Bochum. Frank Goosens Revierroman „Radio Heimat“ wird mit prominenter Besetzung verfilmt. Am Dienstag wurde in einer Wattenscheider Gaststätte gedreht.

Für Frank Goosen ist es eine Zeitreise. Er steht vor der Kneipe „Zum Sportfreund“, blickt auf die verwitterte Fiege-Werbung und schwärmt vom Wirt Siggi Mordau, der damals „Generationen von Ostringern abgefüllt hat“. Damals, das war in den 80er Jahren, als Pennäler Frank das Gymnasium am Ostring besuchte. Heute ist der „Sportfreund“ nur noch Kulisse: für die Verfilmung des Goosen-Romans „Radio Heimat“.

2010 erschienen die Heimat-Geschichten, in denen der wohl populärste Bochumer Autor seine Sturm- und Drangzeit in den 80ern zwischen Freibad und Frikadellen, Pils und Pöhlen, bösen Buben und Herzensdamen dokumentiert. Wie sein Erstling „Liegen lernen“ (2000) kommt nun auch „Radio Heimat“ ins Kino. „Geierabend“-Regisseur Matthias Kutschmann dreht die Komödie in Anlehnung an den Revierroman von Frank Goosen (49).

Pubertäts-Pöttler, von Goosen genial gezeichnet

Noch bis Ende August laufen die Dreharbeiten in Nordhein-Westfalen. Die Schauspielriege ist prominent besetzt. Revier-Charaktere wie Ralf „Ralle“ Richter, Peter Lohmeyer, Ingo Naujoks, Willy Thomczyk und Peter Nottmeier stehen ebenso vor der Kamera wie TV-Größen Heinz Hoenig und Anja Kruse (als „Omma“). Goosens genial gezeichnete Pubertäts-Pöttler Frank, Pommes, Spüli und Mücke verkörpern die Jungdarsteller David Hugo Schmitz, Jan Bülow, Hauke Petersen und Maximilan Mundt.

Am Dienstag fiel die Klappe auf der Hochstraße in Wattenscheid. „Vor einiger Zeit tauchte hier ein Motivsucher auf. Der suchte eine Kneipe im 80er-Jahre-Stil. Da war er bei uns genau richtig“, schildert Silke Ziebuhr (51), seit Januar Pächterin des „Bürgerkrugs“ und Nachfolgerin von Waltraud und Ewald Fey, die die Wattenscheider Theken-Institution bis zum Ruhestand sagenhafte 43 Jahre geführt haben.

Kinostart im nächsten Jahr



Mit „Radio Heimat“ (Zusatz: „Damals war auch Scheiße!“) gibt Matthias Kutschmann sein Debüt als Kino-Regisseur. Co-Produzenten sind Peter Thorwarth („Bang Boom Bang“) und Adolf Winkelmann („Jede Menge Kohle“).

Neben den „Radio Heimat“-Kurzgeschichten fließen auch Episoden aus dem Goosen-Roman „Mein Ich und sein Leben“ (2003) in die Komödie ein.



Kinostart im Concorde-Filmverleih ist im nächsten Jahr. Wann genau, vermag die Produktionsgesellschaft noch nicht zu sagen.



Sein aktuelles Bühnenprogramm „Durst und Heimweh – Geschichten von unterwegs“ zeigt Frank Goosen am Samstag,5. September, um 20.30 Uhr bei seinem schon traditionellen Gastspiel beim Zeltfestival Ruhr.



Sitzplatzkarten zum Preis von 26,20 Euro sind noch im Vorverkauf erhältlich.

„Es ist wirklich berührend, den Dreh zu beobachten. Das kommt schon sehr nah an die damalige Zeit heran“, sagt der Autor und Kabarettist im WAZ-Gespräch. Stolz sei er darauf, dass jetzt ein zweiter (und, wie man hört, 2016 auch dritter) Roman aus seiner Feder verfilmt wird. „Ich habe zwar kein offizielles Mitspracherecht. Das Team legt aber durchaus Wert auf meine Meinung“, schmunzelt Goosen. Gespannt sei er auf die Produktion. Klasse finde er, dass seine Heimatstadt immer häufiger zur Kino-Kulisse wird: „Bochum ist Filmstadt!“

Und wer sich da noch so wiedererkennen könnte...

Schon jetzt denkt Frank Goosen an den Tag, an dem sein alter Stammwirt Siggi im Kino sitzt. „Der fällt tot um, wenn er sich in dem Film wiedererkennt.“

Auch ein zweiter berühmter Sohn der Stadt könnte sich als Ex-Ostring-Gymnasiast in „Radio Heimat“ angesprochen fühlen. Goosen: „Beim Siggi saß früher oft auch Herbert Grönemeyer an der Theke.“