Bochum-Dahlhausen. Gegen das geplante Neubaugebiet am Ruhrort in Bochum-Dahlhausen formiert sich Widerstand. Die Gegner wollen mit Argumenten punkten.

Ein letzter politischer Beschluss fehlt noch, dann ist das geplante Neubaugebiet am Ruhrort in Bochum-Dahlhausen "durch". Einige Bürger wollen allerdings verhindern, dass unten an der Ruhr bald die Bagger anrollen und das bisherige Grabeland zu einem Neubaugebiet wird. Sie hoffen, in der Politik mit ihren Argumenten punkten zu können.

Die Wilma Immobilien AG will am Ruhrort auf einer Fläche von 2,6 Hektar 64 Einfamilien-, Reihen- und Doppelhäuser bauen. Für dieses Bauvorhaben wurde der Bebauungsplan 997 aufgestellt. Darin ist auch festgelegt, dass der Großteil der für die Baugrundstücke und die Erschließung vorgesehenen Flächen wegen Hochwassergefahr um ca. zwei Meter angehoben werden.

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Nun steht der finale Satzungsbeschluss für eben jenen Bebauungsplan 997 an. Am Mittwoch, 20. Januar, wird sich die Bezirksvertretung Südwest in Form einer Anhörung mit dem Bauvorhaben beschäftigen. Anschließend beraten noch einmal der Ausschuss für Planung und Grundstücke am 26. Januar und einen Tag später der Haupt- und Finanzausschuss, ehe der
Rat am 4. Februar die Entscheidung fällt. 

Kritik an Stadt Bochum: Bauen trotz Klimanotstand

Die Gremien haben im Vorfeld eine sehr umfangreiche Vorlage mit vielen Stellungnahmen und Gutachten zu lesen. Aus Sicht der Neubaugebiets-Gegner ist diese zu umfangreich. "Sie liegt den Politikern erst ein paar Tage vor, das ist bis zu den Sitzungen doch kaum zu schaffen", findet Anwohnerin Heike Schick. Sie hofft daher, dass die Vorlage noch einmal geschoben wird und mehr Zeit bleibt, sich bei den Politikern Gehör zu verschaffen.

Als Hauptargument nennen die Gegner des Bauvorhabens den von der Stadt Bochum im Juni 2019 ausgerufenen Klimanotstand. "Das Ausrufen des Klimanotstandes bedeutet, dass Klimaschutz oberste Priorität vor allen anderen Maßnahmen hat", finden die Bürger, von denen übrigens viele gar nicht vor Ort wohnen.

Sofia Zeisig etwa, Biologie-Studentin aus Wattenscheid, setzt sich trotzdem für den Erhalt des Grabelandes in Dahlhausen ein. Für sie sind Klimaschutz und nachhaltiges Handeln allgemeine Themen, die man nicht auf Stadtteile eingrenzen könne. So sieht es auch Petra Wittenfeld aus Weitmar-Mark, die wie all ihre Mitstreiter findet: Klimaschutz fängt vor der Haustür an - und es muss nicht die eigene sein.

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Die geplante Bebauung des früheren Grabelandes von Dr. C. Otto finden die Gegner nicht mehr notwendig. Die Stadtverwaltung berufe sich noch immer auf ihr Wohnbaulandkonzept, das ja 800 neue Wohnungen pro Jahr vorsieht. Nur sei dies vor Ausrufen des Klimanotstandes beschlossen worden. Auch die Planung des Neubaugebietes am Ruhrort erfolgte früher.

"Von daher ist doch zunächst einmal die Frage zu klären, ob das angesichts der klimatischen Veränderungen so noch vertretbar ist und ob überhaupt noch der Bedarf besteht", sagt Heike Schick mit Verweis auf aktuelle Studien, aus denen hervorgehe, "dass Bochum sogar eher einen
Überschuss an Wohnungen hat".

Ein Aussetzen des Bauvorhabens bis zur Klärung der Frage des
Wohnraumbedarfs und das Vorliegen klimarelevanter Gutachten ist aus Sicht der Bürger das Mindeste, was man von der nun anstehenden politischen Diskussion erwarten könne, heißt es in einem Schreiben, dass auch an die Lokalpolitiker geschickt wurde.

Neubau-Gegner bekommen Unterstützung

Unterstützung erhalten die Gegner des Neubaugebietes am Ruhrort durch das Netzwerk für bürgernahe Stadtentwicklung. Dort habe man bei Durchsicht der Unterlagen (speziell Begründung und Umweltbericht des Planungsamts sowie Abwägung der Bürgerstellungnahmen) den Eindruck, "dass die Verwaltung dieses Verfahren offenbar um jeden Preis umsetzen will".

Auch im Netzwerk kommt man zu dem Schluss, dass dieses Bauvorhaben aufgrund der neuen Voraussetzungen (Klimanotstand, Wohnraumbedarf) neu und "vertiefend zu bewerten" sei. Zugleich wird eine weitere Bürgerversammlung angeregt, "auch wenn eine solche gesetzlich nicht vorgesehen ist".

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Um ihren Argumenten Nachdruck zu verleihen, wollen die Neubau-Gegner während der politischen Sitzungen körperliche Präsenz zeigen. Demonstrationen seien angemeldet worden. Zudem verweist man auf inzwischen 1700 Unterschriften, die über eine Online-Petition gesammelt wurden. "Wir stehen mit unserem Anliegen also wirklich nicht alleine da", stellt Heike Schick klar.

Die Bezirksvertretung Südwest tagt am Mittwoch, 20. Januar, um 15.30 Uhr in der Aula der Theodor-Körner-Schule in Dahlhausen.

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