Kunst, wenn sie etwas bewegen, anregend sein und/oder den Betrachter fordern will, kann niemals „eindeutig“ sein. Gerade das Mehrdeutige und Ungreifbare macht sie ja erst interessant. Ein Künstler, der diese kreative Haltung stark verinnerlicht hat, ist Sven Piayda, der jetzt mit seiner Werkschau „show/time“ im Kunstverein Kulturrat zu Gast ist. Piayda versteckt sich gar nicht erst hinter möglichen kunstwissenschaftlichen Überhöhungen, sondern geht mit einer Kern-Aussage gleich in die Offensive: „Bei dem, was ich zeige, muss der Betrachter immer misstrauisch sein“, sagt der Künstler.
Möglichkeiten und Grenzen
Es geht also um Wahrnehmung im Allgemeinen, um Wahrnehmungsformen im Besonderen und Wahrnehmungsunterschiede beim menschlichen Blick auf die verschiedensten „Dinge“ der Welt sowieso. Dem 36-jährigen, aus Gelsenkirchen gebürtigen Künstler, der in Essen studierte, interessiert indes weniger das, was man sieht, vielmehr fasziniert ihn das Spiegeln von Möglichkeiten und Grenzen des jeweiligen benutzten künstlerischen Mediums.
Während einige von Piaydas Arbeiten „Unfotografierbares“ aus der unendlichen Weite des Weltraums zeigen – eine Serie heißt „Voyager 1“, nach dem legendären Forschungssatelliten, der erstmals die Grenzen des Sonnensystems verließ, präsentieren andere Werke Objekte aus dem nahen und unmittelbaren Wirkungsraum der Kamera selbst. Hier können Verpackungsschalen oder die Lichtanlage eines Studios zum Thema werden. Oft spielt auch die Darstellung von Zeit innerhalb der Fotografie eine Rolle: So fixiert Piayda fotografisch beispielsweise extreme Zeitspannen oder auch den einzigartigen, richtigen Zeitpunkt für den künstlerischen „Schuss“.
Dabei durchschweift der in Mülheim lebende Künstler auch durchaus nicht nur besagte „unendliche Weiten“. Auch zwei Fotografien aus der Alltagswelt machen stutzig: Vor den Häusern leuchten die Laternen, obwohl es noch Tag zu sein scheint. Und: bei einer ländlichen Szenerie passt der Nachthimmel nicht zum (Tages)-Rest der Bildkomposition. René Magritte, der surrealistische Meister, hat solche vergleichbaren Sujets gemalt; hier wie dort geht es – über den unbestrittenen ästhetischen Effekt hinaus – immer auch um die Beschäftigung mit dem Phänomen Zeit. Tag und Nacht sind in Sven Piaydas Fotos als zwei voneinander getrennte Zeitspannen plötzlich doch vereint.
In dieser Ausstellung also lohnt ein exakter Blick.