Bochum. Gegen die Verleihung des Steiger Awards an den türkischen Ministerpräsidenten Erdogan regt sich Protest. Die FDP kritisiert die Preisvergabe als „derzeit unangemessen“.
Am vergangenen Freitag hatte der Bochumer Medienberater Sascha Hellen die letzten prominenten Empfänger seiner Ruhrgebiets-Trophäe bekannt gegeben. In der Kategorie „Europa“ soll der türkische Regierungschef Recep Erdogan am 17. März in der Jahrhunderthalle geehrt werden.
Die FDP könne diese Würdigung „nicht nachvollziehen“, erklärt der stellvertretende Kreisvorsitzende Felix Haltt. Mit dem Steiger sollen Persönlichkeiten geehrt werden, die sich u.a. durch Toleranz und Menschlichkeit hervorheben. Die Liberalen indes melden „erhebliche Zweifel“ an, dass Erdogan für diese Tugenden stehe. In einer Pressemitteilung führt Haltt u.a. den Kurden- und Zypernkonflikt und die Einschränkung der Pressefreiheit in der Türkei an. Beim Thema Integration habe Erdogan in seiner Düsseldorfer Rede 2011 „den Eindruck erweckt, dass es sich bei den aus der Türkei Zugewanderten um eine nationale Minderheit handele, die sich vor Assimilierung schützen müsse. „Aus unserer Sicht sind dies jedoch Menschen, die wir in unser Land integrieren wollen“, so der FDP-Vize.
Stellvertretend für 50-jährige deutsch-türkische Freundschaft
Sascha Hellen bekräftigt die Entscheidung für Erdogan. Allerdings sei der Preis nicht allein als Würdigung der Person des Regierungschefs zu verstehen. Erdogan erhalte die Auszeichnung „stellvertretend für die 50-jährige deutsch-türkische Freundschaft“. Die FDP-Schelte am angeblich undemokratischen Gebaren des Ministerpräsidenten weist Hellen gleichfalls zurück. „Die Türkei ist Nato-Partner und enger Verbündeter der Bundesregierung. Das sollte auch gerade der FDP bekannt sein.“
Eine Ausweitung der Proteste wie 2011 beim angekündigten Ackermann-Auftritt befürchte er nicht, sagte Sascha Hellen am Montag im WAZ-Gespräch. Damals hatte der Deutsche-Bank-Chef eine Rede im Schauspielhaus nach scharfer Kritik abgesagt.