Bochum..
Sie hieß schon Ruhrwelle, sie hieß schon 98.5. Inzwischen heißt sie schnörkellos und prägnant Radio Bochum. Sie ist die Stimme der Stadt.
Manchmal ist sie lustig und aus dem Bauch raus, manchmal ernst und nüchtern ehrlich. Eines will sie immer sein: angemessen. Und das seit vielen Jahren. Das Bochumer Lokalradio feiert seinen 20. Geburtstag. Es ist wirklich schon so lange her, dass die damalige Chefredakteurin Elvira Kronast am 4. August 1990 um 6 Uhr zum ersten Mal grüßte: „Glück auf!“ hieß die Sendung und die Begeisterung war groß. Bochum hatte ein eigenes Radio, einen professionellen Hörfunksender. Das war ein Ding.
Die heutige Chefredakteurin Andrea Donat ist selbst schon 13 Jahre hier, davon 12 Jahre als Chefredakteurin. Noch länger dabei ist Günther Pohl. Er ist ein Mann der ersten Stunde. Sein Bekanntheitsgrad dürfte in Bochum irgendwo zwischen „Toto und Harry“ und der Currywurst liegen. Es ist kaum zu glauben, aber echt wahr: Dieser Mann hat in seinen 20 Jahren bei Radio Bochum kein Pflichtspiel des VfL Bochum verpasst. Kein einziges, null, nix.
Wenn Radio Bochum die Stimme der Stadt ist, ist Günther Pohl die Stimme des VfL. Seine Radioreportagen sind Kult. Die erste für den Lokalsender stammt aus dem August 1990, ein Pokalspiel bei Waldhof Mannheim. 3:2 ist es ausgegangen und an dieser Stelle kommt ein dunkler Fleck auf der Vita des VfL-Günthers ans Licht: „Ich weiß nicht mehr, ob wir da gewonnen oder verloren haben.“ Unglaublich! Dabei waren es doch nur läppische 741 VfL-Pflichtspiele, die der 56-Jährige seitdem besucht und meistens auch kommentiert hat.
Reporter Pohl und Chefredakteurin Andrea Donat erinnern sich noch gut an vergangene Zeiten. An Bandsalat und ewig lange Kabel, die in einer Ära klassischer Tonbänder und vor der Internetnutzung die Radioübertragungen bestimmt haben. „Ich habe noch Bilder vor Augen von Moderatoren, die schreiend aus dem Studio gelaufen kamen“, sagt Donat und lacht. Die Technik und ihre Tücken. Irgendwie kamen aber doch immer Sendungen dabei raus. Und was für welche. Die Bochumer lieben ihr Lokalradio, das zeigt die Elektronische Medienanalyse (E.M.A.), die zweimal jährlich Studien zur Reichweite der Lokalradios herausgibt: Laut E.M.A. führt Radio Bochum mit 39,5 Prozent Stammhörern den Radiomarkt in Bochum an.
Dabei war nicht immer alles rosig. Gerade in den Anfangsjahren sei man belächelt worden, ein Lokalradio - was sollte daran schon professionell sein. „Ein Problem war der Empfang. Er war stellenweise katastrophal“, sagt Andrea Donat rückblickend. Gerade der Bochumer Süden habe stellenweise nicht viel mehr als ein Knarzen und Knacken gehört. Vergangenheit!
Radio Bochum hat mehrere Relaunches hinter sich und Umzüge: Von der oberen Etage des Kortumhauses an den Westring und vor gut einem Jahr ins Kortumkarrée an der Huestraße. Andrea Donat, studierte Germanistin und passionierte Chefredakteurin, gerät ins Schwärmen, wenn sie übers Radiomachen spricht: „Es ist emotional, natürlich, unaufgesetzt. Man ist so nah dran.“ Sie sagt auch, dass die Leute wieder mehr Radio hören. Das findet sie gut.
Bochum gehörte übrigens zu den ersten Städten NRWs, die überhaupt ein Lokalradio hatten. Heute produziert Radio Bochum an jedem Werktag acht Stunden lang eigenes Programm. Zum Team gehören fünf Redakteure, zwei Volontäre und zahlreiche (feste) Freie Mitarbeiter. Den 20. Geburtstag feiert der Sender am Freitag, 30. Juli, mit einem Familientag im Stadtpark (12-18 Uhr) und einer großen Party in der „Zeche“ (ab 21 Uhr). Alle Bochumer dürfen mitfeiern.