Bochum. Die Theaterbanden des Jungen Schauspielhauses kehren zurück auf die Bühne. Spaß macht ihnen das immer noch – wenn auch unter strengen Auflagen.

Die letzte Perücke wurde soeben gefunden, das bunte Licht springt an – und schon verwandelt sich das Theaterrevier (Zeche Eins) in Bochum in eine fröhliche, bunte Party. Ausgelassen und zu hämmernder Musik toben die zehn jungen Leute über die Bühne, doch so richtig zufrieden ist Regisseurin Susanne Scheffler mit ihren Schützlingen noch nicht: „Ein bisschen mehr Spielhaltung, Leute“, mahnt sie. „Ausdruck, mehr Ausdruck im Gesicht!“

Keine Frage, bis zur gelungenen Premiere von „Everyone“, dem neuen Stück einer Theaterbande des Jungen Schauspielhauses, ist wohl noch ein guter Weg zu gehen. Und doch: Die jungen Spieler im Alter von zehn bis 14 Jahren sind heilfroh, überhaupt wieder hier stehen und gemeinsam proben zu können.

Es gibt noch freie Plätze

Die Vorstellungen von „Everyone“ am 13. und 14. November in der Zeche Eins (Prinz-Regent-Straße 50-60) sind ausverkauft. Eventuell gibt es Restkarten an der Abendkasse.Wer beim Jungen Schauspielhaus gerne mitmachen möchte: Für die Bande „Gender Tonic“ ab 15 Jahren, die am 27. November im Proberaum an der Humboldtstraße beginnt, gibt es noch freie Plätze. Info und Anmeldung: theaterrevier.de

Theaterbanden in Bochum sind zurück

Denn lange Zeit sah es nicht so aus, als ob das so schnell wieder möglich wäre. Der Corona-Lockdown legte die kompletten Aktivitäten des Jungen Schauspielhauses über ein Jahr lang auf Eis. Nur über Zoom-Konferenzen hielten die einzelnen Theaterbanden Kontakt: „Das war schon blöd“, fasst es Max zusammen.

Obwohl sich die Verantwortlichen eine Menge ausdachten, um ihre Workshops auch online halbwegs interessant zu gestalten: Richtiges Theaterspiel klappt eben nur live auf der Bühne. „Man kann seine Emotionen zu Hause am Computerschirm einfach nicht so rüberbringen“, sagt David, der schon ein Online-Casting für einen Kinofilm absolvierte. Dass er später einmal Schauspieler werden möchte, steht für ihn schon lange fest.

Alle fiebern der großen Premiere entgegen

Für Silvana hingegen ist es das erste Mal, dass sie unter professionellen Bedingungen auf einer Bühne steht. „Auf der Michael-Ende-Grundschule war ich schon in einer Theater-AG“, erzählt sie. „Das hat mir so großen Spaß gemacht, dass ich mich später beim Jungen Schauspielhaus angemeldet habe.“ Mit „Everyone“ fiebert sie am Wochenende ihrer ersten großen Premiere entgegen: Silvana kann es kaum abwarten. „Das ist richtig toll“, schwärmt sie, „und ich habe hier schon viele gute Freunde gefunden.“

Dabei ist bei den Theaterbanden noch längst nicht alles so unbeschwert wie früher. Weil nur wenige der jungen Schauspielerinnen und Schauspieler bereits geimpft sind, herrschen während der Proben und auch bei den Vorstellungen strenge Corona-Bestimmungen. Nur 16 Zuschauer dürfen pro Aufführung hinein, es gilt die 3G-Regel, und wirklich bei jedem (auch bei den Technikern hinter der Bühne) wird vor dem Einlass die Temperatur gemessen.

Mächtig viel Trubel ist auf der Bühne im Theaterrevier: Die jungen Schauspieler proben hier für die Premiere ihres Stücks „Everyone“.
Mächtig viel Trubel ist auf der Bühne im Theaterrevier: Die jungen Schauspieler proben hier für die Premiere ihres Stücks „Everyone“. © FUNKE Foto Services | MATTHIAS GRABEN

Theaterspiel wird mit dem Zollstock nachgemessen

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Leiterin Susanne Scheffler ist derweil mit ganz anderen Herausforderungen beschäftigt: Zwar dürfen ihre Darsteller auf der Bühne ohne Maske spielen, doch die Abstände müssen dafür genau eingehalten werden. „Das haben wir in jeder einzelnen Szene mit dem Zollstock nachgemessen“, erzählt sie. Für all diese Maßnahmen würden ihre jungen Schützlinge viel Verständnis zeigen: „Das ist ganz anders als bei einem Workshop mit Erwachsenen, den ich auch leite“, sagt sie. „Bei denen gibt es viel mehr Diskussionen.“

Dennoch füllen sich die Theaterbanden des Jungen Schauspielhauses in dieser Spielzeit nicht so rasch wie in früheren Jahren, wo die Plätze kurz nach dem Start schon längst belegt waren. Offenbar gibt es durchaus Eltern, die Bedenken haben, ihre Kinder in dieser Pandemie-Zeit zum Theaterspiel zu schicken. „Dabei achten wir wirklich auf alles“, sagt Sprecherin Orane Courtalin. „Und wir vermitteln den Kindern auch, dass wir das Thema ernst nehmen.“