Bochum.

„Wir konnten es in den letzten zwei Wochen deutlich spüren: Viele Bochumer freuen sich, dass wir wieder da sind.“ Für Gerd und Heino Borgböhmer war der 16. Juli eine Art zweiter Geburtstag. Mit der Wiedereröffnung ihrer „Waldesruh“ führen die Brüder ein gutes Stück Bochumer Gastronomie-Tradition fort.

Im März 2010 war das 122 Jahre alte Lokal in Sundern in Flammen aufgegangen. Die Brandursache liegt bis heute im Dunkeln. Vom Fachwerk- und Stammhaus blieb nur ein Schutthaufen. Auf vier Millionen Euro beziffert Familie Borgböhmer den Totalschaden. Nicht nur die Inhaber, sondern auch die 25 Mitarbeiter und viele Gäste waren erschüttert: „Manche standen damals vor den Überresten und haben geweint“, erinnert sich Gerd Borgböhmer.

Schnell richtete er mit seinem Bruder den Blick nach vorn: „Allein unserer Eltern wegen durften wir nicht zulassen, dass ein Lebenswerk so zerstört wird.“ Wenige Wochen nach dem Großbrand begannen die Planungen für einen Neubau an gleicher Stelle und in gleicher Größe.

16. Juli: Bis zu diesem Termin musste die neue „Waldesruh“ vorzeigbar sein. Immerhin hatte sich für diesen Tag die erste Hochzeitsgesellschaft angesagt. „Der Druck hat geholfen, dass die Handwerker zusätzlich Gas gegeben haben. Die Brautleute konnten pünktlich bei uns feiern“, berichtet Heino Borgböhmer. Fix wurde die Idee verworfen, nach dem Auftakt ganz in Weiß zunächst wieder zu schließen. „Allerdings müssen unsere Gäste derzeit noch mit einigen Provisorien leben. Hammerschläge sind zu hören, auf dem Dach wird gewerkelt“, erklärt Heino Borgböhmer.

Zwei Stunden warten

Auch der Service scheint noch nicht rund zu laufen. WAZ-Leser Jörg Radtke berichtet über ein Essen mit seiner Frau und zwei befreundeten Ehepaaren. Erst nach über zwei Stunden hätten die letzten bestellten Gerichte auf dem Tisch gestanden. „Erklärung: In anderen Räumen fand eine große Hochzeitsfeier statt. Dadurch wurden die anderen Gäste vernachlässigt.“

Die Borgböhmers versprechen Besserung. In dem lichtdurchfluteten Restaurant (320 Plätze) offerieren sie neben westfälisch-rustikalen auch mediterrane Speisen. Von der inzwischen fertiggestellten Außenterrasse (150 Plätze) bietet sich ein Panoramablick auf das Weitmarer Holz.

Als Küchenmeister werden sowohl Gerd Borgböhmer als auch Josef Kachel in den Töpfen rühren. Für Kachel (43) ist es eine Rückkehr zu seinen beruflichen Wurzeln. In den 80er Jahren hatte er bei Borgböhmer seine Ausbildung zum Koch absolviert. Es folgten Anstellungen u.a. im Schlosshotel Hugenpoet in Essen-Kettwig. In den vergangenen neun Jahren war Josef Kachel Küchenchef im Haus Kemnade. Zum 1. Juli wechselte er in die „Waldesruh“.

Auf eine pompöse Eröffnungsfeier wurde und wird verzichtet. Der Neustart gestaltet sich somit wie die grüne Umgebung: beschaulich.