Minister Karl-Josef Laumann überbrachte den Bewilligungsbescheid für ein Förderprojekt. Es geht um die Entwicklung eines speziellen Computerprogramms für Palliativnetzwerke
Es geht um Menschen, denen oft nur noch wenig Zeit bleibt. Die meisten von ihnen sind unheilbar an Krebs erkrankt. Doch die ärztliche Kunst endet nicht, wenn keine Chance auf Heilung mehr besteht. Ganz bewusst haben die Mitarbeiter des Bochumer Palliativnetzes NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann drei Tage vor Heiligabend ins Hospiz St. Hildegard eingeladen, damit er dort einen Bewilligungsbescheid von knapp 200 000 Euro überreichen konnte. Mit dem Geld soll in die Zukunft einer optimalen Versorgung von unheilbar kranken Menschen investiert werden, zwar indirekt aber dennoch äußerst effektiv.
Investiert wird mit der Summe in die Weiterentwicklung eines bereits seit mehr als zwei Jahren erfolgreich in Bochum eingesetzten Computerprogrammes, einer Art elektronische Patientenakte. „Unser Ziel war es, dass die Patienten zeitnah optimal versorgt werden können”, erklärt Dr. Matthias Thöns, einer von sechs niedergelassenen Medizinern aus dem Palliativnetz.
Klaus Blum ist ebenfalls Arzt und arbeitet in diesem Zusammenschluss mit, er hat seit 2007 gemeinsam mit dem Programmierer Florian Brinkmann, der in der IT Abteilung des Augusta-Krankenhauses arbeitet, ein genau auf diese Anforderungen zugeschnittenes Informations- und Dokumentationssystem entwickelt: „Immer wenn schnelles Handeln erforderlich ist, kann eine fehlende Dokumentation problematisch werden”, so Blum. Das Palliativnetz, dem außer den erwähnten Ärzten, die beiden häuslichen Pflegeeinrichtungen Augusta-Ambulante Dienste und die Familien- und Krankenpflege Bochum, drei Hospizvereine, eine Apotheke/Sanitätshaus, die Palliativstation des Bergmannsheils und das Hospiz St. Hildegard angehören, hat im 2. und 3. Quartal des Jahres das Programm mit den Daten von 241 Patienten getestet.
Mit dem Geld aus Düsseldorf geht jetzt ab sofort die Universität Münster daran, ein für ganz Nordrhein-Westfalen und möglicherweise darüber hinaus einzusetzendes Programm vorzubereiten. Das „Projekt Informationssystem palliativcare.nrw” soll langfristig als bundesweites Modellprojekt zu einer besseren Versorgung und schmerzmedizinischen Behandlung schwerstkranker und sterbender Menschen führen.
Den Antrag für eine Förderung wurde vom Bochumer Palliativnetz und der Ärztekammer Westfalen Lippe gemeinsam eingereicht. Der Hauptgeschäftsführer der Ärztekammer Westfalen-Lippe, Michael Schwarzenau, erläuterte: „Mit diesem Projekt zeigen wir einen Weg als Abkehr von einer Insellösung.” Es gelte, die allein in Westtalen Lippe bestehenden 28 lokalen Palliativ-Netze zu verbinden. Dies kommt Minister Laumann entgegen. Für ihn ist das von Bochum aus angestoßene Projekt auch ein Fingerzeig für „mehr Transparenz im Gesundheitssystem”.