Bochum.. Oliver Hoffmann, seit einem halben Jahr Direktor des Amtsgerichts, verweist auf vergleichsweise zügige Verfahren in seiner Behörde. „Hier bleibt nichts liegen“.

Das Amtsgericht Bochum mit seinen 290 Beschäftigten arbeitet schneller als andere vergleichbare Gerichte. „Das gilt eigentlich für alle Bereiche. Wir sind nirgendwo langsam. Nirgendwo gibt es Rückstände“, sagte am Montag Oliver Hoffmann, der seit einem halben Jahr das Gericht leitet, auf WAZ-Anfrage. „Hier bleibt nichts liegen.“

Beispiel Zivilklagen. Die knapp 7800 Klagen, die im vorigen Jahr eingegangen sind, wurden im Durchschnitt in einer Zeit zwischen vier und fünf Monaten zum Abschluss gebracht. „Damit liegen wir im Landesschnitt sehr gut“, sagt Hoffmann. Auch Verfügungen und Entscheidungen der Richter und Rechtspfleger würden innerhalb von ein bis zwei Tagen abgearbeitet. „Da haben wir Top-Werte. Da kann ich meine Leute loben.“

Verfahren am Familiengericht dauert im Schnitt sieben Monate

Die jährlich gut 5000 Strafsachen dauern beim AG Bochum im Schnitt zwischen 3,5 und knapp vier Monaten (die Zeit zwischen Anklage und Urteil, Strafbefehl oder Einstellung). Das sei für ein Großstadtgericht „erfreulich“.

In der Abteilung Familiengericht dauert es insgesamt länger, bevor ein Verfahren beendet wird, im Schnitt sieben Monate. Das liegt aber vor allem an Scheidungen und der mühsamen Klärung der Versorgung der Ex-Partner, zum Beispiel, wenn es um die oft hochstreitige, hochemotionale Frage der Zugewinne in der Ehe geht. Hoffmann war früher selbst einmal Familienrichter: „Zum gescheiterten Lebensentwurf kommt ein plötzlicher ökonomischer Druck“, sagt der 49-Jährige und meint zum Beispiel die doppelte Haushaltsführung, eine schlechtere Steuerklasse (I statt III) oder die Kindesbetreuung. „Das ist dann eine existenzielle Krise. Die müssen die Familienrichter schnell, aber auch behutsam und einfühlsam lösen.“ Nicht von ungefähr erledigen dies ältere, lebenserfahrenere Richter.

Das nächste Jahr steht im Zeichen des Umzugs ins neue Justiz-Zentrum

Immer wichtiger, so Hoffmann, werden die Betreuungssachen. „Der innerfamiliäre Zusammenhalt funktioniert im abnehmenden Maße.“ Immer weniger seien bereit oder in der Lage, selbst eine Betreuung in der Familie zu übernehmen. „Die Richter und Rechtspfleger sind oft auch als Ratgeber gefragt.“

Sehr viel Arbeit bereitet dem Gericht die Zahlungsunfähigkeit von Firmen und Privatleuten. In 2014 waren dort fast 3000 Verfahren wegen Verbraucherinsolvenzen anhängig, wegen Unternehmensinsolvenzen rund 1000. Tendenz: gleichbleibend hoch.

Das nächste Jahr steht vor allem im Zeichen des Umzugs. Ende 2016 ist der Einzug ins neue Justizzentrum geplant. Der Gerichtsdirektor plant dafür „so eine Art Grundreinigung“: Die Mitarbeiter sollen so wenig wie möglich mitnehmen, gerade weil sich „Berge von Akten“ angehäuft hätten.

Hoffmann wohnt mit seiner Familie in Bochum. Seit 23 Jahren hat er eine Dauerkarte für den VfL. Er fährt gerne Rad, besucht regelmäßig Konzerte und Ausstellungen und pflegt einen großen und aktiven Freundeskreis. „Wir sind gerne unter Leuten.“ Im Gericht ist er vor allem mit Verwaltung beschäftigt, weniger mit seiner Arbeit als Richter.