektronisch beeinflussten Musik F. W. Murnaus Stummfilm-Klassiker „Der letzte Mann“ (1924). Und beim vertonten Kino zu bleiben: beim trashigen Live-Hörspiel „Batman hält die Welt in Atem“ wird es am 26. April wieder heißen: „Es mögen vielleicht Trinker sein, Robin, aber es sind auch menschliche Wesen.“