Bochum-Langendreer. Ein kostenloser Kurs bietet Bochumer Schülern die Chance, defekte Gegenstände zu reparieren. Neben technischer Hilfe geht's aber um viel mehr.
"Fridays for Future" dürfte so ziemlich allen Schülern ein Begriff sein. Dahinter steckt der wöchentliche Protest fürs Klima. Was sich hinter "Repair for Future" verbirgt, ist allerdings eine Neuheit: So heißt nämlich der Ferienkurs, den das zdi-Netzwerk "IST.Bochum" in den aktuellen Osterferien kostenlos anbietet.
Geleitet wird der Kurs unter dem Motto "Schrauben statt Schrotten" von Philipp Krüger. "Schüler können selbst defekte Geräte mitbringen und wir reparieren sie gemeinsam", sagt Krüger, der angewandte Nachhaltigkeit an der Hochschule Bochum studiert hat und an der Ruhr-Universität Bochum ein Repair-Café samt Fahrradwerkstatt ins Leben gerufen hat.
Fundbüro hilft den Bochumern mit Geräten aus
Defekte Laptops, streikende Kopfhörer, heruntergefallenes Handy - all das können die Jugendlichen mit in den Ferienkurs bringen und lernen, wie sie es wieder reparieren. "Etwas mitzubringen ist allerdings kein Muss. Wir kooperieren mit dem Düsseldorfer Flughafen und bekommen regelmäßig Spenden aus dem Fundbüro", sagt Krüger. Ein Fundus mit Gegenständen wie ferngesteuerten Autos, Laptops oder Hooverboards besteht deshalb bereits.
Zur "Hilfe zur Selbsthilfe" in Sachen Reparatur gehört nicht nur die technische Handarbeit. "Wir sprechen auch über Sicherheitsvorschriften und darüber, welche Geräte man gefahrlos reparieren kann und welche nicht", sagt Krüger, der selbst am liebsten Computer und Laptops auseinander nimmt. Geräte mit Starkstrom, deren Netzteile nicht extern verbaut seien, seien für die Laien-Reparatur ungeeignet.
Technisches Interesse nötig
Getüftelt wird in der zweiten Osterferienwoche im Schülerlabor Langendreer, welches sich in der Stadtbibliothek an der Unterstraße befindet. "Werkzeuge wie Zangen, Schraubenzieher und Scheren sind vorhanden. Mitbringen muss man lediglich technisches Interesse", sagt der Kursleiter.
Der Kurs wendet sich an Schülerinnen und Schüler der 7. bis 13. Klasse, eine Anmeldung ist notwendig. "Da der Kurs über zwei Tage angelegt ist, besteht auch Zeit, um Ersatzteile zu besorgen", sagt Krüger. Das gehört nämlich auch zum Ferienkurs: Die Recherche, wie man defekte Teile ersetzen kann. Auch Diskussionen über die nachhaltige Nutzung von Ressourcen und die Kreislaufwirtschaft stehen mit auf dem Programm.
Klimaschutz durchs Reparieren
Krüger ist sich deshalb sicher, dass "Repair for Future" gleich mehrere Vorteile hat: "Reparieren schont Ressourcen. Wenn man Dingen ein zweites Leben eingehaucht hat, hat man auch emotional einen ganz anderen Bezug zu dem Gerät", sagt Krüger. Statistisch gesehen behalte man solche Gegenstände länger. Hier wird auch die Analogie zu "Fridays for Future" deutlich: Wer repariert, anstatt neu zu kaufen, trägt zum Klimaschutz bei.
Repair-Cafés sind inzwischen in ganz Bochum auf dem Vormarsch: Regelmäßig finden beispielsweise Veranstaltungen an der Alsenstraße (Mitte), der Alleestraße (Mitte), An der Papenburg (Wattenscheid) oder in der Gerther Straße (Gerthe) statt. Meist steht die Reparatur von technischen Geräten im Vordergrund, teilweise werden aber auch Kleidung oder Fahrräder repariert.
Generation hat Defizite
Auch in puncto Berufsbildung sei das Reparieren für die Jugendlichen zuträglich, ist sich Krüger sicher. "Wir beobachten, dass die heutige junge Generation Defizite hat, Dinge selbst zu reparieren", sagt er. Falle das Tablett einmal herunter und das Display zerbreche, seien viele schon hoffnungslos verloren. "Viele Kinder sind dann wirklich begeistert, wenn sie lernen, was zum Beispiel in einem PC steckt und was man damit noch alles reparieren kann", berichtet Krüger.
Er hofft, das Interesse der Jugendlichen für das Reparieren dauerhaft wecken zu können. Ab Sommer plant er, eine Nachhaltigkeit-AG im Schülerlabor anzubieten, die sich vertieft mit den Grundbausteinen der Kreislaufwirtschaft beschäftigt. Und wer so richtig "aufs Reparieren" gekommen ist: Der könnte sich auch für ein Schülerpraktikum im Repair-Café bewerben.
Weitere Kurse im Angebot
Der Ferienkurs "Repair for Future" richtet sich ausschließlich an Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 7 bis 13. Er findet am 21. und 22. April statt, es gibt noch freie Plätze.
Der Kursort ist das zdi-Schülerlabor an der Unterstraße 71 in Bochum-Langendreer. Weitere Informationen sowie das Anmeldeformular für "Repair for Future" unter: www.ist-bochum.de. Dort findet sich auch das Angebot weiterer Ferienkurse - von 3D-Druck bis Computerkurs.