Bochum.. Im Haushalt der Ruhr-Universität Bochum fehlen bis 2015 jährlich 9,2 Millionen Euro. In den Fakultäten und Instituten droht jetzt gar der Stellenabbau. Ab 2015 könnte sich das finanzielle Dilemma der Hochschule noch verschärfen.

Gestern noch Elite-Anwärter, morgen schon Pleitegeier: Wie der Senat der Ruhr-Universität in seinen letzten Sitzungen besprach, fehlen im Haushalt der Hochschule bis 2015 jährlich 9,2 Mio. Euro. In den einzelnen Fakultäten und Instituten wird jetzt sogar der Stellenabbau diskutiert.

„Studium in Gefahr“, verkündet ein Flugblatt, das Anfang der Woche von einigen Philosophiestudenten auf den Tischen in der Mensa verteilt wurde. 90.000 Euro solle ihr Studiengang künftig pro Jahr einsparen, heißt es dort. Das für die Studienanfänger besonders wichtige Tutorenprogramm, das fachliche Grundlagen vertieft und Hilfestellungen bietet, werde zur Hälfte gekürzt. Die Arbeitsplätze von Lehrenden und Verwaltungsmitarbeitern könnten gestrichen werden. Die Studenten sind empört und aufgeregt. Schon in den letzten Jahren seien ihre Institute finanziell am Limit gewesen. Jetzt befürchten sie, dass die Qualität ihres Studiums deutlich leiden wird.

Kürzungen betreffen alle Studenten

Auch wenn die Philosophiestudenten als erste auf die Barrikaden gingen, trifft die Finanznot die gesamte Uni und 19 ihrer Fakultäten. Grund für die schwerwiegenden Einsparmaßnahmen ist eine Geldkürzung des Ministeriums: Da in NRW im Schnitt nur 94 Prozent aller Mitarbeiterstellen an staatlichen Hochschulen besetzt seien, weigert sich das Land bereits seit einiger Zeit, den Unis den kompletten Satz der Stellenkosten zu erstatten. Bislang hatte die RUB die fehlenden sechs Prozent aus eigener Tasche zahlen können. Doch jetzt sind die Rücklagen erschöpft.

Stellenkürzungen, entfallende Lehrveranstaltungen, weniger Buch-Anschaffungen, Professuren, die nicht mehr neu besetzt werden - die Liste der Befürchtungen von Studenten und Mitarbeitern ist lang. Über zwei Drittel der Sparmaßnahmen (6,7 Mio. €) werden in den Fakultäten stattfinden, also direkt an der Basis, wo sie für Studenten und Lehrende unmittelbar zu spüren sind. „Sie werden proportional auf die Fakultäten entsprechend der Größe der Personalkörper verteilt“, erklärte RUB-Kanzler Gerhard Möller in einer telefonischen Stellungnahme gegenüber der WAZ Mediengruppe. Die einzige Ausnahme sei die Medizin, die aus anderen Mitteln getragen werde.

Problem durch Fokussierung auf Exzellenz und Spitzenforschung

Fragt man in den einzelnen Fakultäten nach den genauen Sparmaßnahmen, gestaltet sich der Informationsfluss schwierig. Wenn es um Stellenabbau geht, möchte niemand seinen Namen in der Zeitung wissen. „Das Problem der allgemeinen Hochschulpolitik ist, das man auf Spitzenforschung und Exzellenz setzt. Dabei fehlt es in den Unis schon an der existenziellen Grundausstattung“, meint eine Mitarbeiterin der Naturwissenschaften. Kanzler Gerhard Möller selbst äußert sich ähnlich: „Die Situation ist, dass wir zwar mehr Geld im System haben, aber die Grundfinanzierung zurückgeht.“

Besonders Geisteswissenschaften gefährdet

Das Geld im System, das seien vor allem Drittmittel: Gelder von Firmen und Stiftungen, die in Projekte der Spitzenforschung fließen, aber nicht für die Lehre, die Verwaltung oder die steigenden Unterhaltskosten ausgegeben werden dürfen. Solche Rechnungen müssen vom maroden Haushalt der RUB allein beglichen werden.

Unter den Einsparmaßnahmen leiden dabei insbesondere die Geisteswissenschaften. Während in anderen Bereichen auch technisches Personal eingespart werden könnte, gäbe es dort „weniger Spielraum, um das zu erwirtschaften“, so Kanzler Möller.

„Wir versuchen jetzt mit allen Kräften, den Personalbereich nicht zu tangieren“, versicherte aber Prof. Ralf Klabunde, Dekan der Fakultät für Philologie. Auch in der Philosophie wolle man die Lehre „qualitativ und quantitativ weiterhin auf einem sehr hohen Niveau“ sicherstellen, so eine Stellungnahme des dortigen Dekans. Seine alarmierten Studenten aber wollen auf die missliche Lage der Uni reagieren. Nach den Flugblättern verfassen sie derzeit ein Beschwerdeschreiben ans Ministerium.