Bochum.. Flüchtlingsrat lobt Informationsgebaren der Stadt Bochum. Standorte für neue Containerdörfer werden zur Zeit lokalisiert. Über die Standorte muss die lokale Politik entscheiden.
Ausdrücklich positiv wertet der in Bochum beheimatete Flüchtlingsrat NRW die aktuelle Informationspolitik der Stadt und die geplante professionelle Koordination des Einsatzes von Ehrenamtlichen bei der Betreuung von Flüchtlingen. „Zu begrüßen ist zudem, dass die Stadt versucht, Flüchtlingsfamilien mit Kindern möglichst schnell in kleine Wohneinheiten unterzubringen“, sagt Birgit Naujoks, Geschäftsführerin des Flüchtlingsrates.
Rasches Handeln tut vor allem deshalb Not, da einer aktuellen Prognose für das Jahr 2015 zufolge etwa 900 zusätzliche Flüchtlinge nach Bochum kommen werden. Derzeit leben in städtischen Einrichtungen etwa 1250 Menschen, hinzu kommen 140, die in der vom Land betriebenen Aufnahme-Einrichtung an der Lewacker Schule untergebracht sind. Sozialamtsleiterin Ute Bogucki geht davon aus, dass in diesem Jahr zwei bis drei zusätzliche sogenannte Containerdörfer für rund 100 Menschen in Bochum errichtet werden müssen, um dies zu bewältigen. „Wir werden in Kürze eine Liste mit möglichen Standorten vorlegen. Entscheiden muss darüber natürlich die Politik“, so Bogucki.
Fast in trockenen Tüchern dagegen ist die künftige Nutzung des ehemaligen Gewerkschaftshauses und späteren Altenheims an der Humboldtstraße als Flüchtlingsunterkunft. Die Katholische Kirche habe sich sofort äußerst kooperativ gezeigt. „Der Vertrag ist nahezu unterschriftsreif.“
„Ermessensspielraum besser ausnutzen“
Kritisch äußerte sich Birgit Naujoks zu einigen Praktiken der Bochumer Ausländerbehörde. Diese war zuletzt vor zwei Jahren negativ auch überregional in die Schlagzeilen geraten, weil sie eine damals 19-jährige junge Frau mit Hilfe der Polizei direkt im Rathaus mit Handschellen in Abschiebehaft hat nehmen lassen. Die Frau hatte sich später selbst schwere Verbrühungen aus Angst vor der Abschiebung zugefügt. „Ich wünschte mir, dass die Stadt, die derzeit die Fälle eher restriktiv behandelt, ihren Ermessensspielraum mehr im Sinne der Flüchtlinge nutzt“, so Naujoks.
Dagegen sei die Stadt deutlich besser geworden, was die Vorbereitung der Bevölkerung angehe. In Stadtteilen, in denen Gebäude von Flüchtlingen bezogen werden, gibt es jetzt koordinierte Informationsveranstaltungen. Das Negativbeispiel aus der Nachbarstadt Essen, in der eine Schule mit Flüchtlingen bezogen, die Nachbarschaft vorher aber nur unzureichend informiert worden sei, belege, wie durch sorgfältige Planung etwas für das gute Zusammenleben getan werden könne. In Essen hatte es zuerst Widerstand aus der Bevölkerung gegeben.